Mit dem F-Type hat Jaguar ein echtes Traumauto ins Programm aufgenommen. Der Zweisitzer ist in seiner Basisversion nicht ganz so perfekt wie andere Mitbewerber, aber setzt sich besonders im akustischen Bereich an die Spitze.
Von Thomas Flehmer
Legendenstatus hat sich der E-Type von Jaguar im letzten Jahrhundert erarbeitet. Ob es für den in der Nomenklatura einen Buchstaben weitergerückten F-Type einmal dafür reichen soll, steht in den Sternen. Doch der neue Zweisitzer verfügt über Anleihen, in die Fußstapfen des legendären Vorgängers zu treten.
Typische Spielereien von Jaguar
Denn der F-Type besitzt die Sportwagen-typischen Gene. Eine lange Motohaube und ein kurzes Heck. Während es an der Front nichts zu mäkeln gibt, gefiel im Testzeitraum nicht jedem Betrachter die Heckpartie, die sehr breit ausgefallen ist und eher an amerikanische Muscle-Cars erinnert anstatt an britische Sportwagen-Historie. Die Bedenken werden beim Öffnen des 1,6 Tonners vertrieben. Die versenkbaren Türgriffe schnellen heraus – eine schöne Spielerei, wie es Jaguar auch schon in anderen Modellen gezeigt hat.
Puristisch ist dagegen der Innenraum ausgestattet – was auch gut so ist. Die Instrumente und Knöpfe sind selbsterklärend, einige Funktionen wie die Klimaanlage werden Jaguar-typisch über das Display gesteuert. Und auch hier konnte der Spieltrieb der Designer befriedigt werden. Wenn Luftströme in den oberen Körperpartien benötigt werden, fahren die Düsen aus der Mittelkonsole heraus und geben warme Luft nicht nur bei offener Fahrt ab – je nach Stärke der Belüftung sogar recht laut.
Jaguar F-Type in zwölf Sekunden offen
Doch die Lautstärke der Düsen wird überlagert vom Sound des drei Liter großen Sechszylinders. Der blubbert schon mit deaktivierter Auspuffklappe herrlich vor sich hin. Wird dieselbe aktiviert, ertönen Zwischengas und Fehlzündungen so edel, als würde die Vergangenheit in die Gegenwart übertragen werden.
Deshalb wird vor jeder Fahrt der Knopf gedrückt, um sich diese Symphonie ins Innere zu holen – egal ob die zwölf Sekunden, die zum Öffnen der Stoffmütze benötigt werden, abgewartet werden oder nicht. Besonders Tunnelfahrten zum Erlebnis, auch wenn die anderen Verkehrsteilnehmer dann zumeist den Kopf schütteln werden.
Jaguar F-Type in 5,3 Sekunden auf 100
Wird noch die Sporttaste gedrückt, kommen die 340 PS der Basisversion noch direkter zum Arbeiten. Besonders über die Kurven der Landstraße kann dann der 4,47 Meter lange Sportler gehetzt werden. Wer dabei nicht auf die gut schaltende Achtgang-Automatik von ZF zurückgreifen möchte, erfährt mit den Schaltwippen einen noch direkteren Spaß.
In 5,3 Sekunden sind die 100 km/h erreicht – und die Beschleunigung, untermalt vom Klang des Motors, möchte immer wieder ausprobiert werden. Dank der guten Zusammenarbeit von Fahrwerk und Lenkung gibt es keine Punkte, die den Spaß trüben. Nur am Rande: Jaguar gibt den Verbrauch mit glatten neun Litern an. Wie gesagt, nur am Rande.
RS-Version des Jaguar F-Type ab 2014
Und auch auf der Autobahn wird die Fahrfreude erst spät getrübt. Ab 220 km/h zieht sich der F-Type nur noch zäh bis zur Spitzengeschwindigkeit von 260 km/h. Aber das lässt sich verschmerzen. Wer dort noch mehr Kraft möchte, greift zum Sechszylinder mit 380 PS oder zum Achtzylinder mit 495 Pferden oder wartet auf das nächste Jahr, wenn die RS-Version mit 550 PS auf den Markt kommt. Doch die kleine Variante reicht vollkommen aus, um Spaß im Zweisitzer zu haben. Und mit 73.400 Euro ist diese Version die günstigste Variante, eine neue Legendenbildung aktiv mitzugestalten.