Jaguar F-Type: Ende aller Dissonanzen

Jaguar F-Type: Ende aller Dissonanzen
Optisch ist der Jaguar F-Type ein Hingucker . © Jaguar

Downsizing hin, Abgasvorschriften her: Die Begriffe Vierzylinder und Jaguar-Sportwagen erzeugen gemeinsam ausgesprochen bei Car-Guys immer noch leichte Dissonanzen. Doch die kommen beim Jaguar F-Type gar nicht erst auf.

Denn das Basisaggregat ist mit 300 PS unterwegs – und damit ist der Sportwagen der Briten alles andere als schwach auf der Brust. Damit wird der als Coupé und Cabrio erhältliche Brite deutlich günstiger: Zwar ruft Jaguar für die geschlossene Version immer noch mindestens 59.200 Euro auf und für das Cabrio nochmal 7000 Euro mehr. Doch verglichen mit dem bisherigen Einstiegsmodell sinkt der Preis um fast zehntausend Euro.

Auf dem Markt ist die P300 genannte Vierzylinder-Version schon seit Ende des vergangenen Jahres, allein im Winter haben nur wenige Käufer zugeschlagen. Wer abgewartet hat, und den F-Type jetzt bestellt, muss sich zwar noch ein paar Wochen gedulden, bis sein Auto ausgeliefert wird. Aber er kommt dafür bereits in den Genuss des Modelljahres 2019. Das unterscheidet sich zwar nur in einem, dafür aber umso entscheidenderen Detail von der aktuellen Version: Die neuen F-Types bekommen Jaguars aktuelle Infotainment-Generation spendiert, mit 10-Zoll-Touchscreen statt Mäusekino – und zwar serienmäßig. Ansonsten bleibt innen wie außen alles beim Alten.

Jaguar F-Type in 5,7 Sekunden von 0 auf 100

Jaguar F-Type. Foto: Jaguar
Die Achtgangautomatik im Jaguar F-Type kommt von ZF. Foto: Jaguar

Apropos außen: Wer zum P300 greift, muss keine Angst haben, dass die Passanten mit dem Finger auf ihn zeigen, weil er das Basismodell fährt. Nur Kenner werden den Vierzylinder am einflutigen, mittigen Endrohr ausmachen können; abgesehen davon unterscheidet er sich optisch nicht von seinen größeren Brüdern.

Und ganz ehrlich: Mit 221 kW/300 PS und einer Sprintzeit von nur 5,7 Sekunden braucht er sich hinter denen auch nicht wirklich zu verstecken. Der Zweiliter-Turbo darf sich innerhalb des Jaguar-Portfolios immerhin den Orden „stärkster Serien-Vierzylinder“ ans Revers heften. Dabei wuchert er nicht nur mit Leistung, sondern auch mit 400 Newtonmetern Drehmoment. Sie liegen laut Datenblatt schon bei niedrigen 1500 Umdrehungen an. Richtig spürbar wird die volle Kraft in den Tiefen des Drehzahlkellers allerdings noch nicht, erst wenn die Nadel des Tourenmesser die 3000er-Marke streift, legt sich der Benziner so richtig ins Zeug.

Unterwegs mit Achtgang-Automatik

Die Verwaltung der Kraft obliegt im P300 standardmäßig einer 8-Gang-Automatik von ZF. Sie muss beim 40 PS stärkeren Sechszylinder P340 übrigens extra geordert werden. Das lässt den Preisvorteil des Kleinen von 9.000 auf satte 11.500 Euro ansteigen. Die Möglichkeit, auf ein Schaltgetriebe zurückzugreifen, besteht beim Vierzylinder dagegen nicht. Wer meint, der Wandler arbeite etwas zu langsam und beim Rausbeschleunigen aus der Kurve fehle dem Motor ein wenig die Souveränität des V6-Modells, der muss entweder per Schaltpaddel hinterm Lenkrad die Gangwahl beeinflussen oder in den Sportmodus wechseln.

Dann dreht der F-Type die Gänge fast bis in den Begrenzer aus, wirkt mitunter allerdings ein bisschen angestrengt. In Sachen Akustik kann der Zweiliter-Motor dagegen recht gut mit seinen großen Brüdern mithalten. Zwar klingt er im Normalbetrieb etwas gedämpfter, doch sind die Klappen im Abgasstrang einmal geöffnet, macht auch er sich mit kernigem Fauchen bemerkbar. Im Dynamik-Betrieb zaubert er dem Fahrer mit neckischem Fehlzündungs-Frotzeln beim Lupfen des Gaspedals ein Grinsen ins Gesicht.

Zittern bei schlechten Straßen

Jaguar F-Type. Foto: Jaguar
Das Heck des Jaguar F-Type lässt sich sehen. Foto: Jaguar

Das Lachen vergehen kann den beiden Passagieren im eng geschnittenen Cockpit, wenn der Asphalt unter den mindestens 18 Zoll großen Rädern schlechter wird. So ausgeglichen der F-Type über lange Bodenwellen hinweg gleitet, so schlecht verdaut er kurze Anregungen und kommt dabei schnell in ein leicht nervöses Zittern. Das beste Mittel dagegen: eine kurvige Landstraße! Spätestens wenn der Jaguar Go-Kart-gleich ums Eck fährt und sich millimetergenau entlang der Ideallinie dirigieren lässt, lösen sich jegliche Zweifel an der Fahrwerksabstimmung in Luft auf und das zufriedene Schmunzeln kehrt zurück.

Das hält zukünftig auch an der Tankstelle an: Während sich die Sechs- und Achtzylinder-Modelle in der Praxis gerne mal bei 15 Litern und mehr einpendeln, bescheinigte uns der Bordcomputer nach einer durchweg flotten Testfahrt durch das hügelig-kurvige Hinterland der Côte d’Azure einen Durst von gut zwölf Litern. Damit ist zwar auch der Vierzylinder weit von der Normangabe von 7,2 Litern entfernt, aber immerhin deutlich sparsamer als seine großen Brüder. Und wenn ihn die Kundschaft wie von den Marketingstrategen anvisiert bewegt, dürfte der Wert noch etwas sinken: Der Vierzylinder ist schließlich nicht für Leistungs-Fetischisten gedacht, die ständig auf der letzten Rille unterwegs sind, sondern eher für Genießer, die damit auch mal ganz entspannt durchs Land cruisen wollen. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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