Jaguar F-Type AWD: Variabler Porsche-Jäger

Allrad für das neue Modelljahr

Jaguar F-Type AWD: Variabler Porsche-Jäger
Jaguar hat dem F-Type Allradantrieb spendiert. © Jaguar

Jaguar begibt sich mit dem F-Type auf die Erfolgsspur von Porsche. Auf dem Heimatmarkt hat der britische Sportwagen den deutschen Mitbewerber bereits überholt.

Jaguar gibt dem F-Type ein weiteres Merkmal mit auf der Überholspur. Als wichtigste Neuerung für das nächste Modelljahr erhält der erfolgreiche Newcomer einen Allradantrieb. Für glatte 6000 Euro gibt es ihn künftig bei Coupé und Cabrio als Option für die 278 kW/380 PS starke Version des 3,0 Liter großen V6-Motors und für den V8-Benziner, der nun in beiden Karosserievarianten auf 403 kW/550 PS kommt.

Allrad verleiht Jaguar F-Type Sicherheit und Spaß

Von außen nur an einer dezent retuschierten Motorhaube sowie der entsprechenden Ergänzung im Typenschild zu erkennen, spürt man den Unterschied hinter dem Lenkrad sofort: Während das Standardmodell für Heißsporne gerade auf feuchten Straßen so manche Überraschung bereit hält und bisweilen im Heck ein gefährliches Eigenleben entwickelt, wird der F-Type mit eingebautem Traktionsvorteil zum linientreuen PS-Soldaten. Da kann es noch so kräftig kübeln über dem Formel 1-Kurs von Estoril: Solange die Räder nicht über die eisglatten Curbs rattern, verbeißt sich der Jaguar förmlich in die Ideallinie und weicht davon keinen Jota ab.

Aber es geht nicht nur um die Traktion. Bei aller Sicherheit darf vielmehr der Spaß nicht auf der Strecke bleiben. Deshalb wurde zum Allradantrieb noch eine intelligente Steuerung namens IDD entwickelt und das bislang vom V8-Modell bekannte Torque Vectoring auch in die Sechszylinder eingebaut. So fährt der F-Type unter normalen Umständen weiter Heck getrieben und geht mit entsprechend großem Kino um die Kurven. Erst wenn die Elektronik Schlupf befürchtet, werden bis zu 50 Prozent der Kraft nach vorn abgezweigt. Dann ist Schluss mit lasziven Hüftschwüngen und der F-Type folgt selbst bei stürmischem Regen präzise dem Kurs, den man an der ebenfalls neuen Servolenkung mit elektrischer Unterstützung vorgibt.

Jaguar F-Type AWD legt um 80 Kilo zu

Jaguar hat dem F-Type Allradantrieb spendiert.
Scharf um die Kurve mit dem Jaguar F-Type AWD Jaguar

Doch das AWD-Paket hat auch seine Schattenseiten: Mit ihm steigt das Gewicht um 80 Kilo, der Verbrauch geht beim V6 um 0,3 und beim V8 um 0,6 Liter in die Höhe und der Sprint gelingt teilweise auch nicht mehr so schnell. Denn während der V8 mit der besseren Traktion sogar eine Zehntelsekunde weniger bis Tempo 100 braucht, fällt der V6 AWD gegenüber dem Normalmodell um 0,2 Sekunden zurück.

Am besten aber versteht man AWD, IDD, Torque Vectoring oder EPAS-Lenkung, wenn man selbst im Prototypen für das neue Modelljahr sitzt und damit über einen Hochgeschwindigkeitskurs fegt. Wo das bislang mit einem gewissen Nervenkitzel verbunden war, wiegt einen der Allrad in einer gefährlichen Sicherheit: Man muss einfach Gas geben und immer wieder die eigenen Grenzen ausloten. Denn die sind im F-Type viel schneller erreicht als die des Fahrzeugs.

Rückkehr der Handschalter seit dem Jaguar E-Type

Jaguar hat dem F-Type Allradantrieb spendiert.
Sechs Gänge können beim Jaguar F-Type nun manuell eingelegt werden Jaguar

Für Preisfüchse und Puristen gibt es bei beiden V6-Versionen noch eine weitere Neuerung: Zum ersten Mal seit dem seligen E-Type verfügt künftig bei Jaguar wieder ein Sportwagen über Schaltgetriebe. Mit dem sechsstufigen Räderwerk hat der Fahrer das Auto nicht nur buchstäblich besser im Griff, sondern er spart auch noch glatte 2500 Euro. Denn mit dem Verzicht auf die Automatik sinkt der Einstiegspreis für das 340 PS-Coupé auf 65.000 Euro und das Cabrio startet dann bei 72.000 Euro.

Als Jaguar vor zwei Jahren mit dem Launch des F-Type begonnen hat, haben die Briten immer den Porsche 911 als Vorbild und wichtigsten Konkurrenten genannt. Zwar sind sie auch nach 11.500 Einheiten im ersten vollen Jahr noch weit vom Erfolg des Dauerbrenners aus Stuttgart entfernt. Doch der Einstand ist den Engländern gelungen und in vielen Disziplinen rücken sie dem 911 zusehends auf die Pelle: In Großbritannien ist der F-Type schon der meistverkaufte Sportwagen, mit 90 Preisen darf er sich getrost als hoch dekoriert feiern lassen.

Und jetzt eifern die Engländer den Schwaben auch bei der Familienplanung nach. Denn genauso wie Porsche die Palette fein und immer feiner auffächert, hat auch Jaguar das Angebot mit den Allradlern und dem Handschalter kräftig erweitert und somit statt sechs auf einen Schlag 14 Varianten im Portfolio. (SP-X)

Vorheriger ArtikelStaubilanz: Fast eine Million Kilometer Stillstand
Nächster ArtikelVolkswagenkonzern mit magerem Jahresstart
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden