Jaguar F-Pace: Junger Beau mit alten Schrullen

Kompakt-SUV mit 240 PS

Jaguar F-Pace: Junger Beau mit alten Schrullen
Der Jaguar F-Pace fühlt sich auch offroad wohl. © AG/Flehmer

Seit über einem Jahr hat Jaguar sein erstes SUV im Programm. Der F-Pace verdreht immer noch so manchem Verkehrsteilnehmer den Kopf, erfreut Fahrer und Beifahrer mit altbekannten Stärken – erfreut weniger mit einigen Schrullen.

Es ist bei neuen Autos ein immer wiederkehrendes Phänomen. Zahlreiche Verkehrsteilnehmer und Autoaffine Mitbürger nehmen Neulinge genauer unter die Lupe, wenn das Fahrzeug vorbeirollt oder abgestellt wurde.

Über ein Jahr nach der Markteinführung ist Jaguars erstes SUV noch nicht aus dem Exotendasein gekrochen und wird vermehrt in Augschein genommen. Dabei sorgt die Außenhaut des jungen Beau zumeist für lobende Worte. Kein Wunder, hebt sich doch gerade das Heck aus dem sonstigen Allerlei im Trend-Segment hervor. Nicht ganz so verspielt wie die asiatischen Mitbewerber und trotzdem hinter der C-Säule markanter gezeichnet als die klassischen Vertreter aus Europa.

Optimale Federung abseits des Asphalts

Die Front knüpft nahtlos an die Design-DNA der britischen Kultmarke an. Der Jaguar-Kopf schmückt die Mitte des typischen Kühlergrills, die Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht leuchten wie schmale Katzenaugen. Unterfahrschutz vorne wie hinten signalisiert die Geländefähigkeit, die der 25d AWD auch unter Beweis stellen kann.

Doch auch wenn die Spezialisten von Range Rover ihr Wissen im F-Pace aufbereitet haben, wird sich das SUV wohl sehr selten abseits des Boulevards bewegen, was schade ist. Denn gerade auf unwegsamen Terrain werden die Vorzüge spürbar. Eine optimale Federung hält die Huckel außen vor, sodass die Insassen ganz sanft in den Ledersitzen chauffiert werden können.

Elastische Geschwindigkeitsentfaltung

Der Jaguar F-Pace kann auch sein Heck vorzeigen. Foto: AG/Flehmer
Der F-Pace erreicht nach 7,2 Sekunden Tempo 100. Foto: AG/Flehmer

Auf dem Asphalt hingegen stellt der Twinturbo-Diesel mit seinen vier Zylindern 177 kW/240 PS sowie 500 Newtonmeter Drehmoment ab 1500 Umdrehungen zur Verfügung. Damit sind nach einem kurzen Turboloch die 100 km/h nach 7,2 Sekunden erreicht. Insgesamt hält der Jag bis 217 km/h durch – auf freier Autobahnstrecke wurden auch noch die 220 gerissen.

Dabei nähert sich der 1,8 Tonner der Höchstgeschwindigkeit sehr konstant und elastisch an. Dass die angegeben sieben Liter Verbrauch dann im zweistelligen Bereich liegen, sollte nicht überraschen. Aber auch im Stadtverkehr liegt der Verbrauch bei etwas mehr als acht Litern, was aber für den 4,73 Meter langen und 1,65 Meter hohen F-Pace noch in Ordnung geht.

Und immer wieder nervt das Navi

Im Innenraum kann man genießen. Foto: AG/Flehmer
Das Cockpit ist wertig eingerichtet. AG/Flehmer

Auch die Einrichtung des jungen Beau geht in Ordnung – und unterscheidet sich nicht großartig von den Geschwistern von Jaguar und Land Rover. Der blinkende Startknopf signalisiert in der Mittelkonsole seine Bereitschaft. Der altbekannte Drehregler fährt auch im F-Pace nach dem Starten aus. Ambiente-Light und Panoramaglasdach sorgen für eine lauschige Atmosphäre, die von dem Selbstzünder zart untermalt werden.

Die lauschige Atmosphäre wird allerdings durch das umständlich zu bedienende Navi gestört. Nachdem das Ziel eingegeben wurde, wartet man vergeblich auf einen Hinweis zum Starten des Programms. Doch muss man zunächst das Ziel auf dem Touchscreen berühren, damit der Start-Button auftaucht. Da ist ein Schritt zu viel gemacht worden. Auch die Lichtautomatik mit dem Fernlicht agiert auf eigene Weise und passt sich nicht immer dem Verkehrsgeschehen an, sodass diese Stufe ausgeschaltet wird.

Moderne Fahrassistenten werden vermisst

Dass bei diesen Preisen sowie dem Bestreben nach möglichst viel Premium ein Abstandstempomat nicht serienmäßig an Bord ist und auch nur ein Spurhaltewarner sein Brummen in den Innenraum schickt, ist ebenso bedauerlich wie das Fehlen einer elektrischen Heckklappe. Das Schließen der Klappe klingt zudem recht blechern – eher schrullig als Premium.

Dafür können sich die Insassen sonst verwöhnen lassen. Raum ist für alle Personen genug vorhanden. Ein Radstand über 2,87 Meter verscheucht etwaige Platzängste. Und bei einem Kofferraumvolumen zwischen 650 und 1740 Litern finden alle nötigen Sachen für die längere Reise Unterschlupf, sodass zahlreiche Verkehrsteilnehmer und Autoaffine Mitbürger viel zu sehen bekommen, wenn das Fahrzeug vorbeirollt oder abgestellt wurde.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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