Jaguar E-Pace: Das feste Fundament der Pyramide

Auf Basis des Range Rover Evoque

Jaguar E-Pace: Das feste Fundament der Pyramide
Jaguar steigt mit dem E-Pace ins Segment der Kompakt-SUV ein. © Jaguar

Mit dem E-Pace bringt Jaguar das günstigste Modell der Angebotspalette. Auf dem Kompakt-SUV liegen mehr als große Hoffnungen, die der Geländegänger aber auch mehr als erfüllen kann.

Ein festes Fundament ist immer eine gute Basis für das darauf zu errichtende Bauwerk. Auch Autohersteller bauen ihre Strategien darauf auf – in Form der Pyramide. „Ganz unten müssen die Einstiegsmodelle so gut performen, dass die Kunden immer eine Stufe höher schauen. Der E-Pace gibt uns das Potenzial für das Fundament, eine gute Pyramide zu bedienen“, sagte Jan-Kas van der Stelt im Gespräch mit der Autogazette.

Der neue Geschäftsführer von Jaguar Land Rover Deutschland, der im Februar sein Amt antritt, hat für seinen Einstieg einen guten Trumpf an die Seite bekommen, der allerdings auch gleich die höchsten Hoffnungen erfüllen muss. Denn der seit Samstag erhältliche E-Pace soll die Zahlen des F-Pace übertrumpfen. Und der F-Pace hat im abgelaufenen Jahr bei 3397 Neuzulassungen in Deutschland mehr als die Hälfte des Gesamtabsatzes von Jaguar eingefahren. Der E-Pace muss also in diesem Jahr von Null auf Hundert schnellen. Die Anlagen dafür bringt er mit.

Anleihen beim F-Type

Da ist zum einen das Segment der Kompakt-SUV an sich, das sich sehr stark entwickelt und von dessen Strahlkraft der E-Pace profitiert. Die anderen Komponenten steuert das knapp 4,40 Meter lange SUV selbst dazu bei. Anders als der F-Pace hebt sich das kleinere Pendant, das auf der Plattform des Range Rover Evoque basiert, aus dem Einheitsbrei der Kompakt-SUV heraus.

Die breite Front mit dem großen Kühlergrill samt Raubkatzen-Logo macht schon Eindruck. Mehr Aufmerksamkeit erzeugt die hintere Partie. Nach der B-Säule senkt sich das Dach Coupé-artig in Richtung Heck. Der hintere Teil selbst unterstreicht den dynamischen Anspruch des SUV. Die hinteren Kotflügel besitzen eine optische Verwandtschaft zum F-Type und sorgen so für ein Alleinstellungsmerkmal im Kreis der ansonsten recht rundgelutschten Kompakt-SUV.

Kopffreiheit trotz Coupéform

Das Heck des E-Pace. Foto: Jaguar
Die Kotflügel des E-Pace unterstreichen die Verwandtschaft zum F-Type. Foto: Jaguar

Im Innenraum übernimmt der E-Pace das Interieur vom Paten der Schwestermarke. Somit kommt auch noch das Infotainmentsystem des Evoque zum Einsatz und noch nicht die neue Technologie, die im Velar verbaut ist. Aber auch das TouchPro mit seinem zehn Zoll großen Touchscreen sowie einem Wifi-Hotspot erfüllt den Dienst zuverlässig. Optional kann der Fahrer seinen Arbeitsplatz hinter dem Volant mit einem TFT-Instrumentendisplay sowie einem Headup-Display bestücken.

Vor dem Lenkrad und der Windschutzscheibe sitzen Fahrer und Beifahrer in den gut konturierten Sitzen sehr bequem. Die Passagiere in der zweiten Reihe verfügen bei einem Radstand von 2,68 Metern auch über genügend Platz. Die Kopffreiheit ist trotz der abfallenden Linie auch bei größer gewachsenen Personen noch gegeben. Ebenso gut verstaut werden kann das Gepäck auf 577 Litern, die auf bis zu 1234 Liter erweitert werden können.

Jaguar E-Pace mit großem Motorenangebot

Das Cockpit des E-Pace. Foto: Jaguar
Bekannte Komponenten im Cockpit des E-Pace. Foto: Jaguar

Der Diskussion um den Diesel zum Trotz setzt Jaguar auf die Kraft des Selbstzünders. Drei Diesel und zwei Benziner stehen im Angebot mit einer Leistungsspanne zwischen 150 und 300 PS. Auf den ersten Testkilometern standen sowohl der Top-Diesel als auch der kräftigste Ottomotor zur Verfügung, beide mit zwei Litern Hubraum und einer Neungang-Automatik von ZF. Die unbemerkt zu Werke gehende Schaltung scheint dem E-Pace aber auch ein wenig die Kraft zu nehmen. So macht sich die Sprintfähigkeit des Benziners über 6,4 Sekunden im Cockpit nicht bemerkbar, sodass die 300 PS nicht spürbar sind. Bis zu 243 km/h hält der Benziner auf der Autobahn mit. Der noch nach dem NEFZ zertifizierte Verbrauch liegt bei acht Litern.

Auch der Topdiesel mit seinen 240 PS stolpert bei der Beschleunigung über ein Turboloch. 500 Newtonmeter sollen den E-Pace innerhalb von 7,4 Sekunden auf 100 km/h bringen und zu einer Höchstgeschwindigkeit von 224 km/h verhelfen.

Beeindruckende Geländeeigenschaften

Die Seitenlinie des E-Pace. Foto: Jaguar
Der E-Pace schafft auch noch tiefere Gewässer. Foto: Jaguar

Umso beeindruckender sind die Geländeeigenschaften des Kompakt-SUV. Dank des neu entwickelten Allradantriebs Active Driveline stemmt der 1,9 Tonner selbst schwer zu befahrendes Gelände und bewältigt auch Flussdurchfahrten. Wer zudem noch die All Surface Progress Controll einschaltet, kann sich bis zu einer Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometern auf das Lenken konzentrieren, da der E-Pace dann halbautonom beschleunigt und abbremst.

Der E-Pace avanciert so zum kleinen Kraxler, der zudem für einen Einstiegspreis von 34.950 Euro im Premiumbereich zwar knapp über den Preisen vom BMW X1 oder Audi Q3 liegt, aber weit entfernt von den Einstiegen zu einem Infiniti QX30 oder gar zu einem Volvo XC40.

Jaguar selbst rechnet mit 80 Prozent Neukunden für den E-Pace sowie einem höheren Marktanteil als der größere F-Pace. Die Voraussetzungen dafür sind gut gelegt, sodass die Pyramide ein festes Fundament erhalten kann.

Vorheriger ArtikelNissan XMotion: Kompakte Aussichten
Nächster ArtikelAudi muss in Abgasaffäre 130.000 Diesel zurückrufen
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein
Bitte geben Sie Ihren Namen ein