Jaguar XK 3.5: Der letzte Biss fehlt

Jaguar will sich neuen Kundengruppen öffnen. Als Testballon bringt man den erfolgreichen XK-Sportler nun als 258 PS starkes Einstiegsmodell auf den Markt.

Von Stefan Grundhoff

Ganz so weit wie BMW wollten es die Briten dann doch nicht treiben. Die Münchner bieten das überarbeitete Sechser-Coupé ab Sommer dieses Jahres erstmals auch mit einem Diesel-Triebwerk an. Sicher auch ein Gedanke, der manchem Jaguar-Entwickler schon einmal gekommen sein mag. Doch bis auf weiteres lassen es die Insulaner etwas zaghafter angehen. Nach den bekannten XK-Versionen mit 298 und 416 PS legt man auf dem deutschen Markt zwar keine Diesel- aber eine limitierte Einstiegsversion an.

Der 3,5 Liter große Achtzylinder unterscheidet sich vom größeren V8 allein durch den kleineren Hub, der Rest bleibt weitgehend gleich. So kann man sich auch beim eleganten Brit-Nachzügler ebenfalls über diesen verheißungsvollen Groll-Sound freuen, der dem XK bei Gaspedal-Stößen einen unvergleichlichen Glanz verleiht.

Fliegengewichtler

Die Rechnung ist einfach: sind die 40 PS Mehrleistung den Aufpreis von 5700 Euro wert oder reicht der 77.900 Euro teure Testballon, der in Deutschland zunächst nur als Coupé-Version zu bekommen ist? Bei Jaguar ist man vorsichtig und das hat seinen Grund. Die deutschen Fans britischer Automobilkunst lieben die PS-starken Topmodelle. 40 Prozent aller XK-Modelle sind daher die Kompressor aufgeladenen Powerversionen mit 416 PS. Doch reichen auch 190 kW/258 PS im Basismodell? 335 Nm maximales Drehmoment bei 4200 U/min., 243 km/h Spitze und ein Spurtpotential 0 auf 100 km/h in 7,6 Sekunden sind anständig, aber auch nicht beeindruckend.

Doch dass es von allem etwas mehr sein dürfte, eint den 3,5er mit seinem größeren Bruder. Denn im Gegensatz zum viertürigen Luxusmodell des Jaguar XJ kann der sportliche Porsche-Gegner nicht mit seinem Fliegengewicht auftrumpfen und manche Leistungsschwäche überspielen. Das Leergewicht von über 1,7 Tonnen sorgt dafür, dass man hinter dem Steuer das ein oder andere Mal den letzten Biss vermisst.

Stimmiges Oberklassebild

Keine Abstriche gibt es bei der Serienausstattung Foto: Jaguar

Eine wahre Wonne für einen Sportwagen wie den 4,79 Meter langen Jaguar XK ist dagegen die sechsstufige Getriebeautomatik aus dem Hause ZF. Bereits der Automatikmodus macht Freude, doch gerade in der Sportstufe oder bei manueller Gangwahl jauchzt das Herz des Piloten. Ein Sparpreis ist der Einstand von 77.900 Euro beileibe nicht. Doch die Serienausstattung erlaubt sich ebenso wie beim XK 4.2 keinerlei echte Schwäche. 18 Zoll große Alufelgen, das elektronische Dämpfersystem CATS, vollelektrische Sitze, DVD-Navigation, Einparkhilfe und Bluetooth bieten zusammen mit dem schlüssellosen Zugang ein stimmiges Oberklassebild, das seinesgleichen sucht. Dass Jaguar beim Einsteiger-XK zunächst auf standesgemäßes Xenonlicht ebenso verzichtet wie auf eine offene Cabrioversion ist der einzige Makel.

Testlauf

Der kleine Motor bietet kaum weniger Fahrspaß Foto: Jaguar

Der kleine XK bietet im Alltagsgeschäft kaum weniger Fahrspaß als die 4,2-Liter-Version. Das gilt auch für den Durchschnittsverbrauch. 11,3 Liter Super auf 100 Kilometern sind ebenso auf dem Niveau des Erstgeborenen wie 269 Gramm CO2 pro Kilometer. Sollte der zunächst auf 200 Stück begrenzte Einsteiger beim Publikum ankommen, so Jaguar-Sprecherin Andrea Leitner-Garnell, dürfte der 3,5er bald ebenso als vollwertige XK-Variante kommen wie eine 258 PS starke Sonnenterrasse.

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