Jaguar XJ6 Diesel: Dieses Paket passt

Jetzt hat auch Jaguar für sein Luxusmodell XJ einen Selbstzünder im Programm. Doch bei diesem Diesel zählen nicht allein Leistung und Hubraum, sondern ganz andere Werte.

Stefan Grundhoff

Die PS-Bolzerei geht in der Luxusklasse in eine neue Runde. Mercedes und Audi pressen ihre Dieselaggregate in ungeahnte Leistungshöhen. BMW und VW stehen kaum zurück. Bei Jaguar sieht die Sache ganz anders aus. Nicht laut pder aufdringlich, sondern leise und lässig präsentieren die Briten im Luxusmodell XJ ihren ersten Selbstzünder.

Von den meist deutschen Konkurrenzmodellen im Luxussegment sollen möglichst viele zum neuen Jaguar XJ herüberschielen. Ab dem Modelljahr 2006 auch zum längst überfälligen Diesel. Den kennt man bereits aus Modellen wie Jaguar S-Type, Land Rover Discovery oder Peugeot 607. Die Gemeinschaftsproduktion von PSA-Gruppe und Ford Motor Company hat künftig ein neues Zugpferd, den imageträchtigen XJ.

Hervorragende Geräuschdämmung

Weil sich 2,7-Liter in der Megaklasse allzu schmächtig anhören, hat man bei der Namensgebung auf den Hubraumzusatz verzichtet. Diesel ja, aber es muss ja schließlich keiner wissen, dass diese sechs Zylinder den kleinsten Hubraum in der Luxusklasse haben. Die meisten Edelkatzen dürften sowieso ohne Typenschild geordert werden. Und so muss man schon sehr genau hinhören, um einen Diesel erlauschen zu können. Die Geräuschdämmung außen gelang prächtig; kaum ein Unterschied zu den Benzinern. Im Innenraum sieht es noch besser aus. Dank des eingesetzten Dämmglases hört man im ledernen Innenraum nicht einen Hauch. Einzig bei harten Beschleunigungsvorgängen dringt sanftes Dieselgesäusel nach Innen.

Selbst der Fahrer tut sich schwer, dieses Dieselaggregat zu erkennen. Perfekt auf die Sechsgangautomatik abgestimmt dreht der Sechszylinder willig nach oben; wechselt seine Gangstufen souverän und snobbish zugleich. Es ist eine Freude, im neuen Jaguar XJ unterwegs zu sein. Ab 3500 Touren bekommt die scheinbar perfekte Symbiose jedoch einen Dämpfer. Bei vehementen Beschleunigungsvorgängen wird es bei höheren Drehzahlen recht dünn. 207 PS sind ordentlich, aber keine Welt. Und etwas mehr als 2,7 Liter Hubraum dürften es auch sein, besonders in dieser Klasse.

Niedriges Gewicht von Vorteil

Zum Glück kann der XJ mit seinem größten Pluspunkt wuchern, dem niedrigen Gewicht. Dank konsequenten Leichtbaus wiegt der fünf Meter Lange Edelbrite keine zwei Tonnen, sondern gerade einmal 1.700 kg. Das honoriert der Pilot in jeder Kurve mit wohlwollendem Kopfnicken. Leichtfüßig tänzelt der Hecktriebler um die Ecken, dass man nur noch mit der Zunge schnalzen kann. Kein Jaguar XJ wird so bewegt, aber es ein schönes Gefühl zu wissen, dass es möglich wäre. Die guten Bremsen und die direkte Lenkung tragen ebenfalls zur Fahrfreude bei. Gerne dürfte die Servounterstützung bei flotter Gangart etwas nachlassen um noch mehr Kontakt zur Fahrbahn zu haben. Aus der Ruhe bringen lässt sich ein Jaguar XJD nie - so soll es sein. Der Fahrkomfort gewinnt besonders durch das Zusammenspiel von Luftfederung und elektronischer Dämpferregelung (CATS). Dahingleiten wie auf einem fliegenden Teppich. Trotzdem wird es bei schneller Gangart nicht schwammig.

Mehr Individualität

Der Selbstzünder soll eine neue Klientel ansprechen. Foto: Werk

Ist der neue Dieselmotor nun eine Idealfall oder nicht mehr als eine sinnvolle Ergänzung? Beides. Die echten Jaguarfans dürften von 207 Pferden und 435 Nm kaum zu begeistern sein. Hier bieten die bullig blubbernden Achtzylinder einfach mehr. Doch auf der Suche nach neuen Kunden könnte der Jaguar XJD eine wichtige Rolle spielen. Zwischen 30 und knapp 50 Prozent der Kunden sollen sich zukünftig für einen XJ mit Dieselaggregat entscheiden. Individualität ist heute wichtiger als je zuvor und das Paket Diesel und XJ passt.

Der Durchschnittsverbrauch von 8,1 Liter Diesel auf 100 Kilometer erfreut ebenso wie der standesgemäße Partikelfilter mit Euro4-Norm. Und die Fahrleistungen können es aufgrund des niedrigen Gewichts mit deutlich stärkeren PS-Bolzern aufnehmen. 0 auf 100 km/h in unter acht Sekunden sind beachtlich; eine Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h lässt uns jedoch von ein paar Pferden mehr unter der langen Motorhaube der Katze träumen.

Fehlen nur noch die 62.450 Euro, die ein Jaguar XJD Executive dem eigenen Konto abverlangt. Aber man fährt schließlich Jaguar.

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