Jaguar S-Type R: Pures Understatement

Wer auf der Suche nach einem sportlichen Auto ist, sollte nicht nur an einen BMW M5 oder einen Audi S6 denken. Jaguar bietet mit dem S-Type R ein ebenso faszinierendes Fahrzeug.

Von Stefan Grundhoff

Gerade erst machten die finanziell nach wie vor in unruhigen Gewässern treibenden Briten durch die Neuauflage des Jaguar XK R auf sich aufmerksam. Der XK ist mit seiner dezenten Erscheinung und mit 416 PS und 580 Nm unter der Haube eine optische wie fahrdynamische Versuchung der besonderen Art. Auch der mittlerweile etwas in die Jahre gekommene Jaguar S-Type ist mit dem dezent-grünen „R-Signet“ zu haben. Er bewegt sich zwar noch mit dem alten Kompressor-Aggregat, aber allemal schnell genug, um der Konkurrenz davon zu rasen.

Beim Thema Rasen schütteln die meisten Jaguar-S-Fans allerdings unwirsch den Kopf. Schnell fahren sei in einem S-Type - und gerade in einem R-Modell - möglich. Aber alles andere als stilecht. Abseits aller Marketingplatituden bleibt der S-Type R aber eine echte Rennkatze. Von außen auf den ersten - oder zumindest zweiten - Blick zu erkennen durch den fast schon verspielt wirkenden Maschendraht-Kühlergrill und einige nette Accessoires.

Gut abgestuftes Sechsgang-Getriebe

Feminine Optik durch zarte Rundscheinwerfer Foto: press-inform

Wenn das nach wie vor eine Spur zu feminine R-Gesicht des S-Type im Rückspiegel auftauscht, heißt es schnell die Bahn freimachen. Dank Kompressor-Beatmung fauchen hinter den vier zarten Rundscheinwerfern wuchtige 291 kW / 395 Nm. Das maximale Drehmoment von 541 Nm steht ab 3.500 U/min zur Verfügung. Wirkt der 4,2 Liter große Achtzylinder ohne Kompressor-Stakkato trotz sanft blubberndem Klang noch etwas träge, so gibt es nach seinem Beitritt zum Brennvorgang einen kraftvollen Tritt in den Rücken. Der fast geduckt auf der Straße dahin gleitende S-Type prescht fordernd nach vorn und drückt seine Insassen in weiches Leder.

Null auf 100 km/h lassen sich so in sportwagentypischen 5,6 Sekunden absolvieren. Die gut abgestufte Sechsgang-Automatik sorgt dafür, dass die Kraft an die Hinterachse kommt. Bei Tempo 250 ist viel zu früh Schluss mit lustig. Auch beim S-Type R hält Jaguar an seiner Abregelung fest. Das könnte sich mit dem Start des Nachfolgers innerhalb des nächsten Jahres ändern.

Üppiges Sicherheitspaket

S-Type R: Eleganz und Power Foto: press-inform

Das Gewicht von 1,8 Tonnen und die elektronische Dämpferregelung CATS sorgen dafür, dass die britische Oberklasselimousine auch dynamischen Fahrsituationen jederzeit gewachsen ist. Das Fahrwerk kann nicht ganz mit dem des größeren XJ mithalten, ist den fast 400 PS Maximalleistung jedoch spielend gewachsen.

Die servounterstützte Lenkung ist gut, könnte jedoch noch direkter sein und macht daher bei geringen Geschwindigkeiten einen besseren Eindruck als über 120 km/h. Die Bremsen der R-Modelle wurden der kraftvollen Motorleistung angepasst. Statt der sonst üblichen 326 Millimeter haben diese vorn einen Durchmesser von 355 Millimetern. Das Sicherheitspaket ist standesgemäß. Front- und Seitenairbags sind ebenso sichere Serie wie Kopfairbags vorne und hinten, Gurtstraffer, ABS, Bremsassistent, dynamische Stabilitätskontrolle und elektronische Handbremse.

Das Platzangebot im Jaguar S-Type ist gut, aber alles andere als üppig. Nehmen auf den vorderen Sitzen größere Menschen Platz, kann es hinten schon mal eng werden. Die Kopf- und Schulterfreiheit könnte gerade im Fond besser sein. In der ersten Reihe nimmt die breite Mittelkonsole viel wertvollen Knieraum.

Serienmäßiger Luxus

Das Cockpit könnte zeitgemäßer sein Foto: press-inform

Die Bedienung des Cockpits wurde seit Marktstart 1999 der britischen S-Klasse nicht verändert. Die meisten Bedieneinheiten liegen gut zur Hand, könnten optisch jedoch etwas zeitgemäßer sein. Gerade wer das neue Multifunktionsdisplay für Klimatisierung, Navigation und Soundsystem des neuen XK kennt, kann mit dem alten System des S-Type kaum mehr zufrieden sein. Ganz anders dagegen die sagenhaften Ledersitze, in die man sich wohlig schmiegen kann. Trotzdem geben sie sehr guten Seitenhalt und durch die verlängerbare Sitzfläche kommt der Langstreckenkomfort auch für Fahrer über 1,85 Meter nicht zu kurz.

Überhaupt glänzt der Jaguar S-Type R nicht nur mit einem fast schon aufreizenden Understatement, sondern verwöhnt seine Insassen mit serienmäßigem Luxus, der kaum Grenzen kennt. Elektrische Ledersportsitze, 18-Zoll-Felgen, Tempomat, Einparkhilfe und Multifunktionslenkrad gibt es ohne Aufpreis.

Preise ab 71.200 Euro

S-Type R hat viel Luxus an Bord Foto: press-inform

Zwei Abstriche muss man jedoch bei der Power-Version machen. Aufgrund der größeren Lüftungseinlässe muss man bei der R-Version auf Nebelscheinwerfer verzichten und auch die Rückbank lässt sich nicht im Verhältnis 40:60 umklappen. Beim Preis hat sich der Jaguar S-Type R von seinem dezenten Understatement verabschiedet. 71.200 Euro. Dazu kommen teure 2.820 Euro für das DVD-Navigationssystem und 145 Euro für den obligatorischen Regensensor, den sich die Ford-Edeltochter extra bezahlen lässt.

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