Irrungen und Wirrungen

Mercedes schickt den SLK überarbeitet ins Rennen um kaufkräftige Kunden. Der neue Zweisitzer sorgt dabei jedoch weniger durch seine technischen Neuerungen für Aufsehen.

Von Thomas Flehmer

Die neue Strategie von Mercedes strapaziert die Gemüter. Nach einer neuen Generation des SL kommt ab dem 5. April eine neue Generation des SLK auf den Markt. Allerdings sind die Modelle lediglich überarbeitet worden und bringen kaum technische Neuerungen mit sich, die ansonsten neue Modelle des Premiumanbieters kennzeichnen. Mercedes hat sich in die Reihe der sogenannten «Facelifter» eingeordnet.

Mehr Dynamik

Während beim im Frühjahr erscheinenden SL 1100 neue Teile verbaut wurden, sind es beim SLK noch knapp die Hälfte neuer Komponenten. Äußerlich am ehesten erkennbar sind die Veränderungen am Front- und Heckbereich des SLK. Ein neuer Stoßfänger sowie eine stärkere Pfeilung, veränderte Kühllufteinlässe und ein angedeuteter Diffusor im Heckbereich sollen mehr Dynamik vorgaukeln.

Der Innenraum im Mercedes SLK Foto: Mercedes

Die wirkliche Neuerung findet hinter dem ebenfalls neuen Dreispeichenlenkrad statt - und ist nun so neu auch nicht. Dank einer Direktlenkung auf mechanischer Basis benötigt der Fahrer nun weniger Lenkeinschläge um Kurven zu bewältigen. Selbst für enge Serpentinen reicht nun eine Lenkrad-Umdrehung und entlastet den Fahrer. Das System, dass auch andere Hersteller anbieten, fußt auf dem Patent des Australiers Arthur Bishop und wurde bereits Anfang der siebziger Jahre eingetragen. Die Mechanik der Direktlenkung ist denkbar einfach. Bishop setzte einfach auf eine geänderte Zahnstange mit einer variablen Verzahnung.

Neben der Direktlenkung erhielt der Sechszylinder im SLK 350 eine markante Aufbereitung. Der Zweisitzer verfügt nun über 224 kW/305 PS und ein Drehmoment von 360 Nm bei 4900 Umdrehungen und einen Drehzahllimit von nunmehr 7200 U/min. bei gleichzeitiger Verbrauchs durch Emissions-Reduktion. Zusammen mit der optional zu ordernden 7G-Tronic-Automatik für 2261 Euro verspricht Mercedes einen um 0,9 Liter geringeren Verbrauch. 9,2 Liter Super stehen nun nach 100 Kilometern zu Buche.

Schöner Sound

Der V6-Motor im Mercedes SLK Foto: Mercedes

Zugleich erhielt das Topmodell der SLK-Reihe, der nach 5,4 Sekunden die 100 km/h-Grenze passiert, einen kraftvollen, blubbernden Sound, Wieso aber das Mehr von 33 PS und zehn Nm das Aggregat zum Sportmotor hochstilisiert, bleibt die Frage. Denn sportlich war der Sechszylinder auch davor schon unterwegs.

Wobei beim SLK eine andere Sportlichkeit als bei den Konkurrenten Porsche, Audi TT, BMW Z4 oder Nissan 350 Z vorherrscht - allein schon vom Erscheinungsbild. Der SLK ist ein Gewichtheber und kein Leichtathlet. Die Kurven werden trotz Direktlenkung scheinbar schwerfälliger bewältigt als bei den auch von der Länge her kleineren Konkurrenten. Der SLK ist eher ein schneller Cruiser, den aber besonders das ältere Klientel den anderen Sportlern vorziehen dürfte.

Erscheinungsbild zählt

Die Seitenlinie des Mercedes SLK Foto: Mercedes

So ist es auch nicht verwunderlich, dass 70 Prozent die Einstiegsvariante SLK 200 Kompressor bevorzugen. Auch der Vierzylinder erhielt eine Leistungsspritze. Dank 21 zusätzlicher Pferdestärken kommt das Basismodell nun auf 135 kW/184 PS, die zum Cruisen und Vorfahren völlig ausreichen. Zwar fehlt der sportliche Sound des 350ers, doch das kommt dem Klientel entgegen. Sie können den SLK weiterhin sportlich die Promenade entlang präsentieren - es zählt die Erscheinung und das luxuriöse Ambiente.

Schick - die Scheinwerfer und Felgen des Mercedes SLK Foto: Mercedes

Denn der Roadster bietet gerade im Innenraum mehr Sitzkomfort. Hier geht es nicht beengt auf zwei Sitzen zu, sondern die Insassen verfügen über mehr Schulterfreiheit. Gerade für die nicht mehr ganz jungen der seit 1996 insgesamt rund 500.000 Kunden ein nicht zu verachtender Vorteil. Diese stören sich auch nicht daran, dass das Dach nur bis zu einer Geschwindigkeit von bis zu sieben km/h zu schließen oder öffnen ist. Da der Mechanismus im rund 22-sekündigen Vorgang eine gewisse Zeit das Nummernschild verdeckt, muss das Fahrzeug nach gesetzlichen Vorschriften stehen bleiben, heißt es.

Ungesetzliche Preispolitk

Fast schon ungesetzlich ist die Preispolitik. Mit 46.975 Euro geht der 350 SLK ins Rennen, der 200 Kompressor beginnt 10.000 Euro früher, der 280 SLK kostet mindesten 41.858 Euro, der Achtzylinder SLK 55 AMG mit 360 PS startet bei 69.049 Euro. Doch die Aufpreisliste ist lang und teilweise genauso verwirrend wie die Marketing-Strategie zwischen Facelift und neuer Generation.

Dass in diesem Preissegment eine Klimaanlage mit Komfortfunktion beim 200 Kompressor nicht serienmäßig zur Verfügung steht, sondern weitere 1428 Euro kostet ist ebenso verwunderlich wie die 315 Euro Aufpreis für die Direktlenkung, die 190 Euro für die Schnittstelle für den iPod oder die Fernbedienung für das Variodach (130 Euro).

Lange Aufpreisliste

Das Heck des Mercedes SLK Foto: Mercedes

Vor allem, weil die wirklich teuren Accessoires wie die Klimaautomatik für 2070 Euro, das Multimedia-System Command APS für 3403 Euro, das Surround-System für 833 Euro oder Bi-Xenon-Scheinwerfer (933 Euro) noch folgen. Weitere Ausstattungs-Features wie spezielle Design-Räder, Winterreifen, Zierteile, Lackierungen oder gar Cup-Holder sind noch nicht enthalten.

Trotz der Irrungen und Wirrungen bereitet auch der SLK im Jahr 2008 durchaus Fahrfreude - egal ob als Facelift oder neue Generation.

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