Inspiration durch den Schwib

Audi A5 Sportback 2.0 TFSI

Inspiration durch den Schwib
Das Heck des Audi A5 Sportback © Foto: Audi

Audi erweitert sein A5-Programm mit einer Coupé-Limousine. Schön: Der Wagen bietet die Eleganz des A5 und die Alltagstauglichkeit des A4. Schade: Bei der Ausstattung knausern die Ingolstädter.

Von Wolfgang Gomoll

Sie wissen nicht, was ein «Schwib» ist? Wirklich nicht? Es handelt sich nicht um das Plagiat einer Lemonen-Brause. Er ist auch nicht die andere Kaltgetränk-Variante aus Orange und Cola. Der Schwib hat Audi-Chefdesigner Stefan Sielaff bei Styling des Audi A5 Sportback inspiriert, dem jüngsten Modell des Ingolstädter Autobauers. Er beschreibt den steil ansteigenden unteren Verlauf des hinteren Seitenfensters.

Keine Revolution

Ohne Zweifel ist das Heck die Schokoladenseite des neuen Fließheck-A5s. Doch genau an diesem entzweiten sich intern die Geister: Die Designer favorisierten einen kleinen Kofferraumdeckel. «Wir haben denen ganz klar gesagt, wenn ihr eine kleine Heckklappe wollt, dann lehnen wir vom Marketing dieses Auto ab», sagt Produktmanager Jürgen Klaschka. Wie man sieht, setzte sich sein Team durch. Die Gründe hinter dieser automobilen Großmauligkeit sind handfeste: Der fünftürige A5 Sportback soll die Funktionalität eines A4-Avants, mit der Sportlichkeit und dem Design eines Coupés verbinden. Damit soll er vor allem Kunden anderer Marken erobern.

Auch in den eigenen Reihen wird der A5-Sportback wildern. «Die Avant-Fahrer sind auch älter geworden und müssen nicht jeden Tag einen Kinderwagen oder Kühlschrank transportieren», so Klaschka. Wenngleich das mit dem großen Kofferraum (480 - 980 l Volumen) auch möglich wäre.

Der TFSI-Motor im Audi A5 Sportback Foto: Press-Inform

Dieser ambitionierte Scherenschnitt ist keine revolutionierende Neuheit, die die Autowelt in den Grundfesten erschüttern wird. Bei Audi gab es ihn bereits beim Audi 100 S Coupé, der bereits 1969 bewies, dass auch ein Audi emoptional sein konnte. Der lang bekannte Hofmeister-Knick (BMW) ist ein ähnlicher Design-Kniff und auch der neue Opel Astra wird eine ähnliche Scheibenform haben. Der Schwib ist aber eine Unterscheidung zum A5 Coupé, bei dem untere Fensterlinie kaum ansteigt.

1000 Vorbestellungen

Das Cockpit im Audi A5 Sportback Foto: Audi

Die Ingolstädter sind so überzeugt von der Fließheck-Idee, dass es wohl auch eine A6-Variante geben wird. Die Vorschusslorbeeren geben ihnen recht: Bereits 1000 A5-Sportback sind vorbestellt. Der Coupé-Avant-Limousine-Zwitter soll das Volumenmodell der A5-Baureihe werden. Audi rechnet, dass so viele Einheiten verkauft werden wie von der Limousine und dem Cabrio zusammen. Weltweit sollen es rund 40.000 Stück im Jahr sein. Ohne die USA. Da wird der Sportback nicht angeboten.

Den Amerikanern entgeht was. Denn die Voraussetzungen, dass der Eroberungszug des Fließheck-Conquistadors ein Erfolg wird, sind gut. Die Positionierung stimmt schon mal: Der Sportback ist das Einstiegsmodell der A5-Reihe und daher 700 Euro billiger als das Coupé, allerdings auch 2800 Euro teurer als die A4-Limousine.

Die Sitze im Audi A5 Sportback bieten guten Seitenhalt Foto: Audi

Los geht es mit einem Preis von 36.050 Euro für den 2.0 TDI (170 PS). Neben dem (vorläufigen) Basis-Diesel sind zwei weitere Selbstzünder (2,7 und 3,0 TDI) sowie zwei Benziner (2,0 TFSI und 3,2 FSI). Wer eines der beiden 2.0-Liter-Aggregate mit einer Handschaltung ordert, bekommt Start-Stopp-Technik dazu. Bis Mitte des nächsten Jahres sollen noch drei weitere Triebwerks-Varianten erhältlich sein: ein 1,8-l-TFSI mit 160 PS, ein 2.0-l-TDi (143 PS) und vermutlich eine S-Version.

Bekannte Technik

Die Frontansicht des A5 Foto: Press-Inform

So neu die Form, so bekannt die Technik. Die stammt wie bei allen A5-Modellen vom A4. Deswegen ist der Radstand des Sportbacks identisch mit dem des A4s und so sechs Zentimeter länger als beim A5 Coupé und Cabrio. Das macht sich im Innenraum und vor allem bei der Beinfreiheit auf den beiden hinteren Sitzen positiv bemerkbar. Etwas weniger luftig ist allerdings das Raumgefühl im Fond - ein Tribut an die abfallende Dachkante.

Auf der Straße offenbart der Sportback typische Audi-Qualitäten: In und mit ihm lässt es sich entspannt gleiten. Die Geräuschdämmung ist so gut, dass sich die kultivierten Common-Rail-Diesel nur dann zu Wort melden, wenn man dem Auto kräftig die Sporen gibt. In ziemlich schnell gefahrenen engen Kurven ist der Sportback einen Schuss weniger agil als die Versionen mit kürzerem Radstand. Diese kleine Schwäche wird durch die elektronische Vorderachssperre fast vollständig wegkaschiert, die die Funktionen eines erweiterten ESP nutzt und so per Bremseingriffe ein Sperr-Differential simuliert.

Altbekannter Innenraum

Das Heck des Audi A5 Sportback Foto: Press-Inform

Im Innenraum gibt es nicht viel Neues zu vermelden. Wer das Cockpit eines modernen Audi kennt, kommt auch beim A5 Sportback sofort klar. Die Verarbeitung ist Audi-gewohnt gut. Allerdings erreicht die Haptik der Stoffbezüge nicht das Niveau des übrigen Finish. Sie wirken weit weniger wertig und erinnern mehr an Polyester-Hemden, die in einer Balkan-Disco «in» sind. Auch die Mittelkonsole zieren etwas zu viel Knöpfe, wenn man das Bedienkonzept MMI auf der langen Aufpreisliste ankreuzt. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Letztlich dürften diese kleinen Mankos dem Erfolg des A5 Sportbacks keinen Abbruch tun. Das passt auch ins Audi-Bild. Axel Strotbek, Audi-Vorstand für Finanzen und Organisation kann, positive Neuigkeiten berichten: Im Juni verkaufte Audi neun Prozent mehr Autos als im gleichen Monat 2008. Angesichts der Krise ist auch der Absatzeinbruch relativ moderat: Im Vergleich zum Vorjahr verkaufte Audi im ersten Halbjahr 2009 rund zehn Prozent weniger Einheiten. Auf das Jahr gerechnet rechnen die Ingolstädter weltweit mit 900.000 verkauften Modellen. Da werden sicher einige A5 Sportback dabei sein.

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