Hyundai i20: Erneuerter Eroberer

Kleinwagen auf neuer Plattform

Hyundai i20: Erneuerter Eroberer
Hyundai senkt die Preise für Dieselmodelle © Hyundai

Hyundai hat den i20 komplett neu aufgestellt. Neben der Verweigerung gegen trendige Konnektivitätslösungen haben die Koreaner einmal mehr bei der optischen Verschönerung zugelegt.

Von Thomas Flehmer

So ändern sich die Zeiten. War früher der Kaufgrund Nummer Eins eines Hyundai-Modells das Preis-Leistungs-Verhältnis, so locken die aktuellen Modelle ihre möglichen Kunden durch das Design. Wie die in diesem Jahr mit dem renommierten "red-dot-award" ausgezeichneten i10 und Genesis folgt nun auch die zweite Generation des i20 der Design-Linie "Fluidic Sculpture 2.0" und soll so die Eroberungstournee fortsetzen, die die 2008 eingeführte erste Generation laut Hyundai mit 80 Prozent Neukunden gelegt hatte.

Hyundai i20 komplett neu konzipiert

Dafür erhielt die zweite Generation eine neue Plattform und wurde laut Produktmanager Christian Löer von Hyundai Europe "komplett neu konzipiert". Dabei fährt der 4,04 Meter lange i20 nicht so sportlich gestylt wie ein Mazda2 vor, bietet dafür mehr Eleganz im Kleinwagensegment. Ein zweigeteilter Kühlergrill zwischen neu geformten Scheinwerfern passt gut zum Breitenzuwachs von 24 Millimetern.

Die vier Zentimeter mehr in der Länge kommen den Insassen besonders im Fond zu, das 16 Millimeter flacher angesetzte Dach soll ebenso etwas Dynamik hineinbringen wie die schwarz-glänzend gestalteten C-Säulen, die einen Schwebezustand des Daches vortäuschen sollen – Geschmackssache.

Docking-Station statt Mirrorlink im Hyundai i20

Hyundai hat den i20 komplett neu konzipiert.
Hyundai hat auch das Cockpit wertiger gestaltet Hyundai

Auch der Innenraum des ab Dezember lediglich als bequemen Viertürer erhältlichen i20 hat in der Wertigkeit zugelegt. Bei einer Auswahl von vier Interieur-Farben sollte für jeden das Passende dabei sein, da auch die Materialen trotz Plastik-Charme wertig wirken. Die Instrumente sind gut ablesbar, auch eine Konnektivitätslösung à la Mirrorlink wurde zugunsten einer Smartphone-Docking-Station verzichtet, die dann in Verbindung mit dem Mobiltelefon unter anderem als Navigator fungiert. Es reicht auf alle Fälle aus. Premiumgefühle dagegen vermitteln die Optionen wie beheizbares Lenkrad oder Einparksensoren, die den Komfort an Bord anheben.

Komfortabel sind auch die Sitze gestaltet, die mehr als genug Halt geben. Hinten werden größer gewachsene Personen Probleme bekommen, wenn das Panoramadach geordert wurde, von der Länge sollte es – dank der zugekommenen vier Zentimeter – keine Probleme geben. Und auch der Kofferraum bietet mit 326 Litern genügend Platz für mehrere Urlaubsutensilien.

Fünf Motoren beim Hyundai i20 zur Auswahl

Hyundai hat den i20 komplett neu konzipiert.
Der 1.4er-Benziner ist die bessere Wahl Hyundai

Auf die Fahrt in den Urlaub stehen drei Benziner und zwei Diesel als Motoren zur Auswahl, die alle Euro 6 erfüllen. Von den beiden modernisierten 1.2er mit 55 kW/75 PS oder 62 kW/84 PS soll die stärkere Variante den Volumenmotor geben. Das Aggregat agiert sehr laufruhig, ist aber etwas schwach auf der Brust, vor allem, wenn es bergauf geht und heruntergeschaltet werden muss, um der Lkw-Spur zu entkommen. Natürlich reichen 13,1 Sekunden Sprintgeschwindigkeit und 170 km/h in der Spitze bei weitem aus – vor allem dann, wenn der i20 hauptsächlich in der Stadt bewegt wird.

Doch nicht nur aus Gründen der Fahrfreude sollte der Vergleich mit dem komplett neuen Benziner mit 1,4 Litern Hubraum und 74 kW / 100 PS nicht gescheut werden. Denn dank eines besseren maximalen Drehmomentes von 134 Newtonmetern bei 3500 Umdrehungen gegenüber 122 Newtonmetern bei 4000 kommt die stärkere Variante besser aus dem Quark und muss sich nicht quälen.

Hyundai i20 ab 11.950 Euro

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14.000 Euro werden für den Hyundai i20 wohl schon angelegt. Hyundai

Je nach Alltagsgebrauch könnte sich der vermeintliche Verbrauchsvorsprung des 1.2 mit 4,2 Litern (in der blue-Variante mit Stopp-Start-System 4,0 Liter) gegenüber den 4,6 Litern des 1.4 ganz schnell ins Gegenteil verdrehen, denn die größere Version hat auch noch einen sechsten Gang an Bord.

Und dann würden sich die 15.150 Euro für den 1.2 in der zweithöchsten Ausstattung "Trend" den 15.750 Euro teuren 1.4, der erst in dieser Ausstattungslinie angeboten wird, ganz schnell annähern. Wer nicht ganz so viel in den Kleinwagen investieren möchte, wird ab 11.950 Euro bedient. 1500 Euro mehr kostet dann die Basisversion in der "Classic"-Variante mit Audio-System und Klimaanlage und Funkfernbedienung, weitere 500 Euro mehr die Variante mit 84 PS.

"Intro Edition" für den Hyundai i20

Bei den beiden Dieseln mit 75 und 90 PS kommt jeweils ein Aufpreis von 2000 Euro hinzu. Trotz des kräftigeren Drehmomentes werden die Selbstzünder in diesem Segment nicht allzu häufig geordert. Auch hier agiert Hyundai wie schon bei der Konnektivität gegen den Trend. Mit dem Trend kann auch das Fahrwerk mithalten, das Unebenheiten im Asphalt ausbügelt. Die Lenkung lässt sich dabei leicht, aber nicht schwammig, bewegen.

Ganz trendig hingegen bietet Hyundai eine "Intro Edition", die zum Marktstart für 15.750 Euro. In der Version Trend gibt es dann das so genannte Plus-Paket mit einigen Komfortelementen umsonst, was einen Preisvorteil von 1200 Euro ausmacht. Ganz gegen den Trend agiert Hyundai schon traditionell. Alle i20 erhalten fünf Jahre Garantie – für manch einen Interessenten auch ein Kaufgrund abseits des Designs.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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