Hyundai H350 Cargo: Nischenstürmer mit langem Atem

Frischer Wind in der Sprinter-Klasse

Hyundai H350 Cargo: Nischenstürmer mit langem Atem
Der Hyundai H350 präsentiert sich als gute Sprinter-Alternative © AG/Flehmer

Mit dem H350 bringt Hyundai frischen Wind in die vor allem vom Mercedes Sprinter bestimmte Klasse. Das leichte Nutzfahrzeug aus Korea verzichtet auf zahlreiche verwirrende Ausbaustufen und setzt auf komfortablen Pragmatismus.

Von Thomas Flehmer

Der Sprint in der Sprinterklasse reicht nicht aus – benötigt wird Ausdauer, um in dem Segment der leichten Nutzfahrzeuge Fuß zu fassen. Seit Sommer 2015 stellt der H350 nun sein von anderen Hyundai-Modellen übernommenes Talent im Segment zur Schau.

Dass der erste Asiate in dieser Klasse den fast uneinholbaren Mercedes Sprinter nicht einholen kann, ist klar. Doch der neue Nischenstürmer präsentiert sich im Vergleich mit seinen Mitbewerbern auf der Höhe und vor allem sehr Nutzer freundlich.

Übersichtliches Angebot beim Hyundai H350

Das fängt beim Angebot an. Während viele Anbieter ihre Nutzfahrzeuge in zahlreichen Höhen und Längen sowie Motoren feilbieten, beschränken sich die Koreaner auf einen Motor mit zwei Leistungsstufen sowie zwei verschiedene Längen. Es kommt also keine Verwirrung auf. Gewählt werden kann zwischen 5,52 und 6,20 Metern sowie einem 2,5 Liter großen Diesel mit entweder 110 kW/150 PS oder 125 kW/170 PS.

Von der äußeren Beschaffung unterscheidet sich das Nutzfahrzeug nicht großartig von den Erzeugnissen der anderen Hersteller. Ein hohes Dach sorgt für eine Höhe von 2,70 Metern und die Seiten samt Schiebetür rechts sind vom Design her nicht ganz so interessant wie das Testbild auf dem Fernsehbildschirm.

Platz für fünf Europaletten

Der Hyundai H350 präsentiert sich als gute Sprinter-Alternative
12,9 Kubikmeter fasst der Laderaum AG/Flehmer

Interessanter wird es, wenn die Flügeltüren am Heck den Blick auf den 12,9 Kubikmeter großen und 3,78 Meter langen Laderaum freigeben. Bis zu fünf Europaletten sollen hier Unterschlupf finden. Und die 69 Zentimeter hohe Ladeebene ermöglicht auch ohne Gabelstapler das Beladen, vor allem durch einen Auftritt hinten, der das Erklimmen des Ladeabteils vereinfacht.

Dank 14 Verzurrösen im Boden sowie zwei Schienen links und rechts an den Seiten kann Ladung jeglicher Couleur abgesichert werden, sodass der Transport ohne Bauchschmerzen angegangen werden kann.

Hyundai H350 mit guter Übersicht

Selbst die kleine Maschine reicht dabei für die große Länge aus. Die 150 PS des 2.5 CRDi sowie das Drehmoment von 373 Newtonmetern, die bereits zwischen 1500 bis 2500 Umdrehungen anliegen, erzeugen genügend Kräfte, um den H350 L3 Cargo genügend Vortrieb zu verschaffen. Bis zu 170 km/h schafft es der lange Hyundai, dann sollte aber nicht allzu viel Ladung verstaut werden. Der Sound des Selbstzünders dringt dabei vernehmlich, aber nicht störend in den Innenraum.

Viel Sicherheit bei der Fahrt erzeugt zum einen die gute Übersicht dank der großen Außenspiegel. Zum anderen hat Hyundai dem H350 schon von vornherein mit im Segment noch nicht üblichen Fahrsicherheitsassistenten ausgestattet. Neben ESP, ABS und Bremsassistent sowie Traktionskontrolle gibt es auch ein Spurhaltewarnsystem, das den Fahrer akustisch vor dem Spurverlassen warnt.

Schwingsitz für den Fahrer

Der Hyundai H350 präsentiert sich als gute Sprinter-Alternative
Lediglich 12,9 Meter ist der Wendekreis groß AG/Flehmer

Und auch das Fahrwerk tut sein Übriges, um ein nicht gerade romantisches Nutzfahrzeug-Ambiente zu vermeiden. Die sechs Gänge lassen sich gut einlegen, die Unebenheiten des Asphalts werden gut ausgebügelt. Der Fahrer merkt davon fast gar nichts, wenn er zuvor den Schwingsitz mit Sitzheizung geordert hat. Sehr empfehlenswert, auch wenn dadurch ein wenig Fahrspaß zum Vorschein tritt und die Geschwindigkeit gefördert wird, was einen Verbrauch zwischen 10,6 und zwölf Litern nach sich zieht, was für den 2,3 Tonner kein schlechter Wert ist.

Nicht ganz so komfortabel finden es die beiden Beifahrer vor. Hier sorgen vor allem die zu kurzen Sitzflächen für Ermüdungserscheinungen auf langen Fahrten. Ansonsten finden alle drei Insassen Pkw-Atmosphäre vor, wie es mittlerweile Standard in der Nutzfahrzeugklasse ist. Natürlich stehen zahlreiche Komfortelemente wie Klimaanlage oder Navi oder Bluetooth-Freisprecheinrichtung auf der optionalen Liste, doch sollte der Chef seinem Mitarbeiter auch einen angenehmen Arbeitsplatz zur Verfügung stellen. Der bietet dann auch eine fantastische Rückfahrkamera, mit der das Einparken keine Probleme darstellt. Hinzu kommt, dass der Transporter mit einem Wendekreis von lediglich 12,9 Metern der Wendigste seiner Klasse ist.

Fünf Jahre Garantie für den Hyundai H350

Ebenso wendig greift – wie bei den Personenkraftwagen der Koreaner – auch beim H350 die Garantie über fünf Jahre zu und bietet so eine mögliche Kostenersparnis. Während die Basisvariante bei 30.980 Euro netto beginnt, kostet der von uns gefahrene H350 L3 2.5 CRD Profi mindestens 33.100 Euro netto, brutto sind es 39.389 Euro.

Flexibel zeigt sich der H350 mittlerweile auch in seinen Karosserievarianten. Als Variante Fahrgestell dient der Transporter als Basis für Pritschen- oder Wohnmobilaufbau. Ganz neu ist die Busvariante für bis zu 14 Personen, eventuell auch als Fuel Cell-Variante mit Brennstoffzelle – doch auch für diese Nischenstürmer ist ein langer Atem nötig.

Vorheriger ArtikelWinterkorn erhält 3100 Euro Rente – täglich
Nächster ArtikelCES: Auto neu definiert
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden