Heiße Luft bei jedem Wetter

Peugeot 308 CC

Mit dem neuen 308 CC bringt Peugeot rechtzeitig zur Freiluftsaison die Neuauflage seines kompakten Viersitzers mit elektrisch bedienbarem Metalldach auf den Markt.

Von Michael Hoffmann

Peugeot bleibt der führende Hersteller von Klappdach-Cabrios. Mit dem neuen 308 CC bringen die Franzosen rechtzeitig zur Freiluftsaison die Neuauflage ihres kompakten Viersitzers mit elektrisch bedienbarem Metalldach auf den Markt. Der große Bruder des 207 CC steht ab dem 4. April zu Preisen ab 25.800 Euro bei den deutschen Peugeot-Händlern.

3000 Einheiten als Ziel

Wenn kaum jemand Spaß am Autokaufen hat, geht es auch den Spaßautos an den Kragen. Zwar hofft Peugeot-Deutschland-Chef Olivier Dardart wegen der Abwrackprämie für das laufende Jahr auf ein Zulassungsplus von neun Prozent gegenüber dem Vorjahr; für den 308 CC plant er mit zunächst 3000 verkauften Einheiten aber eher zurückhaltend.

Denn der Markt für Klappdach-Cabrios begann schon vor der Wirtschaftskrise zu stagnieren und zeigte 2008 erstmals deutlich nach unten, und diesen schrumpfenden Kuchen muss sich der einstige CC-Monopolist Peugeot auch noch mit immer mehr Wettbewerbern teilen.

Geschmackvoller Innenraum

Der Innenraum ist geschmackvoll eingerichtet Foto: Peugeot

Ein wenig frischen Wind bringt da der neue 308 CC, denn der Vorgänger 307 CC, der in fünf Jahren immerhin rund 174.000 Mal gebaut wurde, wirkte gegenüber der Konkurrenz zuletzt ein wenig ermattet. Beim neuen Modell ist den Designern eine harmonischere, flachere und weniger massige Heckpartie gelungen, wozu auch die etwas kleineren und weiter außen positionierten Rückleuchten beitragen. Die Frontpartie hingegen, im Stile der 308 Limousine mit Sport-Optik, belegt einmal mehr, dass das aktuelle Peugeot-Design mit den immer monumentaleren Ausführungen von Grill, Markenlogo und Scheinwerfern dringend neue Impulse benötigt.

Geschmackvoller wirkt da der Innenraum, der schon wie bei der Limousine ein durchaus hohes Verarbeitungsniveau erreicht und ganz unfranzösisch mit übersichtlich angeordneten Instrumenten und einfacher Bedienung überzeugt. Peugeot ist in dieser Hinsicht die wohl deutscheste Marke Frankreichs.

Großzügiges Platzangebot

Warme Luft aus der Kopfstütze Foto: Peugeot

Deutscher Herkunft ist auch das Klappdach des 308 CC. Es stammt vom Zulieferer CTS und faltet sich auf Knopfdruck innerhalb von 20 Sekunden in den Kofferraum. Während sich der Himmel über den Passagieren öffnet, schrumpft das Kofferraumvolumen von mittelklassemäßigen 403 Litern - 53 mehr als beim Vorgänger - auf kleinwagenartige 226 Liter, die sich zudem in einem schmalen Spalt zwischen Ladeboden und gefaltetem Dach verstecken. Für diese Fahrzeugklasse sind das dennoch gute Werte.

Mit dem Platzangebot auf den Rücksitzen verhält es sich ähnlich: Als Erwachsener hält man es auf langen Strecken kaum aus - aber das geht einem in jedem anderen viersitzigen Cabrio dieser Preisklasse so. Auch wenn die Autoindustrie gerne die uneingeschränkte Ganzjahres- und Alltagstauglichkeit der Coupé-Cabriolets betont: Hier stößt sie an ihre Grenzen.

Mehr Komfort, weniger Dynamik

Das dicke Heck wurde elegant kaschiert Foto: Peugeot

Der neue 308 CC ist noch einmal verwindungssteifer und leiser geworden und dabei ganz auf Komfort ausgelegt. Die Klimaautomatik erkennt, ob das Dach geöffnet oder geschlossen ist, und passt die Heiz- oder Kühlleistung automatisch den Gegebenheiten an, und aus den Kopfstützen strömt jetzt optional à la Mercedes SLK warme Luft in den Nacken der Frontpassagiere. Da könnte man bisweilen tatsächlich vergessen, dass man unter freiem Himmel sitzt, zumal sich die extrem schräg stehende Windschutzscheibe erneut bis zur Stirn der vorderen Insassen spannt. Für Puristen ist das ein bisschen zu wenig, für andere genau das richtige Maß an Frischluft.

Auch beim Fahrwerk entschieden sich die Franzosen für den Komfort und gegen die Dynamik: «Der 308 CC ist kein Sportwagen», sagt Markenchef Jean Philippe Collin. Das angenehm gefederte Fahrwerk lädt zum entspannten Gleiten ein; dennoch dürften die Schaltwege des manuellen Sechsgang-Getriebes gern kürzer sein und die gefühllose Lenkung mehr Rückmeldung vermitteln. So gewöhnt man sich eine etwas zügigere Gangart auf kurvigen Straßen schnell freiwillig wieder ab.

Nackenheizung für 700 Euro

Sportliches Potenzial ist vorhanden Foto: Peugeot

Dabei wäre beim Antrieb sportliches Potenzial durchaus vorhanden. Der 110 kW/150 PS starke 1,6-Liter-Turbobenziner ist spritzig genug, um den rund 1,6 Tonnen schweren Fronttriebler in Schwung zu bringen, und drehmomentstark genug, um die schaltfaule Cruiser-Mentalität des Viersitzers zu unterstreichen. Allerdings steht der aufgeladene Vierzylinder in Deutschland erst ab Herbst zur Verfügung. Den Anfang macht zur Markteinführung im April der 2,0-Liter-Dieselmotor mit 103 kW/140 PS und Euro-5-Norm für 30.150 Euro, der dank seiner Laufruhe in unteren und mittleren Drehzahlbereichen auch Dieselskeptiker überzeugen könnte. Ab Mitte des Jahres zusätzlich im Angebot: ein 88 kW/120 PS starker 1,6-Liter-Benziner, den Peugeot als potenziellen Volumenmotor identifiziert hat und samt Fahrzeug ab 25.800 Euro anbietet, sowie ein 1,6-Liter-Diesel mit 82 kW/112 PS.

Drei Ausstattungslinien stehen zur Auswahl; 60 Prozent der Kunden werden sich wohl für das mittlere Niveau «Premium» entscheiden. Hier sind sechs Airbags inklusive Kopfairbags in den Kopfstützen, ESP, Klimaautomatik, 17-Zoll-Leichtmetallfelgen und ein Sportlederlenkrad enthalten. Die Nackenheizung «Airwave» ist nur in der obersten Ausstattungslinie «Platinum» inbegriffen und kostet sonst etwas über 700 Euro Aufpreis. Ein stolzes Sümmchen für ein bisschen heiße Luft - aber der typische 308-CC-Kunde, meint Geschäftsführer Dardart, guckt nicht so auf das Geld.

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