Grande Punto Sport: Charmeur in Orange

Bei Fiat hält die Sportlichkeit Einzug. Dabei offeriert der Grande Punto Sport seine Athletik lediglich im Design. Für Freude sorgt ein äußerst gelungenes und günstiges Kommunikationssystem.

Von Thomas Flehmer

Orange ist in - Sportlichkeit ebenso. Nachdem bereits Ford mit dem Focus ST und VW mit dem Cross Polo neue farbliche Akzente auf den Straßen setzten, zieht Fiat jetzt mit dem Grande Punto Sport nach. «Wir waren eigentlich die ersten mit einem orangenem Fahrzeug, doch durch diverse Schwierigkeiten konnten wir erst jetzt auf den Markt kommen», sagte Fiat-Vorstand Manfred Kantner bei der Präsentation des Kompakten mit einem völlig neu entwickelten 1.4 16 V-Benzinmotor.

Erstmals seit 17 Quartalen in Gewinnzone

Erkennungsmerkmal Dachspoiler Foto: Werk

Die Italiener setzen in den Grande Punto Sport große Hoffnungen, nachdem bereits der im vergangenen Herbst auf den Markt gekommene Grande Punto den Konzern nach 17 Verlustquartalen in Folge wieder in die Gewinnzone führte. Seit September vergangenen Jahres wechselten 222.000 Einheiten den Besitzer - allein 119.000 Käufer in Westeuropa fanden sich im ersten Quartal 2006 und hievten so den Punto auf den ersten Platz in seinem Segment. In diesem Jahr sollen insgesamt 360.000 Grande Punto verkauft werden.

Allein sieben Prozent aller verkauften Punto-Käufer - so viel wie noch nie - sollen sich für die Sportversion entscheiden. Fiat hofft, dass sich dadurch der Altersdurchschnitt der Fiat-Käufer weiter senkt. «Junge Fahrer und sportliche Männer», so Basilio Scelza, Marketing-Leiter von Fiat, zählen zur Zielgruppe. Und gerade für diese Klientel wurde der Grande Punto Sport herausgeputzt: Der ausschließlich als Dreitürer erhältlich Kompakte wurde um drei Zentimeter tiefer gelegt, erhielt 17-Zoll-Leichtmetallräder sowie Seitenschweller und einen Dachspoiler.

Völlig neuer Benziner

Sportliches Aussehen Foto: Werk

Mit diesen sportlichen Accessoires muss sich die Zielgruppe aber begnügen. Die Sportlichkeit wird allein durch die Optik zur Schau getragen. Wie der Cross Polo keinen Allradantrieb vorweisen kann, so steckt beim Grande Punto Sport auch kein Flitzer unter der Motorhaube. Der neu entwickelte 1.4 16 V-Benziner gibt aber den Startschuss für die neue Motorenfamilie bei Fiat: Dem StarJet, wobei Star für Swirl Turbulence Air-Induction Reengineering steht. Das neu entwickelte Aggregat verbindet die drei Hightech-Komponenten Kanalabschaltung, variable Ventilsteuerung sowie Abgasrückführung miteinander, die für eine hohe Sparsamkeit sorgen sollen. 6,1 Liter verspricht Fiat im Drittelmix.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass die 70 kW/95 PS, ein maximales Drehmoment von 125 Nm bei 4500 U/min, sowie eine Höchstgeschwindigkeit 178 und einen Sprint von Null auf 100 in 11,8 Sekunden nicht für einen Überschwang bei den sportlich ambitionierten Fahrern auslösen. Doch auf den ersten Testfahrten durch das Bergische Land präsentierte sich die Maschine sehr gefällig.

Übersichtliche Instrumente

Übersichtliche und dynamische Instrumente Foto: Werk

Zügig kommt man mit dem 1,2-Tonner inklusive zweier Insassen trotz allem voran. Die Lenkung gibt den nötigen Kontakt zur Straße, das Fahrwerk macht einen stabilen Eindruck und lässt Fahrer und Mitfahrer auch auf holprigen Strecken nicht durch den Wagen hüpfen. Nicht ganz so optimal abgestimmt ist das Sechsgang-Getriebe. Zumindest in den ersten Gängen werden Mitfahrer zu Nick- und Wankbewegungen eingeladen. Ansonsten können sich die Personen in den Sitzen sehr wohl fühlen - nicht zu weich, nicht zu hart und mit genügend Seitenhalt.

Auch das Innen-Ambiente ist durchaus ansehnlich. Zwar verzagen Styling-Fetischisten an der farbigen Abstufung der Plastikverkleidung, doch dem sportlichen Fahrer sollten mehr die Instrumente interessieren, die übersichtlich angeordnet sind und auf ihre Weise einen sportlichen Charakter offerieren.

Telematik-System mit Microsoft

Interieur zum Wohlfühlen Foto: Werk

Ein ganz besonderes Schmankerl hat Fiat in Zusammenarbeit mit Microsoft entwickelt. Mit dem neuen Telematik-System «Blue and Me» lassen sich bis zu fünf Mobiltelefone per Bluetooth mit dem System koppeln. Zudem können über eine im Handschuhfach integrierte USB-Schnittstelle beliebige Speichermedien vom MP3-Player oder USB-Stick direkt abgerufen werden. Über die Tasten am Lenkrad oder per Sprachbefehl führt das System die Wünsche zügig aus. Ebenso sehens- und hörenswert ist der Preis von 220 Euro.

Wer sich für das im Test überzeugende System entscheidet, muss es gleich beim Kauf ordern. «Ein nachträglicher Einbau wäre zu teuer und würde sich deshalb nicht lohnen», sagt Kantner. Das Vorstandsmitglied erwartet, dass rund 15 Prozent der Käufer auch das neue Telematik-System bestellen werden.

Richtig sportlich erst im nächsten Jahr

Runde Ansichten Foto: Werk

Serienmäßig sind in den Sport-Modellen bereits eine Klimaanlage, ein höhenverstellbarer Fahrersitz, eine CD-MP3-Musikanlage, elektrische Servolenkung, elektrische Fensterheber und Zentralverriegelung vorhanden. Beim 1.4 16 V-StarJet kommt man so auf einen Einstiegspreis von 14.990 Euro, der 1.3 Multijet-Diesel ist ab 16.390 Euro erhältlich.

Wer es dann auch unter der Motorhaube etwas sportlicher haben möchte, greift beim 95 kW/130 PS starken 1.9 Multijet 8V zu, der ab 17.990 Euro bereitsteht. PS-Gierige müssen sich noch etwas gedulden. Ab Ende des Jahres steht eine 1.4 Turbo-Version mit 150 PS zur Verfügung. Im kommenden Jahr soll ein 1.6 Turbo mit 180 PS die Abarth-Tradition fortsetzen. Dann trägt der Charmeur in Orange den Zusatz «Sport» auch unter der Motorhaube.

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