Der Golf Plus besticht durch seine Variabilität. Wer indes auch mal sportlicher unterwegs sein will, der sollte sich nicht für den 1.6 FSI entscheiden.
Von Frank Mertens
Wem der VW Touran oder der Opel Zafira von den Abmessungen zu groß ist, aber dennoch Wert auf Variabilität legt, wird an den Mini-Vans nicht vorbeikommen. Sie bieten mit Abstrichen beim Ladevolumen einen hervorragenden Kompromiss.
Der Golf Plus - die Hochdachvariante des Wolfsburger Bestsellers - hat es vorgemacht. Durch die in der Länge um 16 Zentimeter verschiebbare Rücksitzbank kann man das Laderaumvolumen von 395 auf 505 Liter erweitern. Legt man die Rücksitzbank um, sind es bis zu 1450 Liter. Gewachsen ist der Golf Plus im Vergleich zu seinem kleinen Bruder zwar in der Höhe um 9,5 Zentimeter auf 1,58 Meter, wodurch sich das Kofferraumvolumen um 45 Liter erhöhte, nicht aber in der Länge: Mit 4,21 Metern ist das Auto damit ausgesprochen kompakt.
Kompaktheit überzeugt
Wer sich die Länge des VW Touran (4,39 Meter) oder des Opel Zafira (4,47 Meter) veranschaulicht, wird diese Kompaktheit in der Stadt vor allem beim Einparken in enge Lücken zu schätzen wissen. Auf jeden Fall zu empfehlen ist eine elektronische Einparkhilfe (345 Euro Aufpreis). Sie erleichtert aufgrund der schlechten Sicht nach hinten ein dellenfreies Manövrieren. Unverständlich jedoch, weshalb VW dieses System nicht auch für vorn anbietet - auch hier würde es Sinn machen.
Der Innenraum des Golf Plus ist über jeden Zweifel erhaben. Die Qualitätsanmutung ist - typisch Volkswagen - sehr gut. Die Sitze sind bequem, bieten einen ausreichenden Seitenhalt. Die Instrumente sind intuitiv zu bedienen, geben keine Rätsel auf. Die Fondpassagiere können sich ebenfalls nicht beklagen: Auch Sie können sich ausgesprochen kommod in die Sitze sinken lassen. Um die Sitze im Fond zu verschieben, reicht ein Zug an den unterhalb der Rücksitzbank angebrachten Bügels - schon rutschen sie mühelos nach vorn.
Lehnen zu verstellen
Wer zur Erzielung des Ladevolumens die Sitze jedoch bis zur letzten Position nach vorn schiebt, hat ein Problem: Hinter dem Fahrer beziehungsweise Beifahrer kann dann niemand mehr bequem sitzen. Kleiner Trost: Die Rücksitzanlage ist im Verhältnis Zweidrittel zu Eindrittel unabhängig zu verschieben. Sehr angenehm: Die Lehnen im Fond können mehrstufig verstellt werden: Ein Aspekt, den man vor allem auf langen Reisen zu schätzen weiß.
Wer nicht nur komfortabel unterwegs sein will, sondern gelegentlich ansatzweise auch etwas flotter, der sollte sich indes nicht für den von uns getesteten 1.6 FSI (85 kW/115 PS) entscheiden. Der Vierzylinder verrichtet zwar angenehm leise seine Arbeit, doch mehr als ein gemächliches Gleiten ist mit ihm nicht möglich. Wer das 1318 Kilogramm schwere Auto schneller bewegen will, der muss es schon in mächtig in hohe Drehzahlbereiche treiben, doch selbst da kann es nicht überzeugen. Sein maximales Drehmoment von 155 Nm entfaltet der 1.6 FSI bei 4000 Umdrehungen pro Minute. Von Null auf 100 km/h beschleunigt er in gemächlichen 11,8 Sekunden, die Spitzengeschwindigkeit ist bei 189 km/h erreicht. Als Verbrauch werden von VW 7,2 Liter Super angegeben. Ein Wert indes, der bei den Testfahrten über 1,5 Liter überstiegen wurde. Dieser FSI ist ein wahrer Schluckspecht.
Damit keine Missverständnisse auftauchen: Wer auf Sportlichkeit keinen Wert legt, sondern ein Auto für den Alltagsgebrauch sucht, der ist mit dem 115 PS starken 1.6 FSI (Startpreis in der Trendline-Ausstattung 19.500 Euro) gut bedient. Diejenigen, die indes auch mal dynamischer unterwegs sein wollen, sollten sich lieber für einen drehmomentstarken Diesel entscheiden. Wenn es denn ein Benziner sein soll, ist auch der FSI mit einer 150 PS-Maschine im Angebot.Von der 1.6 FSI-Motorisierung einmal abgesehen, bietet der Golf Plus jedoch ein stimmiges Paket: Das Fahrwerk ist auf der Höhe der Zeit, die Lenkung reagiert bestens und bietet eine gute Rückmeldung und das Sechsganggetriebe ist souverän zu bedienen.
Beim Einstiegspreis von 19.500 Euro ist das Ende der Fahnstange aber noch lange nicht erreicht. Wer Wert auf Angenehmlichkeiten wie eine Klimanlage legt, der muss bei der Trendline-Ausstattung das Paket «Cool&Sound1» (inklusive CD-Player) 860 Euro extra zahlen. Für den variablen Ladeboden werden 150 Euro fällig, für die Geschwindigkeitsregelanlage 190 Euro und für Lendenwirbelstützen wird man mit 260 Euro zur Kasse gebeten. So kommen schnell noch zwei bis dreitausend Euro hinzu.