Golf GT 1.4: Wenig Hubraum, mächtig Power

Der VW-Konzern präsentiert auf der IAA den ersten weltweit direkteinspritzenden Ottomotor mit zweifacher Turbo-Aufladung. Der 1,4 Liter-TSI-Motor mit 170 PS kommt zunächst im Golf GT zum Einsatz.

Frank Mertens

Eines ist den Verantwortlichen von Volkswagen bewusst: Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) vom 15. bis zum 25. September in Frankfurt/Main werden sie wieder mit den Kritik der Umweltverbände zu rechnen haben. «Doch das sind wir gewohnt», sagte der Leiter Produktkommunikation, Hans-Gerd Bode, schon einmal vorsorglich.

Doppelt aufgeladener Motor

Die Kritik der Umweltverbände ist dabei insbesondere auf die bisher mangelhafte Ausstattung von Dieselmodellen der Wolfsburger mit Rußpartikelfilter gerichtet. Denn bis heute hat es der VW-Konzern noch immer nicht hinbekommen, alle seine Selbstzünder serienmäßig mit dieser umwelt- und gesundheitsschonenden Technologie auszustatten. Da helfen auch nicht die immer wiederkehrenden Beteuerungen von VW, dass man Nachrüstlösungen für seine Dieselmodelle anbietet.

Doch wenn man sich mit Blick auf das Modethema Rußpartikelfilter schon zu Recht der Kritik stellen muss, bringt VW pünktlich zu der für die Branche so wichtigen IAA eine neue Motoren-Generation auf den Markt: Den doppelt aufgeladenen FSI-Motor - den so genannten «Twincharger».

Verbrauch verringert

Der Booster des Golf GT 1.4 TSI Foto: Werk

Mit der neuen Motoren-Generation will das Unternehmen den stetig steigenden Kraftstoffpreisen begegnen, wie Bode bei der Vorstellung des neuen Aggregats auf dem VW-Testgelände in Ehra-Lessien sagte. So ermöglicht der «Twincharger» im Vergleich zu den herkömmlichen FSI-Motoren einen verringerten Verbrauch.

Gelungen ist das dem Team um den Leiter der Motoren-Entwicklung, Hermann Middendorf, durch eine Reduzierung des Hubraumes in Kombination mit einem Kompressor und einem Abgasturboladers. Während bei niedrigen Drehzahlen der mittels einem Zahnriemen mechanische angetriebene Kompressor für eine Steigerung des Drehmomentes sorgt, setzt der Abgasturbolader bei erhöhter Drehzahl ein.

In der Praxis bedeutet das, dass der Kompressor nur im Drehzahlbereich bis 2 400 U/min. für die Erzeugung des notwendigen Ladedrucks erforderlich ist. Ab einer Drehzahl von 3 500 U/min. wird der Kompressor nicht mehr benötigt, ab dann stellt allein der Turbolader den gewünschten Ladedruck her. Angezeigt wird dies auf dem Booster, der sich im Armaturenbrett zwischen der Geschwindigkeits- und Tankanzeige befindet.

170 PS und nur 7,2 Liter

Das Cockpit des Golf GT 1.4 TSI Foto: Werk

Somit verfügt der neue in Chemnitz gefertigte Vierzylinder-Motor bei nur 1,4 Litern über 125 kW/170 PS. Der Durchschnitts-Verbrauch liegt bei 7,2 Liter Super Plus. Für ein Auto mit dieser Leistungsstärke ein sehr, sehr guter Wert. Sein Debüt wird der neue TSI-Motor Anfang des kommenden Jahres im Golf GT feiern.

Den von Bode angesprochenen Umweltverbänden dürfte das indes längst nicht genug sein. Sie fordern wie Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Bündnis 90/Die Grünen) Autos mit Verbräuchen von 5,5 Litern. Zwar erreicht auch die neue Motoren-Generation von VW diesen Wert nicht, doch die Wolfsburger nähern sich ihm langsam an. Vor allem bieten sie mit den TSI-Motoren mit Blick auf den Verbrauch und das Drehmoment endlich eine ernstzunehmende Alternative zu Dieselmodellen.

Touran im nächsten Jahr mit «Twincharger»

Natürlich kann man einwenden, dass sich Benzinsparen und ein Auto mit 170 PS ausschließen, doch die Wolfsburger belassen es nicht bei dieser Topmotorisierung. Denn neben der 170-PS-Maschine bietet das Unternehmen ab dem Frühjahr den «Twincharger» zunächst für den Touran auch mit 103 kW/140 PS an. Hier wird der Verbrauch bei 6,9 Litern liegen. Neben dem Ottomotor wird es auch einen Selbstzünder geben: Der 2.0 TDI verfügt ebenso über 170 PS und ist zudem mit einem serienmäßigen Partikelfilter ausgestattet.

Doch wie fährt sich nun der neue Golf GT, der zwischen Golf Sportline und dem Golf GTI positioniert ist? Beeindruckend! Der Wunsch nach mehr Hubraum, der in einem mit 1,4 Liter-Maschine sonst schnell aufkommt, spielt im Golf GT überhaupt keine Rolle. Dieser Motor ist ein wahres Kraftpaket. Das belegt allein schon ein Blick auf die reinen Zahlen: Von Null auf 100 km/h beschleunigt der Golf GT 1,4 in 7,9 Sekunden, der hubraumstärkere 2.0 FSI (110 kW/150 PS) benötigt dafür 0,9 Sekunden mehr und kommt auf einen Verbrauch von 7,6 Litern. Die Spitzengeschwindigkeit erreicht der GT, dessen Einstiegspreis sich bei 22.500 Euro bewegen soll, bei 220 km/h.

Das maximale Drehmoment des neuen «Twinchargers» von 240 Nm liegt zwischen 1750 und 4500 U/min. an. Ein Drehmoment, das sonst nur Saugmotoren mit einem Hubraum von 2,3 Litern erreichen, wie Middendorf erklärt.

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