Genesis G80: Gelungener Aufschlag

Genesis G80: Gelungener Aufschlag
Der Genesis G80 sieht ansprechend aus. © Genesis

Die Konkurrenz in der oberen Mittelklasse ist groß. Doch das schreckt Genesis nicht ab. Die Marke schickt nun den G80 an den Start.

„Genesis“ – das ist für die meisten eine gerade wieder auf Tour befindliche Rock-Combo mittlerweile älterer Herren. Doch es ist auch eine Automarke, die zum Hyundai-Konzern gehört.

Dort ist die Marke das, was Lexus für Toyota ist. Nämlich eine Marke, die edlere und damit auch teurere Fahrzeuge mit höheren Margen herstellt. Und so wie Lexus einst erste Erfolge in den für solche Fahrzeuge offeneren USA feierte, traut sich auch Genesis erst nach einem Jahrzehnt Erfahrung dort rüber nach Europa, wenn man mal von einem Kurzauftritt mit einer Limousine vor zehn Jahren absieht.

Selbstbewusster Auftritt auf IAA

Auf der IAA im September war die Marke kaum zu übersehen, denn der dort betriebene Aufwand – inklusive einer Abendveranstaltung im alten Messestil – hob sich von den überwiegend durch Sparsamkeit geprägten Auftritten anderer Hersteller doch deutlich ab. Aber können die Fahrzeuge den dort formulierten Anspruch in der Praxis auch halten?

Oberklasse-Flair: feines Leder, schmucke Nähte, offenporiges Holz und viel Liebe zum Detail. Foto: Genesis

Immerhin tritt man ja in der sogenannten Premium-Klasse an und damit gegen die deutschen Platzhirsche Mercedes, BMW und Audi. Lexus und Infiniti wissen, wie schwer das sein kann. Die einen kommen noch nicht mal auf fünfstellige Zulassungszahlen in Deutschland, die anderen haben den Markt schon längst wieder desillusioniert verlassen.
Fangen wir also ganz oben an und testen den G80, eine Limousine der oberen Mittelklasse, die sich mithin mit dem 5er oder der E-Klasse auseinandersetzen muss. Optisch macht der Fünf-Meter-Trumm schon einiges her. Der mächtige Kühlergrill dominiert die Front und erinnert fast ein wenig an Bentley, zumindest wurden wir von Passanten entsprechend angesprochen.

Das selbstbewusste Design findet sich auch in einer markanten LED-Signatur mit horizontalen Leuchtelementen vorn, hinten und an der Flanke wieder. Innen gibt es viel Luxus, der aber trotz des keinesfalls geringen Grundpreises von 51.700 Euro für diese Variante noch nicht alles beinhaltet. Echtholz, Lenkradheizung, elektrische Heckklappe, Head-up-Display, adaptives Licht oder eine Klimaautomatik für den Fond: Das alles muss trotzdem noch extra bezahlt werden und versteckt sich in diversen Paketen. Wer den G80 in Vollausstattung haben will, hat den Grundpreis schnell um 20.000 Euro nach oben gedrückt.

Günstiger als deutsche Konkurrenz

Damit ist er zwar immer noch günstiger als ein vergleichbar ausgestattetes deutsches Pendant, aber auf den Preis kommt es in dieser Klasse ja gar nicht immer an, zumal wir hier in über 90 Prozent der Fälle über Dienstwagen reden dürften. Immerhin gibt Genesis fünf Jahre Garantie und im Preis sind auch alle Wartungs- und Inspektionsarbeiten für diesen Zeitraum enthalten. Kurios: Ein Händlernetz gibt es nicht. Die Autos werden für eine Inspektion oder Reparatur abgeholt und in einer autorisierten Werkstatt gewartet, natürlich soll es für diesen Zeitraum einen adäquaten Ersatzwagen geben. Ob potenzielle Käufer das als Vor- oder Nachteil sehen werden, bleibt abzuwarten.

Zurück zum G80, der im Innenraum dank seines üppigen Radstands von knapp über 3 Metern viel Platz auch hinten bietet. Der Fahrer blickt natürlich auf digitale Instrumente, der mittige Monitor bietet 3D-Grafiken und eine sinnvolle Kombination aus Dreh-Drück-Steller und Touch-Bedienung. Das alles ist aber in eine eher konservative Umgebung eingebettet und fern von den manchmal arg modischen Spielereien, die auch bei den deutschen Herstellern inzwischen Eingang gefunden haben. Das kann man so durchaus mögen.

Nur Vierzylinder im Angebot

Das Heck des G80 wirkt sehr vornehm. Foto: Genesis

Passend dazu ist auch das Fahrwerk klar komfortabel abgestimmt und es gibt zum Antrieb auch nur Vierzylinder-Motoren. Den 2,2-Liter-Diesel (210 PS) haben wir für dieses Mal links liegen gelassen und den Benziner gewählt, der aus 2,5 Litern Hubraum 304 PS schöpft und auch dank seines Drehmoments von 422 Newtonmetern gute Fahrleistungen ermöglicht: Nach glatt 6 Sekunden ist Tempo 100 erreicht, bis zu 250 km/h sind drin, wobei sich der G80 bei moderaten Autobahngeschwindigkeiten um die 160 km/h am wohlsten fühlt. Er ist eben im Herzen ein Amerikaner. Die Achtgang-Automatik schaltet weich, ist aber nicht besonders reaktionsschnell, auch dies verführt nicht unbedingt zum Schnellfahren. Immer an Bord ist auch der Allradantrieb, was zum üppigen Gesamtgewicht von 1,93 Tonnen beiträgt und auch zum hohen Praxisverbrauch von über 12 Litern, womit sich der Genesis doch als allzu großzügig gegenüber den Tankwarten erweist.

Kaum eine Erwähnung wert sein solle, das sämtliche gängigen Assistenten an Bord sind, eher schon, dass die Sprachsteuerung zwar nicht auf MBUX-Mercedes-Niveau rangiert, wohl aber mit recht hoher Verständigungsrate überrascht.

Der G80 ist gemeinsam mit dem großen SUV GV80 so etwas wie die luxuriöse Speerspitze der Marke. Knapp darunter sind der G70, der GV 70 und die brandneuen Variante G70 Shooting-Brake positioniert. Vom G80 wird es zudem bald eine Elektro-Version geben, genauso wie vom GV70. Genesis meint es also ernst mit seinen Plänen und der Hyundai-Konzern verfügt über die technische Mittel dazu und über die finanziellen, dies auch langfristig durchzusetzen. Der G80 ist in diesem Zusammenhang als noch nicht perfekter, aber schon ziemlich gelungener erster Auftritt zu sehen. (SP-X)

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