Ford Mustang GT: Für die große Show an der Ampel

Ford Mustang GT: Für die große Show an der Ampel
Der neue Ford Mustang kostet mindestens 1000 Euro mehr als sein Vorgänger. © Ford

Er ist extrovertiert, laut und ein bisschen vulgär – auch in seiner überarbeiteten Version bleibt der Ford Mustang seinen Tugenden treu. Und das ist gut so. Drüben in Amerika fällt er nicht auf, in Deutschland schon.

Vor knapp drei Jahren entschied sich Ford, den Mustang offiziell bei uns anzubieten. Eine gewagte Strategie, doch sie ging auf: Allein im vorigen Jahr griffen 5741 Kunden zu. Mehr als viermal so viele wie zum Beispiel Jaguar von seinem F-Type verkauft hat. Zeitweise war der Mustang der bestverkaufte Sportwagen in Deutschland.

Auf den Straßen in Europa kurven mittlerweile mehr als 33.000.
Ein wesentlicher Grund dafür ist natürlich sein Preis. Kein Hersteller bietet für 39.000 Euro mehr Auto mit mehr Leistung und Ausstattung. Und wer noch 7000 Euro draufpackt, bekommt den Ami sogar mit bulligem V8-Motor – Steve-McQueen-Feeling inklusive.

Sonderedition vom Mustang

Apropos: Zu Ehren des Filmklassikers „Bullitt“, in dem McQueen vor 50 Jahren in einem grünen Mustang GT Fastback eine legendäre Verfolgungsjagd hinlegte, lässt Ford als Sonderedition den „Bullitt“-Mustang aufleben. Ihn gibt es ab August entweder in Schwarz oder Grün und natürlich mit einem gegenüber dem Serienmodell modifizierten V8. Der Bullitt leistet stramme 341 kW/464 PS. Den genauen Preis will Ford im Sommer bekannt geben, rechnen sollte man mit rund 59.000 Euro.

Ford Mustang. Foto: Ford
Das Cockpit des Ford Mustang GT Fastback. Foto: Ford

Von der Lässigkeit des Bullitt fährt natürlich auch eine kräftige Portion in der modellgepflegten Normalversion mit, deren acht Zylinder jetzt 450 statt zuvor 421 PS zu den Hinterrädern schicken. Wirklich zu merken ist der Unterschied nicht, auch wenn der Mustang nun mit 4,6 Sekunden nominell zwei Zehntel schneller auf Tempo 100 sprintet.

Allerdings: Der Sound des Fünfliter-V8 erzeugt jetzt Gänsehaut. Die Ingenieure verpassten ihrer Ikone eine komplett neue Abgasanlage, die obendrein noch eine spezielle Klappensteuerung mit einem sogenannten Aktiv-Ventil erhielt. Das lässt sich über ein Menü auf dem Display einstellen. Wer abends spät heimkommt oder morgens früh losfährt, kann ein Zeitfenster vorgeben und sich dann leise aus der Siedlung schleichen. Ford nennt dieses Feature „Gute-Nachbarschaft“-Programmierung.

Mustang mit adaptivem Fahrwerk

Auch sonst stehen ihm diverse Spielereien elektronischer Art zur Verfügung. Für die schnelle Kurvenhatz beispielsweise das adaptive Fahrwerk „MagneRide“ aus dem Shelby 350 GT, dessen Setup die Fahrprogramme „Normal“, „Sport“, „Rennstrecke“ und „Regen/Schnee“ zulässt. Nun kommen noch zwei Varianten hinzu: „Drag“ und „My Mode“.

Beide beeinflussen das Ansprechverhalten des Gaspedals, das Schaltmuster der Automatik, die Lenkung und den Auspuffsound. Bei „Drag“ wird die Beschleunigung so optimiert, dass die Gänge perfekt gewechselt werden. Ford empfiehlt den Gebrauch allerdings nur auf abgesperrten Strecken. Im „My Mode“-Programm kann der Fahrer seine Wunschwerte einstellen.

Das Vorurteil, dass amerikanische Autos träge und schwammig fahren, hat der Mustang schon mit der Vorgänger-Generation restlos abgeschüttelt. Die jüngste Version setzt noch einen obendrauf, lässt sich so präzise und direkt durch die Kurven treiben, dass es eine Freude ist.

Hinzu kommen ein knackig zu schaltendes Sechsganggetriebe (ab Sommer auch mit automatischem Zwischengas beim Runterschalten) und ein agil drehender Achtzylinder mit einem Klang-Repertoire, das fast süchtig macht. Mehr Spaß geht auf einer kurvenreichen und leeren Landstraße nicht.

Große Show dank Line Lock-Schalter

Extrem extrovertiert veranlagte Ampel-Freaks dürften das eine oder andere Mal sicher den „Line-Lock“-Schalter drücken. Die ganz große Show. Er blockiert für 15 Sekunden – das ist eine gefühlte Ewigkeit – die Vorderräder, derweil das hintere Gummi unter Vollgas die gesamte Kreuzung in Reifenqualm hüllt. In welche Richtung die Mustang-Philosophie geht, zeigen auch Launch-Control-Schalter und Rennstrecken-App fürs Handy.

Ein weiteres Gimmick befindet sich über der Mittelkonsole, der Starterknopf. Sobald die Türen entriegelt werden, beginnt er mit einer Taktrate von 30 Mal pro Minute rot zu pulsieren. „Das entspricht exakt der Herzschlagfrequenz eines ruhigen Ponys“, sagt Jan Herzog, Produktmanager Ford Europa. Leider sieht man das Pulsieren nur im Dunkeln.

Deutliche Änderungen am Design

Ford Mustang. Foto: Ford
So wird man den Ford Mustang häufiger sehen, von hinten. Foto: Ford

Optisch wurde der Mustang recht deutlich verändert, selbst wenn dies normalen Passanten eher nicht auffallen wird. Ford hat nicht mal Kosten gescheut, das Blech in Teilen neu zu pressen. Kenner registrieren augenblicklich die flachere Motorhaube mit dem tieferen Grill, die neue Frontschürze sowie moderne LED-Scheinwerfer (serienmäßig). Die Rückleuchten erhielten einen kleinen Knick (eine Hommage an die Anfänge des Mustang) und unterm Heck lugen jetzt vier Endrohre hervor – untrügliches Zeichen des V8 GT.

Und dann ist da noch der kleine Bruder. Unter seiner Haube werkelt ein 2,3-Liter-Vierzylinder, für den sich in Deutschland immerhin rund 20 Prozent entscheiden. Der Motor mag zwar auf dem Papier stolze 213 kW/290 PS und 440 Newtonmeter an Drehmoment entwickeln und mit der optionalen Zehngangautomatik harmonieren. Doch eine lässig-souveräne Beziehung geht der EcoBoost-Turbo mit dem Muscle-Car nicht ein. Ein wenig geht hier die uramerikanische Seele verloren. Zwar hat es 1979 schon einmal einen Mustang mit vier Zylindern gegeben. An diese Zeiten wollen Mustang-Fahrer aber besser nicht erinnert werden. (SP-X)

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