Ford Focus: Agiles Schwergewicht

Vierte Generation der Kompaktklasse

Ford Focus: Agiles Schwergewicht
Ford hat die vierte Generation des Focus ordentlich bestückt. © AG/Flehmer

Ford setzt mit dem Focus einmal mehr ein Ausrufezeichen in der Kompaktklasse. Die vierte Auflage hat die ehemaligen Schwächen kaschiert und die Stärken weiter ausgebaut.

Der Focus ist für Ford ein Schwergewicht. In Europa führt der Vertreter aus Köln die Kompaktklasse an. Kein Wunder, dass auf die neue Generation höchste und sogar sehr gewichtige Anforderungen zukamen. Um die vierte Auflage zu gestalten, benötigten die Designer Modelliermasse zuhauf. Laut Ford wurde das Gewicht von 16 Elefanten als Modelliermasse benötigt, um den neuen Focus als Modell zu kreieren. Ein afrikanischer Elefant wiegt zwischen 6000 und 7000 Kilogramm. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Zwar fehlt dem neuen Kompakten ein Rüssel, dafür hat die Neuauflage eine äußerst sportliche Hülle erhalten.

Besonders die höchste Ausstattungsvariante Vignale fährt mit einem sehr repräsentativen Kühlergrill vor, der die Blicke auf sich zieht. Hinzu kommt, dass der auf der neuen C2-Architektur basierende Focus um 1,8 Zentimeter in der Länge gewachsen ist, der zeitgleich im September startende Kombi Turnier gar um 10,8 Zentimeter, und dabei knappe zwei Zentimeter an Höhe einbüßte. Dadurch wird der sportliche Charakter des Kompakten explizit betont. Er sieht einfach knackig aus.

Aufgeräumter Innenraum

Auch der Innenraum hat eine knackige Portion erhalten. War das Cockpit früher überfrachtet mit Knöpfen und Schaltern, so haben die Kölner nun aufgeräumt. Dadurch können auch die verwendeten Materialien eine größere Aufmerksamkeit erheischen. Und egal, ob die edle Vignale Ausstattung mit Soft-Touch-Elementen oder das sportliche Design der ST-Line die Passagiere mit Carbon-Dekor empfängt.

Sie können sich auf Anhieb wohl fühlen, auch wenn die Sitzflächen recht klein ausgefallen sind. Die hinten sitzenden Insassen profitieren zudem von einem um fünf Zentimeter auf 2,70 Meter gewachsenen Radstand. Dagegen liegt der Focus mit 341 Litern Kofferraumvolumen am Ende des Kompaktklassenfeldes.

Ford Focus auf Level 2 unterwegs

Das Cockpit des Ford Focus. Foto: AG/Flehmer
Das Cockpit des neuen Ford Focus hat kräftig dazugewonnen. Foto: AG/Flehmer

Dafür hat die technische Einrichtung nun den großen Schwung erhalten, der in den vergangenen sechs Jahren seit der Einführung der dritten Generation in die automobile Welt eingezogen ist. So ist der Focus immer online und kann mit dem Smartphone verknüpft werden. Bis zu zehn Endgeräte kann der WLAN-Hotspot bedienen.

Ebenso auf der Höhe der Zeit befindet sich nunmehr das Sicherheits-Management. Unter dem Label Ford Co-Pilot 360 arbeiten die wichtigsten Assistenzsysteme zusammen, sodass automatisiertes Fahren auf dem Level 2 möglich ist. In Verbindung mit der neuen Achtgang-Automatik kann der Focus nun allein den Stau bewältigen, das Einparken übernimmt das Fahrzeug, bereitet die Insassen auf einen möglichen Crash vor oder unterstützt in Gefahrensituationen bei Ausweichmanövern. Die LED-Scheinwerfer sind mit einem Fernlicht-Assi ausgestattet und leuchten auch Kurven aus. Und dank des Headup-Displays kann der Blick immer in Richtung Straße gewandt sein.

Starke Dreizylinder

Ein weiteres Highlight wartet unter der Motorhaube. Ford hat seine mehrfach preisgekrönte Dreizylinder Ecoboost-Reihe um ein neues Aggregat erweitert. Mit nunmehr 1,5 Litern Hubraum kommen aus den drei Töpfen 150 oder gar 182 PS mit jeweils 240 Newtonmetern Drehmoment. Je nach Belastung schaltet sich zudem ein Topf ab, um Kraftstoff einzusparen. Alle drei Zylinder sind natürlich beim Sprint gefragt, den die Limousine in 8,9 oder 8,3 Sekunden verrichtet. Der Turnier benötigt jeweils zwei Zehntel mehr.

Rund 5,5 Liter verbraucht die Kombination aus Saugrohr- und Direkteinspritzung, wenn nicht andauernd die Höchstgeschwindigkeit von bis zu 222 km/h gesucht wird. Denn der Dreizylinder bereitet seinem Piloten viel Freude und hält sich dabei auch akustisch zurück. Auch ein neuer Diesel kommt im neuen Focus zum Einsatz. Der zwei Liter große Selbstzünder leistet 150 PS und greift auf ein Drehmoment über 370 Newtonmeter zurück. Alle Motoren erfüllen die ab September geforderte Euro 6d-temp.

Zwei Hinterachsen zur Auswahl

Das Heck des Ford Focus. Foto: AG/Flehmer
Auch das Heck des Ford Focus verspricht sportliches Flair. Foto: AG/Flehmer

Ebenfalls allen gemeinsam ist das traditionell gute Fahrwerk. Ford setzt diesmal sogar noch einen drauf und bietet je nach Modell zwei verschiedene Hinterachsen an, um den Fahrkomfort weiter zu erhöhen. Drei verschiedene Fahrmodi stehen auch serienmäßig zur Verfügung, deren Unterschiede aber nur sehr sensiblen Fahrern auffallen.

Mehr noch fällt auf, dass die Lenkung in der ST-Line eine direktere Antwort vom Asphalt weiterleitet als zum Beispiel in der Vignale-Variante. Aber auch mit der etwas weicheren Lenkung und 150 Pferdestärken schafft der Focus den Ansturm auf die Serpentinen recht gut. Zugute kommt dem Focus dabei ein kleiner Gewichtsverlust bei gleichzeitiger Stärkung der Steifigkeit. Und wenn dann die ST-Line mit 182 PS gefordert wird, bereitet die Kurvenjagd doppelt so viel Spaß.

Ford Focus ab 18.700 Euro

Um in den Genuss des Fahrspaßes zu kommen, müssen mindestens 18.700 Euro bereitgehalten werden. Einen Tausender mehr kostet die Kombiversion. Doch die gerade einmal 85 PS starke Basisvariante wird eher nicht den Hof des Händlers verlassen. Der 150 PS starke 1.5 EcoBoost kostet in der Variante Cool & Connect 25.200. Für die bereits gut ausgestattete ST-Line werden weitere 1300 Euro fällig. Für die höchste Ausstattungsvariante Vignale müssen glatte 30.000 Euro hingeblättert werden.

Der Top-Benziner startet in der Version ST-Line bei 27.700 Euro. Und die verschiedenen Assistenzsysteme und Komfortelemente wollen auch noch bezahlt werden. Und auch die zigtausend Tonnen Modelliermasse fließen in den Preis mit ein, damit der Focus ein Schwergewicht in der Kompaktklasse bleibt.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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