Ford Fiesta ST: Rennwagen im Kleinformat

Der Ford Fiesta ST 150 ist die Renn-Variante des Kleinwagens aus Köln. Der Motor leistet satte 150 PS. Für nicht ganz so PS-Verrückte gibt es den Fiesta Sport.

Jürgen Wolff

Zwei Jahrzehnte ist es her, dass die erste sportliche Version des Ford Fiesta auf den Markt kam. Die hieß XR2 und schaffte mit 84 PS immerhin Tempo 160. Jetzt gibt es nach langer Pause mit dem Fiesta ST 150 wieder einen würdigen Nachfolger. Und der hat fast doppelt so viel Kraft unter der Haube: satte 150 PS. Das ist für den mittlerweile ziemlich brav gewordenen Fiesta ein gewaltiger Sprung.

Zwei Jahre Entwicklungszeit

Übersichtliches, schnöreklloses Cockpit.

Die kräftigste «zivile» Motorisierung der aktuellen Baureihe bringt es mit dem 1,6 Liter großen Duratec-Motor auf 74 kW/100 PS. Es war also höchste Zeit für die Kölner, nachzulegen. Zwei Jahre Entwicklungszeit steckte das bei Ford für die schnellen Autos zuständige «TeamRS» in die erste Sportversion des aktuellen Fiesta - gleichzeitig die erste Serienversion, die von der Anfang 2003 gegründeten Abteilung entwickelt wurde.

Motor geneigt eingebaut

Der ST (steht für Sports Technology) ist aber auch alltagstauglich. Der 2,0-Liter-Saugmotor aus dem Mondeo sorgt für reichlich Vortrieb. Um ihn in dem engen Motorraum des Fiesta unterbringen zu können, war einiges an Bastelarbeit nötig: So wurde der Vierzylinder um sechs Grad nach hinten geneigt eingebaut, Nebenaggregate wie die Lichtmaschine und der Kompressor der Klimaanlage versetzt.

Und die Ingenieure kitzelten noch fünf PS mehr aus ihm heraus: Im ST leistet er 110 kW/150 PS. Die Tuner, ist sich Projektdirektor Jost Capito sicher, werden künftig noch viel mehr rausholen. «30 PS sind in jedem Fall noch drin.»

Hinterteil mit Spoiler.

Das Fahrwerk wurde für den jungen Wilden weiterentwickelt, auf Sportlichkeit getrimmt und tiefer gelegt. Die Lenkung ist rund zehn Prozent direkter als beim Basis-Fiesta. Von 0 auf 100 braucht der ST nur 8,4 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 208 km/h.

So weit die nackten Zahlen. Aber wie fährt sich der schnellste Fiesta, der für die Straße zu kaufen ist? Antwort: Mit viel Spaß und Freude, wie es sich für einen echten Kölner gehört. Der ST erweist sich bei der Kurvenfahrt durch die Toskana als überraschend agil und wendig, mit einer satten Straßenlage - er meistert jede Kehre wie auf Schienen. Was das Fahrwerk vielleicht nicht selbst schafft, putzt spätestens das extra abgestimmte ESP aus: Keine quietschenden Reifen, kein Ausbrechen, kein Angstschweiß auf der Stirn.

Bandscheibenfreundliche Federung

Die Lenkung ist direkt und präzise, die Schaltwege kurz und knackig. Auf kurvigen Landstraßen, ist der Fiesta ST in seinem natürlichen Lebensraum. Nicht einmal der Komfort kommt zu kurz. Die Federung ist straff, aber immer noch bandscheibenfreundlich eingestellt. Mit den 7,4 Litern Super, die Ford als Durchschnittsverbrauch angibt, dürfte man bei so viel Versuchung allerdings kaum hinkommen.

Die Sportlichkeit von Motor und Fahrwerk greift der nur als Dreitürer angebotene Fiesta ST außen und innen mit kraftvoller Optik willig auf. Gegenüber seinen zahmen Brüdern ist er im Rückspiegel an seinen tief herunter gezogenen Stoßfängern, dem großen Lufteinlass und den integrierten Nebelscheinwerfern sofort erkennbar.

Am Heck zeigt der optionale Spoiler, wer da gerade vorbeigezogen ist. Und wer es besonders deutlich machen will, der kann seinen ST auch mit zwei breiten Streifen ordern, die der Länge nach über das ganze Fahrzeug laufen. Das kennt man so schon vom legendären GT 40.

Die Sportsitze mit Logo.

Innen sind die Sportsitze ebenso wie das griffige Lederlenkrad mit dem ST-Logo signiert. Sie bieten einen ausgezeichneten Seitenhalt. Die Pedalerie hat Beschläge aus Edelstahl, steht aber etwas arg eng beieinander. Wer ST fährt, braucht schmales Schuhwerk.

Fiesta Sport für die gemäßigten Kunden

Aber auch die gemäßigteren Naturen müssen künftig nicht auf TeamRS-Unterstützung verzichten. Parallel zum ST wurde dort der Fiesta Sport entwickelt. Das Fahrwerk ist ähnlich ausgelegt, aber für mehr Komfort abgestimmt. Die Lenkung ist serienüblich und nicht mehr so direkt. Alles sportlich und mit dynamischem Design, aber kein Sportauto wie der ST. Mehr für den flotten Alltag in der Stadt als für den Lustgewinn auf der Landstraße.

ST und Sport werden komplett in Köln gefertigt. Die ersten sind dort schon vom Band gerollt und Brand Manager Uwe Baumgarten rechnet damit, dass sie ab Januar bei den Händlern stehen werden. Rund verkaufte 1500 Fahrzeuge im Jahr - das ist die Ziellinie, die sich Ford für sie beiden Sportler gesetzt hat.

Bei Basispreisen von 17.850 Euro für den ST und 13.725 Euro für den Sport mit 80PS 1,4-Liter-Motor, könnte das hinkommen. Zumal selbst der ST ziemlich komplett ausgestattet ist. Nur: Aufpreispflichtig sind genau die Teile, die bei ihm für den besonderen Spaß sorgen: Heckspoiler (190 Euro), 17-Zoll-Aluräder (175) - und vor allem die beiden GT-Streifen (250 ).

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