Fiat Punto: Alles auf Blau

Panda und Croma waren nur ein sanftes Vorspiel. Der neue Punto ist da und soll den italienischen Fiat-Konzern wieder auf die Erfolgsstraßen Europas führen.

Von Stefan Grundhoff

Seit zwölf Jahren ist der Fiat Punto im Programm, wurde seither mehr als 6,5 Millionen Mal verkauft. Von den 500.000 Puntos, die in Deutschland zumeist in Damenhände kamen, laufen noch mehr als 440.000 Stück. Der neue Fiat Punto bekam den Namenszusatz Grande, weil der alte Punto als günstiges Auslaufmodell noch ein Jahr im Programm bleibt. Design und Dimensionen (+ 19 cm) haben nichts mit dem erfolgreichen Vorgängermodell zu tun. Der Kleinwagen von einst kratzt nicht nur mit seiner Länge von 4,03 Metern mittlerweile laut an der Tür zur Kompaktklasse und dürfte selbst einem Fiat Stilo das Leben schwer machen.

Junge Kunden im Visier

Die Erwartungen an den elegant gezeichneten Grande Punto sind groß. Im nächsten Jahr sollen sich allein in Deutschland mehr als 30.000 Käufer für den Frauenliebling erwärmen können, der als Drei- und Fünftürer zu bekommen ist. Mit zahlreichen Aktionen will Fiat insbesondere die jungen Kunden ansprechen. Bei diesem Design sollte das gelingen. Eine Front mit kerniger Mundöffnung, ein sehenswerte Heck und eine beeindruckend schön gezeichnete Seitenlinie ist Designer Giugaro da gelungen.

Im Innenraum spürt man die 19 cm mehr Länge besonders; vier Passagiere können bequem im neuen Fiat sitzen. Zu fünft wird es klassenbedingt recht eng, doch die Kopffreiheit ist angenehm. Die Instrumente bekannt übersichtlich, die Sitze bequem - so wünscht man sich einen Fiat. Wären da nicht die allzu lieblosen Plastikoberflächen, an denen sich das Auge überall reibt. Macht alles einen wertigen Eindruck, aber das Design kam im Innenraum deutlich zu kurz. Der Kofferraum schluckt 275 Liter.

Vier gegen zwei

Das Heck des Fiat Punto Foto: press-inform

Die Motorenpalette sorgt für Überraschungen. Hier setzen die Italiener auch in der kleinen Klasse trotz zumeist kleiner Laufleistungen auf moderne Dieseltechnik. Den vier Commonrailaggregaten mit Leistungen zwischen 75 und 130 PS stehen zum Marktstart gerade einmal zwei Benziner gegenüber. Trotzdem sollen sich rund 80 Prozent der Käufer für die Benziner mit 1,2 und 1,4 Litern Hubraum entscheiden. Doch der größere Vierzylinder mit seinen 57 kW / 77 PS kann im Grande Punto nicht überzeugen. Nach flottem Start geht es allzu träge durch den Verkehr. 0 auf 100 km/h in 13,2 Sekunden und 165 km/h Spitze passen nicht zum sportlich anmutenden Fronttriebler. Überlandfahrten und Autobahntouren sind alles andere als ein Vergnügen.

Im Frühjahr soll immerhin noch ein 95 PS-Benziner folgen. Bis dahin kommt man um einen Diesel kaum herum. Der 90 PS starke 1,3 Multijet fährt sich deutlich ambitionierter und macht nicht nur durch das serienmäßige Sechsganggetriebe richtig Spaß. Er verbraucht trotz munterer 200 Nm gerade einmal 4,6 Liter Diesel auf 100 km/h und läuft 175 km/h Spitze. Ärgerlich, dass der Partikelfilter 600 Euro extra kostet.

Umfangreiche Serienausstattung

Da erfreut schon eher das gute Fahrverhalten. Die Federung ist angenehm und bietet eine gelungene Mischung auch Komfort und Dynamik. Die Lenkung ist direkt und das Steuer liegt sehr gut in der Hand. Die Fünfgang-Schaltung des Benziners ist jedoch zu hakelig. Fiat rühmt sich, mit dem Punto den sichersten Wagen seiner Klasse (5 Sterne im Crashtest) zu produzieren. Unverständlich wieso Aktiv-Kopfstützen, Seitenairbags und ESP trotzdem Aufpreis kosten. Serienmäßig sind allein ABS, Front- und Seitenairbags. Ab Frühjahr soll es zudem einen Knieairbag geben. Die Serienausstattung des Fiat Punto ist angenehm umfangreich. Bereits die Basisversion Active bietet einiges, doch der Dynamic sollte zum Volumenmodell avancieren. Hier gibt es unter anderem eine Klimaanlage und eine Funkfernbedienung. Die Preise des Fiat Grande Punto beginnen bei 10.990 Euro; ein vernünftig ausgestatteter 1.3 Multijet Dynamic kostet inklusiv kompletter Sicherheitsausstattung als Dreitürer bereits glatte 16.000 Euro - alles andere als ein Schnäppchen. Diese Zeiten sind auch bei Fiat vorbei.

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