Fiat 500 e: Elektrischer Spaßbringer

Fiat 500 e: Elektrischer Spaßbringer
Zur Wahl beim Fiat 500 e stehen zwei Batteriegrößen mit Reichweiten zwischen 180 bis zu 445 Kilometern. © Fiat

Der Fiat 500 ist Kult. Nun schicken die Italiener ihren Kleinwagen auch als Elektro-Version an den Start und begeben sich in Konkurrenz zu Mini und Honda.

Dabei kommt der Fiat 500 mit der stärkeren der beiden angeboten Batterien im Stadtverkehr deutlich auf über 400 Kilometer und spielt dank seines verlockenden Preises die Rolle des verführerischen Gigolos unter den Kleinwagen. Inklusive der Zuschüsse aus Steuergeldern steht er für weniger als 20.000 Euro an der heimischen Ladesäule. Das schwächere Modell (180 Kilometer Reichweite) ist sogar schon für gut 14.000 Euro zu haben.

Dem bisher schon meistverkauften Fiat sieht man seinen Sprung in die elektrische Gegenwart schon von außen an, obwohl die seit 13 Jahren vertraute knuddelige Grundform weitgehend unverändert blieb. Exklusiv für die E-Version wurde die Frontpartie verändert. Größere ovale Scheinwerferaugen mit einer Art Lidstrich, die in die deutlich wuchtigere Motorhaube hineinreichen, ergeben einen leicht verträumten Blick. Neu auch die Türgriffe, die jetzt in einer Mulde versteckt sind, und einige Details am Heck. Fiat pflegt also weiterhin die Tradition des Klassikers, würzt sie beim Elektromobil aber mit einem Schuss Extravaganz. Die seit jeher von ihrem 500er angetanen Kunden dürften ihre Knutschkugel schnell wiedererkennen.

Dritte Tür sorgt für erleichtertes Einsteigen

Doch nicht nur unter der kurzen Haube tut sich was beim 500er. Beispiel ist eine Neuheit, die das mühsame Durchkrabbeln auf die nach wie vor engen Rücksitze wirksam erleichtert. Dafür bekam die Limousine eine schmale Zusatztür auf der rechten Seite, deren Scharniere nicht an der Mittelsäule montiert sind, sondern hinten. Stehen beide rechten Türen offen, entsteht ein Kleiderschrank-Feeling ohne störenden Pfosten.

Der Fiat 500 e verfügt über gegenläufig zu öffnende Türen. Foto: Fiat

Da die Vordersitzlehne beim Einsteigen nicht mehr zurückgeklappt werden muss, können Kinder schneller und ohne Turnübungen ihren Bereich entern. Für Ausgewachsene bleibt der Fond auf längeren Strecken aber nach wie vor eine Tabuzone. Praktisch ist die neue Fiat-Lösung allemal fürs schnelle Einladen nach dem Supermarkt-Einkauf. Diese sogenannte 3+1-Variante kostet 2000 Euro mehr als die normalen Zweitürer.

Druckschalter statt Schaltknüppel

Neue Luftigkeit auch vorne, da kein Schaltknüppel mehr gebraucht wird. Deutlich reduziert und neu aufgeräumt auch all das, was zum Bedienen gebraucht wird. Vier Druckschalter ersetzen den Schalthebel. P für Parken, N für Neutral, R für Rückwärts und D fürs Losfahren – das war´s dann schon. Darüber angebracht ist eine schmale Leiste für Klima und Heizung. Die Fahrmodus-Einstellung, elektrische Feststellbremse und Audio-Lautstärke finden ihren Platz in einer kurzen Konsole zwischen den Sitzen, wo beim Benziner der Handbremshebel Platz beansprucht.

Der bis zu 10,25 Zoll große Monitor für Navigation und mehr beherrscht das Zentrum des Armaturenbretts. Weniger Änderungen dagegen im Bereich direkt vor dem Fahrer. Ein vertrautes sieben Zoll großes Zentralinstrument und diverse Schalter in Griffnähe auf den beiden Lenkradspeichen.

Der Druck auf den Startknopf weckt den E-Motor, er sich umgehend und natürlich lautlos ans Werk macht. Erst beim Tritt auf das rechte der beiden Pedale beginnt das sanfte Surren, das alle Stromer beim Losfahren auszeichnet.

Verlockender Range Modus

Verlockend vor allem im Stadtverkehr ist der sogenannte „Range“-Modus, der das klassische Bremsen weitgehend entbehrlich macht. Sobald der Druck aufs Gaspedal verringert wird, verzögert der Fiat abrupt und kommt vor der Ampel zum Stillstand. Das Timing will geübt sein. Bei diesem „Ein-Pedal-Fahren“ wird die freiwerdende Energie dank Rekuperation recht effektiv zum Laden der Batterie genutzt. Wer diese neue Form des Fahrens als zu stressig empfindet, kann sich in den Normal-Modus retten. Dann fährt sich der Italo-Stromer wie jedes andere Automatikauto.

Ein lupenreiner Kleinwagen, der unaufgeregt und gelassen wie eh und je seine Kreise zieht, dabei aber bei aller räumlichen Bescheidenheit Komfort nicht als Fremdwort sieht. Da die klassische Kundschaft eines Fiat 500 ohnehin mit Ausnahme der überpowerten Abarth-Versionen eher ruhiger unterwegs ist, fällt der Umstieg auf den zumindest vor Ort sauberen Antrieb leicht. Vor allem, weil der immerhin 118 PS starke E-Motor bei Bedarf stets Reserven anbietet, wenn es mal schneller gehen muss.

Da unterscheidet sich der Saubermann alleine schon durch seine elektrotypische ruckfreie Beschleunigung von seinen Schwestermodellen alter Schule. Und setzt beim energischen Tritt aufs Gaspedal noch einen drauf. Aus der gemächlichen Straßenbahn wird ein ICE, der in drei Sekunden auf Tempo 50 spurtet. Da haben manche Benzin-Jünger gerade mal den ersten Gang eingelegt. Allerdings droht Knöllchen-Alarm, da das helle Elektrosingen die wahre Geschwindigkeit verschleiert. Wer noch nie elektrisch beschleunigt hat, wird erst erschrecken und dann genießen. Der neue Fahrspaß eben.

Vier Stunden laden mit 11 kW

Wenn da nicht das lästige Laden wäre, vor dessen Tücken auch der neue Fiat nicht gefeit ist. An der Haushaltssteckdose muss er schon eine ganze Winternacht parken, bis der Akku wieder fast voll ist. An einer 11-kW-Wallbox genügen dafür rund vier Stunden. Der 500e kann aber auch an einer Schnelllade-Station mit 50 kW andocken, um in einer Kaffeepause Strom für weitere 50 Kilometer zu „tanken“.

Oder sein Pilot gönnt sich ein richtiges Frühstück und wird in einer halben Stunde mit über 150 Kilometer belohnt. Da diese Powerboxen noch recht selten sind, ist bei längeren Strecken sorgfältige Planung ratsam. Das ist bei einem 100.000 Euro-Stromer aber nicht anders.

Vielzahl von Assistenten im Angebot

Das Cockpit des Fiat 500 e. Foto: Fiat

Bei alledem koppelt Fiat die Umsteiger auf den Winzling keineswegs vom Fortschritt ab, wenn es um moderne Assistenzsysteme geht. Je nach Ausstattung sind z.B. Abstandsradar, Tot-Winkel-Warner, automatische Notbremsung und Spurhalteassistent an Bord oder können als Paket für 2.000 Euro mitbestellt werden. Auch das Navigationssystem bietet Funktionen speziell für das elektrische Fahren wie einen optischen Kreis auf dem Bildschirm, der den Radius der Restreichweite anzeigt. Natürlich ist der Neuling rundum vernetzt, hat eine eigene SIM-Karte, bietet spezielle Apps und einen Hotspot für Mitreisende.

Wer die meisten Leckerbissen aus der Aufpreisliste gleich in Serie nutzen will, muss sich für das komplett ausgestattete Einführungsmodell „La Prima“ entscheiden, das fast 35.000 Euro kostet. Aber auch bei ihm darf die Förderprämie von 9.000 Euro abzogen werden. Und dann rechnet sich auch der derzeitige Zwergenkönig. (SP-X)

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