Feuriger Spätzünder

Fahrbericht für den Seat Leon 1.4 TSI

Das Warten hat sich gelohnt. Fast drei Jahre hat es gedauert bis die spritsparende TSI-Technologie und das Downsizing-Prinzip auch bei Seat ankamen. Nun zahlen sie sich aus.

Von Frank Mertens

Als Adoptivkind kann man sich manchmal wie ein ungeliebtes Kind vorkommen. Da bringt die VW-Mutter zwar eine Innovation nach der anderen auf den Markt, doch davon profitiert zunächst einmal nur der eigene Nachwuchs, nicht die angenommenen Töchter. So geht es neben Skoda auch Seat, dem spanischen Mündl des Wolfsburger Autobauers. Dort musste man lange Warten, bis man seinen Kunden endlich die innovativen TSI-Motoren anbieten konnte. Während dieses Motorenkonzept seit Frühjahr 2006 bei VW zum Einsatz kommt und seither eine Auszeichnung nach der anderen einheimst, haben seit einigen Monaten nun auch Seat-Kunden die Gelegenheit, ihr Auto endlich mit einem turbo-aufgeladenen Motor samt Benzindirekteinspritzung auszustatten.

Downsizing-Prinzip

Natürlich könnte der geneigte Kunde ob dieser elendig langen Wartezeit jetzt eingeschnappt sein und bei der Wahl eines Motors die TSI-Technologie links liegen lassen. Gut beraten wäre er damit aber nicht. Denn dieses Aggregat ist derzeit ohne Frage das Beste, was es bei den Ottomotoren gibt. VW ist es durch den Einsatz einer Benzindirekteinspritzung mit einer Doppelaufladung gelungen, den Hubraum auf 1.4 Liter zu reduzieren. Downsizing nennt man so etwas in Wolfsburg.

Spaß mit 125 PS

Im von uns getesteten Seat Leon werkeln unter der Motorhaube 125 PS, das sind drei PS mehr als bei VW. Die Leistungsentfaltung geschieht dabei so unaufgeregt, dass es einfach Spaß macht, mit diesem Auto unterwegs zu sein. Bevor man losfährt, ist man jedoch erst einmal irritiert. Ist der Motor wirklich an? Ja, ist er. Doch man hört ihn nicht, so leise surrt er vor sich hin. Nur der Blick auf den Drehzahlmesser zeigt seine Aktivität an.

Power aus dem Drehzahlkeller

Der Seat Leon Foto: Seat

Auch beim Fahren neigt der Vierzylinder-Motor nicht zur Lärmbelästigung. So lässt es sich mit dem Seat Leon auch gemächlich dahin gleiten. Doch wer das Potenzial seines Autos erfahren will, der kann dies tun. Ein Kick aufs Gaspedal genügt und der Motor zeigt, was in ihm steckt. Und das ist eine Menge. So verfügt stellt er ein maximales Drehmoment von 200 Newtonmeter zur Verfügung, die zwischen 1750 bis 4000 Umdrehungen anliegen. Damit ist für genügend Vortrieb auch aus niedrigen Drehzahlbereichen gesorgt. Den Spurt auf Tempo 100 absolviert der Leon in 9,8 Sekunden, die Spitzengeschwindigkeit ist bei 197 km/h erreicht. Das sind ausgesprochen anständige Werte.

Spar-Möglichkeiten

Das Heck Foto: Seat

Das trifft auch auf den Verbrauch zu. Für den Stadtverkehr gibt der Hersteller 8,2 Liter an - bei unseren Testfahrten genehmigte sich der Leon sogar nur 7,8 Liter, allerdings bei umsichtiger, will sagen, Sprit sparender Fahrweise. Wer will, der kann also die Herstellerangaben annähernd erreichen. Doch wer es auch nur einen Hauch sportlicher mag, der erlebt einen durchaus spritdurstigen Leon: Statt den angegebenen 6,3 Litern im Kombiverbrauch genehmigte er sich gut 1,1 Liter mehr - allerdings auch kein wirklich schlechter Wert. Was zählt, ist die Möglichkeit, auch weniger verbrauchen zu können, wenn man denn nur will.

Präzise Schaltung

Das Cockpit des Seat Leon Foto: AG/Mertens

Der agile TSI-Motor passt glänzend zum sportlich ausgelegten Leon, der über ein straffes, aber noch komfortables Fahrwerk verfügt. Das Sechsganggetriebe aus dem Konzernregal ist präzise abgestimmt, die Lenkung recht direkt. Das Warten auf das neue Aggregat hat sich gelohnt. Und wer seinen Ärger über die lange Wartezeit beiseite schieben kann, sollte diesen Motor bei der Kaufentscheidung in die engere Wahl einbeziehen. Die Preise für den gestesteten Seat Leon beginnen bei 18.840 Euro.

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