Downsizing auf britisch

Jaguar XK und XF

Jaguar hat dem sportlichsten Modell XK sowie der Luxuslimousine XF zur Auffrischung neuen Triebwerke eingepflanzt. Bereits in niedrigen Drehzahlen beginnt der noble Spaß.

Von Thomas Flehmer

Das Bestreben nach verbrauchsarmen Antrieben bringt besonders im Luxussegment eigenwillige Kreationen hervor. Da werden Sportwagen und SUV mit Hybridtechnik oder Elektromotor ausgestattet. Anderorts werden die Hubräume verkleinert.

Downsizing mit Hubraumvergrößerung

Auch Jaguars neue Kreation des Modelljahrgangs 2010 mutet auf den ersten Blick komisch an, es ist ein eigenwilliger Weg des Downsizing. So haben die Briten den nicht ganz schwachen 4,2 Liter großen Motor mit 300 PS durch einen 5,0 Liter großen Achtzylinder mit 385 PS und Direkteinspritzung ersetzt, mit dem der Sportwagen XK und die Luxuslimousine XF an den Start gehen. Zudem erhält die Topversion XKR eine neue Kompressorversion mit 510 statt bisher 416 PS.

Ausgedient hat zudem beim XF der 2,7 Liter große Diesel. Hier werkelt jetzt ein Dreiliter-Sechszylinder mit 275 PS unter der Motorhaube. «Die Kunden verlangen mehr Leistung bei gleichzeitigem Minderverbrauch», sagt Jeffrey L. Scott, Geschäftsführer von Jaguar Deutschland. Immerhin habe Jaguar seit Bestehen die sparsamste Motorenpalette im Angebot - «ohne Zwölfzylinder», wie Scott sagt. Downsizing auf britisch halt.

Zwischen Theorie und Realität

Royalistische Gefühle werden freigesetzt Foto: AG/Flehmer

Trotz der Leistungsspritze verbrauchen die neuen Motoren rund zehn Prozent weniger Kraftstoff als die Vorgänger. Lediglich 6,8 Liter Diesel auf 100 Kilometer - genauso viel wie bei der über 4000 Euro teureren Mercedes E-Klasse 350 CDI Blue Efficiency - sollen bei der immerhin über 1,8 Tonnen schweren Limousine durch den Twinturbo fließen. Beim XK werden 11,2 Liter Superplus auf identischer Strecke verbrannt. Was auf dem Papier recht plausibel aussieht, kann in der Realität aber nicht umgesetzt werden.

Denn neben der gesteigerten Leistung optimierte Jaguar auch das Drehmoment mit der Folge, dass - auch bedingt durch die doppelte Aufladung beim Diesel - schon auf den ersten Metern die elegante Limousine zum sportlichen Raubtier mutiert - und das ohne Turboloch. Innerhalb von 6,4 Sekunden sind die 100 km/h erreicht und der Motor giert und giert weiter nach Leistung, die spätestens bei 250 km/h elektronisch eingefangen wird. Das Sechsgang-Automatikgetriebe arbeitet dabei so schnell und durchzugskräftig wie eine Doppelkupplung. Kurzum: Selbst die elegant, aber eher konservativ wirkende Limousine macht so viel Spaß, dass der Verbrauch ganz automatisch höher sein wird, als angegeben. Kombiniert mit dem edlen Innenraum der Portfolio-Ausstattungsvariante ist die 4,96 Meter lange Limousine wahrlich königlich unterwegs.

Abschied vom Verstand

Hans Dampf mit Noblesse Foto: Jaguar

Einen royalistischen Charakter besitzt der XK nicht, bei ihm weiß man schon beim ersten Anblick, was einen erwartet. Wie beim XF wurde auch die Front des Topsportlers aggressiver gestaltet, von der Seite her ähnelt der XK dem viel teureren Aston Martin. Und mit 385 PS ist die britische Raubkatze auch kaum weniger gut bestückt als der Dienstwagen des Agenten seiner Majestät.

Dass hier die angegebenen 11,2 Liter nur theoretisches Stückwerk sind, wird noch schneller klar als bei der Limousine. Der Achtzylinder katapultiert das 1660 Kilogramm schwere Coupe nach vorn, innerhalb von 5,5 Sekunden dringt der 4,79 Meter lange Jaguar in den dreistelligen km/h-Bereich ein. Spätestens in diesem Bereich sagt dem Fahrer der Begriff Downsizing nichts, aber auch gar nichts, mehr.

Laminierte Fenster

Komfort soweit das Auge blickt Foto: Jaguar

Im Innenraum ist dabei nur die schnelle Fortbewegung spür-, aber kaum hörbar. Durch die laminierten Fensterscheiben hindurch hat das sportlich klingende Motorengeräusch es schwer, wahrgenommen zu werden. Entschädigung dafür erhalten die Insassen im eleganten Innenraum allemal. Holzverkleidung und Leder verwöhnen in der neu eingeführten Topvariante Portfolio das Auge. Die elektrisch verstellbaren Sitze können erwärmt oder gekühlt werden.


Die Instrumente sind nach einer kurzen Eingewöhnungszeit recht übersichtlich angebracht, die Kontrastnähte versprühen ebenso Luxus wie der Dachhimmel aus Velours. Das Komfortambiente hat absolute Spitzenqualität ohne jegliches Downsizing.

Start bei 51.200 Euro

Der Jaguar XK Foto: Jaguar

Downsizing bei den Preisen ist bei Jaguar dafür im Vergleich mit den Mitbewerbern zu erkennen. Der kleine XF-Benziner mit Dreiliter-Motor startet bei 54.800 Euro, der Fünf-Liter-Benziner knappe 14.000 Euro später. Mit dem Selbstzünder beginnt Jaguar bei 51.200 Euro. Für das Coupe müssen mindestens 88.900 Euro angelegt werden, das Cabrio beginnt bei 97.100 Euro, für den XKR sind 103.900 Euro fällig. Maserati und Aston Martin sind um die 20.000 Euro teurer.

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