Dodge Viper: Topleistung zu Höchstpreisen

Dodge Viper: Topleistung zu Höchstpreisen
Das Verdeck der Viper. Bei Tempo 300 pfeift's.

DaimlerChrysler bringt mit dem Dodge Viper einen reinrassigen Sportwagen auf den deutschen Markt. Die Frage ist nur, wer ein Fahrzeug braucht, das mehr als 30 Liter verbraucht.

Stefan Grundhoff

Die Autohersteller verschließen offenbar die Augen vor den Realitäten. Begriffe wie Tempolimit, Durchschnittsverbrauch, Partikelfilter oder Betriebskosten geistern durch die Köpfe der Autointeressierten. Doch die Hersteller kennen kein Erbarmen und präsentieren mit großem Erfolg Leckerbissen wie Porsche Carrera GT, Mercedes SLR oder Lamborghini Murcielago. Der DaimlerChrysler-Konzern setzt dem ganzen jetzt die Krone auf und bringt den Dodge Viper SRT-10 auch auf den deutschen Markt.

Zehn Zylinder in V-Form

Mit Worten allein ist dieser Sportwagen kaum zu beschreiben. Der Doge Viper war schon immer etwas besonderes, etwas Gefährliches - einfach unberechenbar. Das ist bei der neuesten Auflage des US-Power-Boliden nicht anders. Wer einen SRT (steht für Street Racing Technologies) bewegt, sollte sich der Kraft des Wagens immer bewusst sein. Unter der nicht enden wollenden Motorhaube donnern die Zylinderblöcke nur so. 8,3 Liter Hubraum, zehn Zylinder in V-Form, 711 Nm und bullig grollende 372 KW/506 PS - das reicht für Tempo 306 - locker. 0 - 100 km/h in weniger als vier Sekunden.

Fahrhilfen? Fehlanzeige! Außer ABS ist nichts an Bord. Doch selbst die beeindruckenden Motordaten können kaum beschreiben, wie man in dem Viper unterwegs ist. Der Hintern des Piloten sitzt nur wenige Zentimeter über der Hinterachse.

Das Viperdesign hat sich bei der dritten Auflage des Supersportwagens kaum verändert. Der Name ist Programm. So richtig wohl fühlt sich der Wagen auf Autobahnen, Landstraßen und in schnellen Kurven. Doch das alles hat seinen Preis: Der Viper verbraucht aberwitzige 30 Liter auf 100 Kilometer.

Das Verdeck der Viper. Bei Tempo 300 pfeift's.

Der Vortrieb des V-10-Aggregats ist einfach stark. Omnipotent drückt der Dodge seine Insassen in die Sitze. Die Gesichtszüge scheinen beim Beschleunigen zu entgleiten. Die Geschwindigkeit ist nicht allein an vorbei fliegenden Autos, Bäumen oder Häuserzeilen zu ermessen. Dreht das Aggregat erst einmal über die 3.000 U/min-Marke, kann man sein Wort in dem Roadster kaum noch verstehen. Das Soundsystem kann man getrost ausstellen. Mächtige Explosionen unter der Haube pressen die 1,6 Tonnen schwere Viper unnachgiebig nach vorn. Das schlecht sitzende Cabriodach pfeift nervig im Hintergrund. Wen stört's? Irgendwann erreicht der SRT die 300 km/h-Marke und lässt auch sie problemlos hinter sich.

Dabei ist der Dodge Viper von geübter Hand überaus angenehm zu fahren. Nach dem schwierigen Einstieg in die engen Sportsitze fühlt man sich angenehm wohl. Die Teil-Ledersitze passen wie ein Maßanzug - von unbequemem Motorsport-Feeling keine Spur. Das griffige Lenkrad liegt ebenfalls gut in der Hand. Die Pedale werden elektrisch justiert. Schließlich wird der rechte Arm auf dem überbreiten Mitteltunnel abgelegt.

Zum Gänge einlegen braucht man Kraft

Hier thront der puristische Schaltknauf mit Aluminium-Einfassung. Die Schaltung liegt gut in der Hand, lässt jedoch einige Wünsche offen. Die Gänge lassen sich nur mit Krafteinsatz einlegen. Zudem ist das Sechsgang-Getriebe etwas knochig. Doch schnelle Schaltvorgänge kann man sich getrost sparen. Auf Landstraßen und Autobahnen braucht man kaum mehr als den fünften Gang, der Dank des wuchtigen Drehmoments von 711 Nm bei 4.250 U/min nie überfordert ist. Ansonsten ist man mit dem dritten Gang gut unterwegs.

Die Heckansicht.

Das Fahrwerk ist hervorragend. Kurve oder Gerade - der Doge Viper zieht mit gleicher Geschwindigkeit unbeirrt seine Bahnen und hinterlässt ungläubige Blicke. Dabei wirkt das Gefährt nie unkomfortabel oder hart. Das Gesamtpaket stimmt - die nächste Kurve kann kommen.

Einzig auf schlechten Fahrbahnbelägen wirkt das etwas ruppig und hat Probleme seine Kraft auf die Straße zu bekommen. Und aufgepasst: Durch ein Zucken im Fuß macht sich das Viper-Heck schnell selbstständig - das war es dann. Höchsten Motorsportansprüchen genügt die Brembo-Bremsanlage, die aus jeder Geschwindigkeit mächtig verzögert. Den Rest erledigen die 275er Reifen vorn und die 345er Reifen hinten.

Innenausstattung wirkt etwas billig

Das sportliche Outfit der Dodge Viper SRT-10 begeistert jedoch ausschließlich von außen. Innen ist die Viper nicht gerade ein Augenschmaus. Besonders die beeindruckend wuchtige Mittelkonsole erstrahlt in preiswertem Plastik. Etwas Aluminium oder hochwertiger Kunststoff hätten es durchaus sein dürfen. Ansonsten passt die Qualitätsanmutung des US-Boys. Die Ausstattung bietet elektrische Fensterheber, Teilledersitze, Xenonlicht, Klimaanlage und Reifendruck-Kontrolle.

Gegen Aufpreis gibt es sogar ein Navigationssystem, das einen ohne Umwege zum «nächsten Nürburgring» führen kann. Einzig zwei Hürden sind zu überwinden. Zunächst sollte man den Kaufpreis von 105.000 Euro auf den Tisch legen können. Angesichts des Komplettpaketes sicher kein unfaires Angebot. Zum anderen kommen pro Jahr nur rund 150 Schlangen auf den Deutschen Markt. Da heißt es schnell zubeißen.

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