Dodge Charger: Ein Duke kommt selten allein

Der US-Markt ist reich an Autolegenden: Neben der Corvette und der Viper gehört dazu auch der Dodge Charger – nicht nur seine 350 PS flößen Respekt ein.

Von Stefan Grundhoff

Jede Folge das gleiche Spiel: Die beiden Dukes geben mit ihrem orangefarbenen Dodge Charger mächtig Gas und Boss J.D. Hogg schaut zusammen mit seinen dümmlichen Sheriffs wieder einmal dumm aus der Wäsche. Die US-Serie war weltweit ein Publikumsrenner. Hauptdarsteller war General Lee, ein 350 PS starker Dodge Charger.

Reich an Autolegenden

Der US-Markt ist reich an Autolegenden. Von dem immerschwarzen Ford T-Modell über unendlich lange Cadillacs, die sensationellen Thunderbirds bis zu Renncoupes wie der Corvette und Viper. Dodge gilt als eine der Marken mit dem größten Einfluss auf den US-Markt.

Doch auch wenn ein Challenger durch die sensationelle Verfolgungsjagd in Bullit Filmgeschichte geschrieben hat: Eines der schärfsten US-Autos aller Zeiten ist der Dodge Charger. Bereits seine Dimensionen machen einem Angst. 5,40 Meter lang und 1,90 Meter breit - bei der Parkplatzsuche muss man nahezu mit Maybach-Dimensionen kalkulieren. In den Innenstädten von Berlin, Franfurt oder München muss man es gar nicht erst versuchen, einen Platz zu bekommen. Besser man parkt gleich in der zweiten Reihe. Wer sollte es wagen, dieses Prachtstück abzuschleppen?

General Lee

Der Dodge ist lang, sehr lang Foto: Werk

Für die Duke-Boys Luke und Bo in der US-Serie Dukes of Hazzard (dt. Titel: Ein Duke kommt selten allein) war der General Lee ihr ein und alles. Sie liebten und herzten ihn. Der Charger trug den Namen von General Robert E. Lee, der für die Südstaaten gegen Mexiko und im Bürgerkrieg kämpfte. Sein automobiler Nachfahre ging mit den Dukes durch dick und dünn, über Stock und Stein.

Da wo in der Serien-Schmunzette die meisten modernen Geländewagen hätten passen müssen, kam der Charger mühelos durch. Nur ein paar hundert Meter Anlauf und nervige Hindernisse wie Hügel, Scheunen oder Polizeisperren wurden mit einem Augenzwinkern übersprungen. Während der Dreharbeiten wurden sage und schreibe 309 General-Lee-Modelle zu Schrott gefahren. Von den Polizeiwagen gar nicht zu reden. Der entnervte Comissioner Boss J.D. Hogg konnte meist nicht mehr als seinen Stetson entnervt auf den Boden werfen und die Trümmer der Polizeiwagen rund um Sheriff Coltrane und Enos Strate einsammeln. Außer einer Staubwolke und einem Blick auf den orangefarbenen Dodge mit der mächtigen „01“ auf der Tür gab es nichts zu holen. Zum allem Überfluss ließen die Duke-Boys mit ihrer Zwölfton-Fanfare, dem Dixie-Horn“, als Siegeszeichen ihren Schlachtruf ertönen.

Liebe zu PS-Starken Fahrzeugen

Fabio Endrizzi aus Friedberg bei Frankfurt hat als Student früh seine Liebe zu PS-starken Autos entdeckt. Privat fährt er einen Audi 100 S4, rund 300 PS stark. Doch seine wahre Liebe gilt dem Dodge Charger aus dem Jahre 1969. In mühevoller Kleinarbeit hat er den mächtigen PS-Protz wieder auf Vordermann gebracht. Die Restaurierung hat mehrere Monate gedauert. „Der Zustand des Ausgangsmodells war gut“, so Endrizzi, „sonst hätte es länger gedauert.“ Kein Problem ist die Ersatzteilversorgung. „In den Vereinigten Staaten gibt es so gut wie alles“, und Ebay-USA sei eine echte Fundgrube wissen Kenner der Szene.

Dodge Charger Foto: Press-Inform

Wenn das mächtige 383er-Triebwerk entfacht wird, bibbert der Asphalt. 6,2 Liter Hubraum (383 inch), acht Zylinder und 260 kW / 350 PS sind auch nach über 30 Jahren eine Schau. Die Höchstgeschwindigkeit hängt ganz von der Getriebeübersetzung ab. Bis zu 220 km/h sollen drin sein. Dann haben die montierten Power-Brakes jedoch Höchstleistungen zu vollbringen. Wenn es auf der Landstraße einmal eng werden sollte, hilft noch immer die schwarze Rammstange. Damit wurde in der Fernsehserie so ziemlich alles zusammengefahren, was der Filmfundus hergab

Astronomischer Verbrauch

Der Verbrauch ist astronomisch. „Bei normaler Fahrt sind es 30 bis 35 Liter pro 100 Kilometer“, erzählt Fabio Endrizzi mit einem Augenzwinkern, „aber beim Stopp-and-Go-Verkehr in der City laufen auch schon einmal 50 Liter durch den Vergaser.“ Damit nicht jeder Ausflug zur Kontoplünderung ausartet, hat der Dodge-Fan in das Heck des General Lee einen Gastank verbaut.

Das Hinterteil des Dodge Foto: Press-Inform

Dann lässt sich der 5,40-Meter-Koloss mit weniger als 20 Litern pro 100 Kilometern fahren. Für alle Fälle kann man am Armaturenbrett umschalten - auf Benzinbetrieb. Bis auf den Schalter in Kniehöhe und das griffige Momo-Steuer ist im Charger alles wie damals - original. Das weiße Leder passt nicht so recht in das orangefarbene Geschoss - ist aber ebenfalls Serie.

Gutes Handling

Überraschend, wie gut sich der mehr als 35 Jahre alte Dodge Charger über die enge Landstraße bewegen lässt. Die bekannt schwammige Lenkung von US-Autos sucht man vergebens. Präzise lässt sich der Bigblock-V8 über die Straße zirkeln. Der Suchtfaktor: nicht nur wegen des betörenden Blubberns enorm. Ein Tritt auf das schwergängige Gaspedal und der Charger stemmt sich bullig donnernd gegen den Wind. Statt aerodynamischer Feinheiten gab es nur Power pur. Jeder Meter ist ein Genuss. Fabio Endrizzi restauriert gerade einen weiteren General Lee, ebenfalls Baujahr 1969 und in dem obligatorischen Orange und mit schwarzem Leder. Einen Käufer für den General hat er bereits, einen begeisterten Italiener. Die Dukes haben eben überall ihre Fans - so wie Dodge.

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