Der Renault Clio wird erwachsen

Auch mit der dritten Generation des Clio will Renault den deutschen Markt erobern. Diesmal tritt das Erfolgsmodell jedoch in der Kompaktklasse an.

Stefan Grundhoff

Zwischen der zweiten und dritten Generation des Renault Clio gibt es einen ganz entscheidenden Unterschied. Trat das Erfolgsmodell der Franzosen bislang in der Kleinwagenkategorie an, so verpflanzte ihn Renault jetzt in die Kompaktklasse. Das ist auch der Grund, weshalb der «Créateur d’automobiles» die alte, kleinere Variante als letztlich eigenständige Version bis auf weiteres im Programm hält.

Ab dem 7. Oktober soll in Deutschland der neue, größere Clio den Franzosen in der «Golfklasse» jenen überwältigen Erfolg bescheren, der seinem Vorgänger eine Stufe tiefer beschert war.

Massig Platz

288 Liter fasst der Kofferraum. Foto: Werk

Der Clio ist in der dritten Generation erwachsen geworden. Das zeigt sich zunächst an den Dimensionen. Alles ist größer und geräumiger. Mit 3,99 Metern hat der Clio III nun fast genau die Länge des Golf III. Der Radstand wuchs dabei auf 2,58 Meter. Dies garantiert im Innenraum viel Platz: Für die Insassen vorne und hinten, auf den Sitzen, beim Einstieg und bei den Ablagefächern. Im Kofferraum finden nun 288 Liter Gepäck auf einer großen Ladefläche Platz. Die tief liegende Ladekante erleichtert das Beladen erheblich.

Mut zur Sachlichkeit

Um dem Clio auch von außen einen seriösen Eindruck zu verleihen, hat Renault diesmal vom extravaganten Designausflügen á la Mégane Abstand genommen. Ob der neue Clio damit an Format gewinnt oder verliert, bleibt Geschmackssache. Die Neuauflage kommt jedenfalls betont sachlich daher. Einige Linien sollen immerhin für etwas Auflockerung sorgen.

Die Kompaktklasse hinterlässt auch im Innenraum seine Spuren. Wie gewohnt - viel Kunststoff prägt das Ambiente, das Cockpit ist klar und übersichtlich angelegt. Bei der Verarbeitung haben die Franzosen saubere Arbeit geleistet - das war nicht immer so. Das Lenkrad lässt sich aber nur in der Höhe verstellen. Gestartet wird der Motor - wie aus dem Mégane bekannt - schlüssellos per Knopfdruck.

Gefühllose Lenkung

Renault hat sich dem Standard der Kompaktklasse angepasst. Foto: Werk

Auf der Straße spielt der Clio seine ganzen Vorzüge aus. Die exzellente Federung fängt Unebenheiten souverän ab. Die Motorgeräusche erreichen die Insassen dank der aufwändigen Dämmung nur als gedämpftes Grummeln. Überhaupt hatte die von uns getestete Top-Dieselversion 1,5dCi ESP mit 78 kW/106 PS keinerlei Probleme mit dem 1,3 Tonnen schweren Wagen. Das maximale Drehmoment von 240 Newtonmeter steht bei 2000 Umdrehungen zur Verfügung. Den Verbrauch gibt Renault mit 4,6 Liter auf 100 Kilometer an. Bei den Testfahrten auf Bergstrecken zeigte das Display aber einen Wert knapp an die sieben Liter.

Ein Rußfilter fehlt freilich. Der soll im nächsten Jahr folgen. «Wir werden 2006 auch eine Nachrüstlösung für den Clio anbieten», kündigte Pressesprecher Reinhard Zirpel an.

Bei den Testfahrten über die kurvenreichen Straßen auf Sardinien zog der Clio sportlich-souverän durch die Kurven. Das Handling ist vorbildlich. Die Sicherheit wurde beim Crashtest mit fünf Sternen bewertet. Gefordert wird der Fahrer nur durch die etwas schwammige Lenkung. Diese wird zwar elektrisch unterstützt, die Rückmeldung von der Fahrbahn dürfte aber besser sein.

Spezielles Einführungsangebot

Beim Preis hat Renault ganz genau gerechnet. Insgesamt gibt es sieben Motorenvarianten (vier Benziner und drei Diesel), dazu vier Ausstattungsvarianten. Das von uns getestete Diesel-Topmodell steht in der Luxus-Ausstattungsvariante Privilege, das mit einem Sechsganggetriebe ausgestattet ist, mit 16.950 Euro in der Preisliste - das ist schon das Niveau eines Renault Modus. Der Basis-Diesel mit 50 kW/68 PS und fünf Gängen kostet in der Authentique-Ausstattung 12.650 Euro. Bei den Benzinern ist vorerst als Einstiegsmodell ein Clio mit 1,2-Liter-Motor und 55 kW/75 PS ab 11.250 Euro im Angebot.

Für Kunden, die sich bis zum 17. Oktober für den neuen Clio entscheiden, gibt es zur Markteinführung eine Klimaanlage und eine Audioanlage umsonst. Ansonsten ist die Grundversion des neuen Clio trotz einiger schicker Details ziemlich kahl ausgestattet. Die Liste der Aufpreis-Pakete ist daher entsprechend lang.

Klein ist da nichts mehr. Aber da bleibt ja noch die oben erwähnte Alternative. Der Clio II ist in der 60-PS-Version für 8990 Euro erhältlich - auch das hat ja was für sich.

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