Der Abschied vom Lademeister

Fahrbericht Opel Insignia Sports Tourer 2.0 Biturbo CDTi

Der Abschied vom Lademeister
Der Opel Insignia Sports Tourer © Foto: Opel

Zwischen den Mittelklasse-Kombis war Opel zuletzt eine blasse Erscheinung. Das wird sich mit dem neuen Insignia Sports Tourer ab diesem Wochenende wohl gründlich ändern.

Von Martin Woldt

Es ist ja eher ein Stirnrunzeln, das einem in diesen Tagen unwillkürlich beim Stichwort «Opel» im Gesicht steht. Dabei gibt es durchaus auch verdauliche Nachrichten. Nehmen wir nur den formschönsten Rüsselsheimer aller Zeiten. Okay, abgesehen vom frühchristlichen Opel Kapitän.

Caravan war gestern

Ab diesem Wochenende steht der Insignia Sports Tourer bei den Händlern und spricht schon mit seinem Namen für einen Wandel. Kombis, wie auch immer sie hießen, trugen markentypisch den Beinamen Caravan. Und sie versprachen vor allem zusätzlichen Platz hinter der Rückbank. Wenn wir uns der Anschaulichkeit wegen beim SportTourer darauf verständigen, dass es hier um einen Kombi geht, so wäre es dennoch reine Geldverschwendung 900 Euro in lediglich zehn Liter Stauraumgewinn zu investieren. Um soviel unterscheidet sich die Kofferraumgröße beim Sports Tourer von ihrer 530-Liter-Ausgabe im fünftürigen Fließheck in der Einstiegsmotorisierung mit 115 PS.

Verborgene Ladekante

Der Opel Insignia Sports Tourer Foto: Opel

Womöglich wäre der Unterschied gar nicht vorhanden, hätte der Tourer nicht acht Längenzentimeter gegenüber der Limousine auf 4,91 Meter zugelegt. Man spürt diese Streckung eher als dass man sie sieht. Denn die weit, optional auch auf Knopfdruck aufschwingende Heckklappe verbirgt geschickt eine komfortabel vorstehende niedrige Ladekante. Sie reicht, ohne sich zu bewegen, soweit vor, dass sich manches Mercedes T-Modell wohl fragt, warum man selbst einen ausfahrbaren Ladeboden dafür benötigt.

Zustände aller Art

Der Opel Insignia Sports Tourer Foto: Opel

Doch darum geht es bestenfalls am Rande. Wie beim VW Passat oder Ford Mondeo bevorzugen siebzig bis achtzig Prozent der Kunden solcher Autos die Kombiversion. Die wenigsten sind private Käufer und mehr noch als das Transportvermögen zählen hier Reisekomfort und ein gewisser Status. Prioritäten, mit denen Opel bei den Vorgängern Vectra und Signum mehr schlecht als recht zu punkten vermochte. Was den Status angeht, überzeugt der Sports Tourer bereits auf den ersten Blick, und was den Reisekomfort betrifft spätestens auf den zweiten. Denn neben ausreichend Platz sitzt es sich auch formidabel und bequem, allerdings bei miserabler Sicht nach rückwärts. Aber das entscheidende Argument besitzt man mit der Wahl des 930 Euro teuren FlexRide-Systems. Auf Knopfdruck lassen sich drei verschieden Fahrwerkszustände über weich, komfortabel bis sportlich ansteuern. Sie verhärten die Dämpfer, verengen die Lenkung und verändern die Kennfelder am Gaspedal. Das ist deutlich zu unterscheiden und für Kilometerfresser erlebbar einzusetzen.

Neuer Biturbo-Diesel

Der Opel Insignia Sports Tourer Foto: Opel

Nachholebedarf hatten die Sports-Tourer-Vorgänger auch in der Kombination von Leistung und Verbrauch. Mit jetzt eingeführten, 190 PS starken Vierzylinder-Biturbo-Diesel beugt Opel solchen Diskussionen gleich vor. Er bleibt zwar ein erkennbarer Selbstzünder im Betrieb, hält sich im Geräuschniveau und auch beim Verbrauch aber manierlich zurück. 6,7 Liter auf 100 Kilometer stehen zu Buche, 9,3 Sekunden für den Sprint von null auf hundert, 217 km/h für die Spitzengeschwindigkeit. Das Aggregat gibt es nur kombiniert mit einem Allradantrieb für alles in allem 37.875 Euro. Dringlich ist die für Sommer angekündigte Einführung einer Sparversion (160 PS) des Motors, die dann auch in CO2-Regionen unterhalb von 140 Gramm pro Kilometer vorstoßen soll, wo VW und Ford mit ihren Zwei-Liter-Diesel schon sind. Ebenfalls neu mit dem Sports Tourer eingeführt wird ein 1,6-Liter-Turbo-Benziner, der 7,9 Liter verbraucht, 9,2 Sekunden für den Sprint veranschlagt und 220 km/h schnell wird. Für 31.245 Euro ist man damit für das Allermeiste gerüstet.

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