Das Alfa-Tier

Fahrbericht Alfa Romeo 8C Spider

Das Alfa-Tier
Der Alfa Romeo 8C Spider © Foto: press inform

Wenn man schon an einen Sportwagen sein Herz verliert, sollte es wenigstens ein Italiener sein. Der 8C Spider ist aus dem Vollen gefräste Auto-Emotion in Reinform. Die erste Ausfahrt mit dem offenen V8-Flitzer.

Sebastian Viehmann

«Jetzt kommt meine Lieblingsstelle», ruft Domenico Bagnasco auf dem Beifahrersitz und versucht, das Gebrüll des Achtzylinders zu übertönen. Ein paar Sekunden später ist das unmöglich: Der Alfa 8C Spider rast in einen kleinen Tunnel, und Bagnasco hat die Sport-Taste gedrückt. Nun leiten Klappen den Abgasstrom um, der Motorsound steigert sich zu einem ohrenbetäubenden Crescendo, und bei jedem Lupfer am Gaspedal hallt ein kraftvolles Bellen und Brabbeln von den Tunnelwänden wider. «Das ist wie beim Grand Prix in Monaco», freut sich Bagnasco, der Chefingenieur des Alfa Romeo 8C Spider.

Fahrmodus für Nässe

Hier auf dem Alfa-Testgelände in Balocco bei Mailand ist der Sportflitzer, lackiert in unschuldigem «Bianco Madreperla» und eins von nur 500 gebauten Exemplaren, ganz in seinem Element. Statt mit einem Hebel bedient man das automatisierte Schaltgetriebe mit einer kleinen Knopf-Sammlung, dazu kommen für den manuellen Modus die Schaltwippen am Lenkrad. «Im Auto-Modus ist der 8C eher konservativ abgestimmt», erklärt Bagnasco. Dazu kommt ein «Wet»-Modus für nasse Fahrbahnen, bei dem die Drehzahlen möglichst niedrig gehalten werden. Im Sport-Modus geht dafür die Post ab. Der Sound wird kerniger, das Gaspedal reagiert schneller und das ESP lässt höhere Driftwinkel zu.

Wie ein Brett in Kurven

Der Alfa Romeo 8C Spider Foto: press inform

Selbst Ungeübte können den 8C Spider quer durch die Kurven jagen: Das Übersteuern beginnt langsam und quasi linear. Mit kleinen Korrekturen am Volant kann das Alfa-Tier wieder gezähmt werden. In Balocco haben die Italiener Elemente berühmter Rennstrecken nachgebaut, zum Beispiel von Zandvoort oder Monza. In engen Kurven liegt der Alfa wie ein Brett, klebt durch den niedrigen Schwerpunkt geradezu am Asphalt. Während der Abkühlrunde bleibt ein wenig Zeit, das Cockpit näher zu erforschen: Karbon, Leder und handgebürstetes Aluminium, wohin das Auge blickt. Die Mittelkonsole ist buchstäblich aus dem Vollen gefräst. «Aus einem 100 Kilogramm schweren Alu-Block wird schließlich die 5 Kilogramm schwere Konsole», berichtet Bagnasco. Rechts unten an der Konsole kann sich der Beifahrer während wilder Kurvenjagden an einem Handgriff festhalten.

Triebwerk mit 250 PS

Das Cockpit des Alfa Romeo 8C Spider Foto: press inform

Das Triebwerk des 8C, im Motorraum unter eine Querstrebe gezwängt wie ein Raubtier im Käfig, hat sich Alfa bei Maserati ausgeborgt. Der Achtzylinder mit dem elegant verschlungenen Ansaugtrakt holt aus 4,7 Litern Hubraum 450 Pferdestärken und schickt bei 4750 Touren ein maximales Drehmoment von 480 Newtonmetern an die Kurbelwelle. Der Motor sitzt als Front-Mittelmotor hinter der Vorderachse, das automatisierte Sechsganggetriebe ist in Transaxle-Bauweise an der Hinterachse platziert. Motor und Getriebe sind über eine Hülse miteinander verblockt, in der sich die Antriebswelle dreht. Das führt zur absoluten Gleichberechtigung bei der Gewichtsverteilung: 50 Prozent vorn und 50 Prozent hinten.

Höllischer Spider

Der Alfa Romeo 8C Spider Foto: press inform

Das Gipfelstürmen jenseits der 300 Km/h überlasst Alfa der Fiat-Konzernschwester Ferrari. Höllisch schnell ist der 8C Spider trotzdem: In 4,4 Sekunden rennt er von 0 auf 100 Km/h, der Vorwärtsdrang wird erst bei 295 Sachen gestoppt. Karbon-Keramikbremsen bringen den Wagen zum Stehen, mit Scheiben so groß wie eine Familienpizza - vorn 380 Millimeter im Durchmesser, hinten 360 Millimeter. Die Karosserie des 8C Spider besteht komplett aus Kohlefaser. Das halbautomatische Softtop-Verdeck wird elektrisch betätigt, muss aber manuell verriegelt werden.
Seit der Spider 2008 auf dem Genfer Salon erstmals gezeigt wurde, gab es schon im ersten Monat mehr als 1200 Anfragen nach dem limitierten Sammlerstück. Der größte Anteil der 500 Autos geht nicht etwa nach Italien (75 Stück) oder in die USA (35 Stück), sondern mit 110 Stück nach Deutschland. 83 davon sind bereits vergeben, darunter 81 an männliche und nur zwei an weibliche Käufer. Der Grundpreis beträgt 211.285 Euro.

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