Daihatsu Trevis: Der Asia-Mini

Mini wurde bei Daihatsu schon immer groß geschrieben. Mit dem Trevis nähert sich der japanische Autohersteller nicht nur der Retro-Welle an, sondern auch dem Mitbewerber aus England.

Von Thomas Flehmer

Die Retro-Welle hat nun auch Daihatsu erfasst. Mit dem Trevis schicken die Spezialisten von kleinen Kompaktwagen ein trendiges Lifestyle-Angebot auf dem Markt, der besonders Frauen ansprechen soll. «Niedliche, rundliche Formen scheinen bei Frauen mehr anzukommen als bei Männern», sagte Daihatsu-Pressesprecher Rainer Koch bei der Präsentation des Trevis in Düsseldorf.

Gewisse Verwandtschaft vorhanden

Denn eigentlich ist der Trevis eine aufgepeppte Alternative des Erfolgsmodells Cuore. Während der bisher 4,5 Millionen Mal verkaufte Cuore eher einen eckigen, rationalen Charakter besitzt, reizt der Trevis dabei nicht nur als Lifestyle-Modell. Die Form erinnert doch sehr stark an einen Mini, nur halt rund 5000 Euro billiger. «Der Trevis erinnert durch seine Rundelemente an die Modelle der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Eine gewisse Verwandtschaft zum Mini ist vorhanden», gibt Koch zu, «aber nicht gewollt.» Aha!

Man muss aber schon ein arges Augenleiden besitzen, die Verwandtschaft zum Mini nicht zu erkennen. Die Kulleraugen-Scheinwerfer mit dem Kühlergrill verstärken den Eindruck. Dass Veränderungen auf dem Weg zum Heck auftauchen ist verständlich, denn sonst wäre es ein Original-Mini. So aber fällt der Trevis durch sein hochgezogenes Dach und das breitere Heck auf - nicht ganz so wie der Mini, aber trotzdem pfiffig. Fünf knallige Farben zur Wahl unterstreichen dieses.

Nur für Stadtverkehr ausgelegt

Die Rückansicht des Trevis Foto: Werk

Die Verwandtschaft hört aber spätestens auf, wenn man den Wagen in Bewegung setzt. Im Gegensatz zum spritzigen Engländer dauert es mit dem 43 kW/58 PS-Cuore-Motor und mit Fünfgang-Schaltgetriebe halt alles ein bisschen länger. Die 91 Nm, die erst bei 4000 U/min anliegen, bringen den nur als Fünftürer erhältlichen Asia-Mini in 12,2 Sekunden auf 100 km/h. Wer die 970 Euro teure Vierstufen-Automatik wählt, erreicht erst nach 15 Sekunden den dreistelligen Geschwindigkeitsbereich.

Doch für schnelles Fahren ist der Dreizylinder auch nicht ausgelegt. Auf der Autobahn ist schon bei rund 130 km/h Schluss, wenn man sich danach noch unterhalten möchte, ohne sich anzuschreien. Bis 160 km/h kann man den Trevis aber mit Ohrenstöpseln treten. Dafür gibt das 795 Kilogramm-Leichtgewicht in der Stadt eine gute Figur ab. Die 3,40 Meter passen in fast jede noch so kleine Parklücke. Und ein Wendekreis von lediglich 8,80 Metern bringt weitere Pluspunkte. Auch die 167 Liter Kofferraumvolumen, die nach Umklappen der Rücksitzbank auf 420 Liter ausgeweitet werden können, sind dann für den Großeinkauf ein passabler Wert. Allerdings werden die angegebenen 4,8 Liter Normalbenzin im Drittelmix kaum zu halten sein, da der Trevis wohl wirklich nur in der Stadt bewegt werden wird.

Geräumiger Innenraum

Das Cockpit des Trevis Foto: Werk

Als Weltmeister der Kompakten erweisen sich die Japaner auch bei der Gestaltung des Innenraums. Mein über 1,90 Meter langer Beifahrer hatte nirgendwo Probleme. Das ebenfalls rundlich gezogene Dach spendiert genügend Kopffreiheit. Und auch Beinfreiheit ist reichlich vorhanden. Der 2,38 Meter lange Radstand ermöglicht den hinten sitzenden Passagieren selbst bei weit zurückgezogenen Fahrersitzen genügend Komfort in den etwas zu weich geratenen Sitzen.

Auch innen zeigt sich der Trevis schick. Das Lederlenkrad von Momo verleiht ebenso Sportlichkeit wie die Rundinstrumente. Diverse Ablagemöglichkeiten und Getränkehalter versprühen weiteren Charme. Allerdings sind nicht alle scheinbaren Ablagen in der Praxis tauglich. So sind die kleinen Seitentaschen in den Türen nur sehr schwer zu erreichen.

Hohe Serienausstattung

Viel Platz, wenn die Sitze umgelegt sind Foto: Werk

Doch das schmälert den guten Gesamteindruck nur wenig. Schwerer wiegt dagegen das Fehlen eines ESP, welches auch auf die mittelbare Zukunft nicht geplant ist. Dann wäre Daihatsu pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum im kommenden Jahr ein wirklicher Volltreffer gelungen. Gut angelegt sind 10.990 Euro trotzdem. Denn eine hohe Serienausstattung sorgt für Komfort.

Wer auf eine Klimaanlage, Leichtmetallfelgen, CD-Radio und das Lederlenkrad verzichten kann, beginnt mit dem Trevis Junior bei 9990 Euro. Und spätestens da ist der Trevis dann auch für Männer interessant.

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