CTS: Sportlimousine nach US-Geschmack

Cadillac sieht seinen CTS auch in Europa als ernsthafte Konkurrenz zu den deutschen Nobelmarken. Mit den neuen Motoren machen das US-Modell richtig was her – sofern der Wagen mit einer Automatik ausgerüstet ist.

Von Stefan Zaumseil

Cadillac - keine amerikanische Automarke verkörpert mehr Ansehen, mehr Luxus. Außerhalb von Nordamerika tun sich die Modelle der GM-Tochter jedoch schwer. Im Heimatland steht der kleine CTS dagegen auf einer Stufe mit erfolgreichen Audi-, Mercedes- und BMW-Modellen. Doch was kann die Cadillac-Basis wirklich?

Cadillac geht in die Vollen

Eines steht fest: In den USA ist alles eine Nummer größer. Der Einstieg in die Cadillac-Klasse beginnt in Europa mit dem CTS. Statt eines 120-PS-Basisdiesels gehen die Amerikaner in die vollen. Entweder ein 2,8-Liter-V6 mit 215 PS oder der ebenfalls neue 3,6-Liter-V6 mit 257 PS.

Wenn schon, denn schon. Um den neuen CTS im Jahre 2003 werbewirksam einzuführen, kaufte man sich in den Kinofilm «Matrix Reloaded» ein. Eigens für die spektakuläre fünfzehnminütige Verfolgungsjagd auf der Leinwand wurden 24 Cadillac-Prototypen verheizt. Mehrere Hersteller hatten sich um die automobile Hauptrolle beworben. Letztlich setzte sich Cadillac bei den Brüdern Larry und Andy Wachowsky mit dem CTS durch.

Mit der 4,83 Meter langen Keilform schwebt der Cadillac CTS irgendwo zwischen BMW 3er und BMW 5er, Audi A4 und Audi A6. Ganz und gar unamerikanisch ist der Verzicht auf Chrom - lediglich die Vorderkante der Motorhaube und der Schriftzug am Heck erstrahlen in poliertem Glanz.

Der CTS lässt keinen Zweifel daran, dass er trotz europäischer Dimensionen ein typischer Cadillac ist. Charakteristisch sind die Designmerkmale mit den markigen Scheinwerfern und Rückleuchten im Hochformat. Die Verfeinerung einer Cadillac-Tradition, die 1965 erstmals eingeführt wurde. Die hochformatigen, um die Ecke gezogenen Scheinwerfer schaffen Platz für den großen Kühlergrill in Gitterstruktur - ein weiteres Produkt, das typisch für Cadillac ist und bis etwa 1930 zurückgeht.

Innenausstattung lässt zu wünschen übrig

Der Amaturenträger präsentiert sich eher trist. Foto: Press-Inform

Im Innern des Serien-CTS ist von den Elementen der Filmmobile aus «Matrix Reloaded» nichts zu sehen. Ganz und gar unspektakulär, eher trist präsentiert sich der Armaturenträger. Die Mittelkonsole ist wuchtig und sorgt zusammen mit dem nicht längsverstellbaren Lenkrad für unangenehme Enge auf dem Fahrersitz. Unübersichtlich und überladen zeigen sich das Navigationssystem und die Bedieneinheit in der Tür für Fensterheber und Spiegel. Auch die überfrachteten Lenkstockhebel können einen Kunden mit Premiumanspruch nicht zufrieden stellen.

Ebenso billig wirken die harten Kunststoffflächen der Innenverkleidungen. Besonders enttäuschend ist der Schlüsselsalat mit Zündschlüssel, separater Fernbedienung und der Extra-Tankschlüssel im Mini-Format. Hier ist die Konkurrenz mit «Keyless»-Systemen deutlich weiter.

Positiv überraschen können dagegen die gut konturierten Sitze mit integrierter Gurtführung und sehr guter Lordosenstütze. Für die Fahrgäste im Fond ist ebenfalls ausreichend Platz, selbst wenn die vorderen Sitze weit nach hinten gefahren werden. Das Kofferraumvolumen beträgt 420 Liter und lässt sich dank einer im Verhältnis 60:40 geteilt umklappbaren Rücksitzbank vergrößern. Unpraktisch hoch (70 cm) ist die Ladekante.

Schaltgetriebe serienmäßig

Erstmals seit mehr als 20 Jahren gibt es bei Cadillac wieder ein serienmäßiges Sechsgang-Schaltgetriebe. So soll der sportliche Charakter des CTS unterstrichen werden. Die Schaltung ist leichtgängig und präzise - aber in einen Cadillac gehört nun einmal eine Automatik. Die ebenfalls getestete Fünfgang-Automatik reagiert sanft und komfortabel, die dynamische Anpassung an den Fahrstil funktioniert gut. Lediglich Kick-downs könnten weniger verzögert und etwas komfortabler einsetzen.

Im Hause Cadillac ist man besonders stolz auf die neuen Sechszylinderaggregate. Die Neuentwicklungen von GM sind kurzhubige V6 mit einem Zylinderwinkel von 60 Grad, zwei obenliegenden Nockenwellen und 24 Ventilen mit variabler Ventilsteuerung. Der neue 3,6-Liter-V6 von GM ist leise, drehfreudig und durchaus sparsam zu fahren. Mit dem Sechsgang-Schaltgetriebe lag der Testverbrauch bei 10,6 Litern pro 100 Kilometer; mit der Fünfgang-Automatik lag er einen Liter höher - ein exzellenter Wert für einen 3,6-Liter-Motor mit kraftvollen 257 PS. Den Spurt 0 auf 100 km/h schafft der Hecktriebler in 7,4 Sekunden. Die Tachonadel stoppt erst bei 238 km/h.

Umfangreiche Serienausstattung

Niveauregulierung und Traktionskontrolle sind serienmäßig. Foto: Press-Inform

Die Sportlichkeit des CTS sollen Fahrwerksteile aus Aluminium betonen. Alle CTS sind mit einer Niveauregulierung von Sachs ausgerüstet; ebenso gehört die Traktionskontrolle «StabiliTrak» zur Serienausstattung. Der kleine Cadillac ist eine echte Sportlimousine. Straffe Federung, drehfreudiger Motor und kurze Überhänge. Im täglichen Fahrbetrieb nervt die straffe Federung. Über Unebenheiten, Querrillen und kurze Bodenwellen werden die Insassen zu keiner Zeit im Unklaren gelassen. Die Lenkung ist leichtgängig, aber unpräzise und vermittelt nicht den gewünschten Fahrbahnkontakt. Zudem könnten die Bremsen mehr Biss vertragen.

Den Cadillac CTS gibt es in drei Ausstattungslinien: Comfort, Elegance und Sport Luxury. Der Basispreis des CTS 3.6 V6 Comfort liegt bei fairen 36.450 Euro. Typisch amerikanisch geht es bei der Serienausstattung zu: Sechs Airbags, ABS, ESP, Niveauregulierung, Klimaautomatik, elektrische und beheizte Sitze, Tempomat und Alufelgen.

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