Chevrolet Matiz: Preiswerte Alternative

Chevrolet hat mit dem überarbeiteten, preisgünstigen Matiz eine überaus gelungene Premiere hingelegt. Jeglicher Komfort bei diesem Kleinwagen kostet aber extra.

Stefan Grundhoff

Sichtlich stolz sind sie, die Verantwortlichen des deutschen Ablegers von Chevrolet. Vier Monate nach dem Namenswechsel präsentiert der Hersteller erstmals ein neues Modell unter dem blauen gezackten Logo. Nun ja, bei genauerem Hinsehen handelt es sich «nur» um die zweite Generation des Matiz, der ursprünglich noch als Daewoo firmierte. Doch 1,3 Millionen verkaufte Exemplare weltweit legen die Meßlatte hoch.

In Deutschland sollen in diesem Jahr noch rund 5 000 Exemplare der modernisierten Matiz über das Opel/GM-Händlernetz abgesetzt werden. Chevrolet-Geschäftsführer Günther Sommerlad rechnet damit, dass sich die stärkere Version mit dem 1.0-Vierzylinder-Motor besser verkaufen werde als die Basisvariante mit dem 0.8-Liter-Dreizylinder.

Leichte optische Retouschen

Ungewohnt ist die Anordnung des Armaturenbretts. Foto: Werk

Der Chevrolet-Matiz hebt sich schon optisch von seinem Vorgänger ab. Auffällig sind die großen Scheinwerfer vorne, die riesigen Rundleuchten am Heck sowie der auffällige Knick im Blechkleid an der Seite. Die zweite Auflage des Import-Koreaners soll erwachsener wirken. Da war kein Platz mehr für die auffälligen «Kulleraugen».

Auch im Innenraum hat sich einiges getan. So haben die Ingenieure das Armaturenbrett jetzt direkt über der Mittelkonsole positioniert - das bleibt gewöhnungsbedürftig. Direkt vor dem Fahrer befindet sich nur die Kontroll- und Warnleuchteneinheit. Insgesamt fällt das gesamte Interieur im Vergleich zum Vorgänger deutlich höherwertiger aus.

Kaum Platz im Fond

Zudem bietet der generell als Fünftürer ausgelieferte Matiz im Kofferraum nun deutlich mehr Platz, obwohl die Abmessungen (Länge 3,50 Meter, Höhe 1,50 Meter) gleich geblieben sind. 170 bis 845 Liter Gepäck passen jetzt hinein. Letzteres natürlich nur, wenn die 60:40 geteilte Rücksitzbank zur Gänze umgeklappt ist. Das wird aber die Regel sein, da Passagiere im Fond den Kopf einziehen müssten, wenn sie dort Platz nehmen. Fahrer und Beifahrer müssen sich in ihren guten Sitzen über solche Beschränkungen aber nicht beklagen; nur der Fußraum ist hier eng geschnitten.

Durch seine kompakte Abmessungen bleibt der Matiz auch sehr handlich. Dank des Wendekreises von nur 9,20 Meter kommt man mit ihm auch in engen Seitenstraßen bestens zurecht.

Euro 4 jetzt Standard

Die wichtigste Neuerung findet sich unter der Motorhaube. Chevrolet hat beide Aggregate, die jetzt die Euro 4-Norm erfüllen, gründlich überarbeitet. Zur Wahl stehen ein 1.0-Liter-Vierzylinder sowie ein 0.8-Liter-Dreizylindern, jeweils in Kombination mit einer leichtgängigen Fünfgang-Schaltung.

Die Einliter-Version verfügt über drei PS mehr als der Vorgänger, was sich bei den Fahrleistungen aber nicht sonderlich niederschlägt. Bei der 49 kW/67 PS-starken Topmotorisierung wird der Fahrer angenehm davon überrascht, wie ruhig der von der Federung her komfortabel ausgelegte Matiz läuft. Selbst wenn der Fronttriebler auf der Autobahn bis zur Höchstgeschwindigkeit von 156 km/h ausgefahren wird, ist es im Innenraum nicht über Gebühr laut. Der Durchschnittsverbrauch liegt laut Werksangabe bei 5,6 Liter Normalbenzin auf 100 Kilometer.

Ungenaue Lenkung

Die großen Rundscheinwerfer dienen als Blickfang. Foto: Werk

Dass sich die bescheidene Motorisierung auf die Agilität auswirkt, versteht sich von selbst. Beim Sprint von 0 auf 100 km/h vergehen 14,1 Sekunden. Das maximale Drehmoment von 91 Nm wird bei 4200 Umdrehungen erreicht. Beim Hochbeschleunigen aus niedrigen Drehzahlbereichen tut sich der Matiz etwas schwer. Soll es doch einmal flotter vorandrehen, dann schnellst der Drehzahlanzeiger schnell über die 6000er-Markierung - was dem Motor jedoch nichts auszumachen scheint. Bei allzu flott durchfahrenen Kurven sollte man sich aber vorsehen. Der Matiz rutscht auf seinen schmalen Reifen schnell quer über die Fahrbahn. Die ungenaue Servolenkung trägt hier das ihre dazu bei.

Der starke Motor steht als SE ab 9490 Euro in der Preisliste. Klimanlage, CD-Radio, Zentralverriegelung und elektrische Fensterheber sind Serie, wie auch Front-und Seitenairbags. Wer mehr will, muss zur 500 Euro teureren Ausstattungsversion SX greifen. Dafür erhält man dann auch Kopfairbags und ESP.

Dreiliter-Version ein reines Stadtauto

Als Alternative steht das Basismodell mit dem 0,8-Liter-Dreizylindermotor bereit. Der hat im Vergleich zur ersten Ausgabe ein PS dazubekommen und leistet nun 38 kW/52 PS. Wie die ersten Fahreindrücke gezeigt haben, reicht das für den üblichen Stadtverkehr völlig aus - «sofern es dort keine Bergstrecken gibt», wie Geschäftsführer Sommerlad eingesteht. Der Unterschied zur größeren Version wird erst deutlich, wenn die Tachonadel über die 60 km/h-Marke hinausgeht. Dann können die Insassen auch akustisch mitverfolgen, wie sehr sich «der Motor mit dem geklauten Zylinder» (Sommerlad) quälen muss, um auf Touren zu kommen.

Die Höchstgeschwindigkeit des Dreizylinders liegt bei 145 km/h, der Durchschnittsverbrauch bei 5,1 Liter auf 100 Kilometer. Größtes Kaufargument beim kleinen Matiz ist aber der Preis: Der liegt unter Verzicht auf diverse Komfortfeatures bei nur 7990 Euro - satte 1500 Euro weniger als beim stärker Bruder. Und das ist auch im Vergleich zur Konkurrenz sehr wenig.


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