BMW X5: Der «Boss» auf Erfolgs-Tour

Geländewagen mit verbessertem Cw-Wert

BMW X5: Der «Boss» auf Erfolgs-Tour
Der BMW X5 sorgt für hohe Steigerungsraten. © BMW

Der BMW X3 kommt im November runderneuert auf den Markt. Optisch ist auf den ersten Blick bei diesem Erfolgsmodell alles gleich geblieben. Doch verändert hat sich eine Menge, wie unser Fahrbericht zeigt

Von Frank Mertens

Als der BMW X5 im Jahr 1999 auf den Markt kam, gab es ein Auto wie ihn noch nicht. Klar, es existierten klassische Geländewagen, mittlerweile meist nur noch SUV genannt. Doch es gab noch kein Sport Activity Vehicle (SAV), wie die Münchner den X5 bezeichneten. Mit ihm begründeten sie ein neues Segment. Doch SAV oder SUV, wen interessiert das schon? Dem Kunden dürfte es egal sein. Also nur Marketing? Nein, davon wollen die Münchner nichts hören.

BMW X5 für Straße entwickelt

Ein SAV sei natürlich mehr als nur eine Marketingerfindung, sagt BMW-Entwicklungsvorstand Herbert Diess. "Der BMW X5 ist ein Auto, das wir konsequent für die Straße entwickelt haben." Aber die Diskussion um die Begrifflichkeiten dürften den Münchnern ohnehin egal sein. Denn am Ende zählt nur der Erfolg. Und der gibt BMW recht. Seit dem Marktstart wurden von den bisherigen zwei Generationen dieses Lifestyle-Modells 1,3 Millionen Einheiten abgesetzt. Kein Wunder, dass der X5 intern nur "Der Boss" genannt wird. Auf die sogenannte X-Baureihe (X1, X3, X5 und X6) von BMW entfallen mittlerweile ein Drittel aller Verkäufe – und dieser Erfolg soll sich fortsetzen.

Deshalb bringen die Münchner Mitte November die dritte Generation des X5 auf den Markt. Der Neue bringt alles mit, um die Erfolgsgeschichte dieses Modells fortzuschreiben. Vor allem weist er eine deutliche Verbrauchsreduktion auf. So kommt das Volumenmodell, der BMW xDrive 30d mit seinen 258 PS, auf einen Durchschnittsverbrauch von nur 6,2 Liter. Das sind 1,2 Liter weniger als noch beim Vorgänger. Wenn Ende des Jahres der neue Vierzylinder-Motor auf den Markt kommt, dann wird der Verbrauch sogar noch einmal sinken: der sDrive 25d mit seinen 218 PS soll sich mit 5,6 Liter (CO2-Wert 149 g/km) zufrieden geben.

Geräuschniveau wurde gesenkt

Das Cockpit des neuen BMW X5
Das Cockpit im BMW X5 BMW

Für Diess ist diese Effizienzsteigerung zugleich auch die beste Antwort auf Kritiker, die meinen, dass ein solches Auto in Zeiten, in denen es um eine deutliche Reduktion der CO2-Emissionen geht, schlicht nicht mehr kaufbar sei. "Wir zeigen, dass das nicht zutrifft." Damit derartige Effizienzsteigerungen möglich sind, wurde ein ganzes Maßnahmenpaket geschnürt, das bei BMW unter dem Titel EfficientDynamics zusammen gefasst ist.

Dazu zählen beispielsweise rollwiderstandsoptimierte Reifen, ein strömungsoptimierter Unterboden, Bremsenergie-Rückgewinnung oder eine drehzahlgeregelte Kraftstoffpumpe – und natürlich eine optimierte Aerodynamik. So konnte der Cw-Wert des neuen X5 von 0,32 auf 0,31 reduziert werden. Dazu beigetragen haben neben eines um sieben Zentimeter verlängerten Dachs mit einer Windabrisskante auch so genannte Air Curtains, die über die vertikalen Öffnungen in der Frontschürze die einströmende Luft in den Bereich der Radhäuser leiten. Das sorgt alles für eine Verminderung des Luftwiderstandes und eine deutliche Senkung des Realverbrauchs. Man sei stolz darauf, dass man mit dem Cw-Wert von 0,31 den Benchmark im Segment setze, sagt Projektleiter Siegfried Müller.

Diese Maßnahmen sorgen indes nicht nur für einen geringeren Verbrauch, sondern auch für eine Absenkung des Geräuschniveaus – und damit einer Steigerung der Wohlfühlatmosphäre im Innenraum. In Zahlen ausgedrückt: das Windgeräusch konnte um zwei Dezibel reduziert werden und die Abrollakustik sogar um 3,5 Dezibel. Das sind Werte, die dafür sorgen, dass im Innenraum ein ausgesprochen angenehmes Geräuschniveau vorherrscht. Halt so, wie man es von einem Geländewagen in dieser Preisklasse erwartet. Der neue Vierzylinder beginnt bei 52.100 Euro, der von uns getestete 30d bei 59.400 Euro.

Beeindruckende Fahrdynamik

Dass der 30d dabei das Volumenmodell der Baureihe ist, verwundert nicht. Es ist ein derart kultiviertes und kraftvolles Aggregat, dass es schlichtweg Spaß macht, mit ihm unterwegs zu sein. Wie kraftvoll das Dickschiff ist, zeigt das maximale Drehmoment von 560 Nm (übrigens ein Plus von 20 Nm zum Vorgänger). In Kombination mit der Achtgangautomatik vollzieht sich damit ein ausgesprochen souveräner Anzug. Tempo 100 erreicht der mehr als zwei Tonnen wiegende X5 in 6,9 Sekunden. Damit präsentiert sich der Bestseller der Münchner als sportlicher Weggefährte. Selbst in Kurven gib er keinen Anlass zur Kritik. Gut, er ist kein Kurvenfresser. Doch Wankbewegungen sind dank einer guten Fahrwerksabstimmung kaum wahrzunehmen.

Entsprechend forsch kann man sich mit dem X5 auch der Kurvenhatz stellen. Dass dann am Ende indes nicht die in Aussicht gestellten 6,2 Liter als Durchschnittsverbrauch ausreichen, versteht sich fast von selbst – der Bordcomputer zeigte 8,3 Liter an – ein dennoch guter Wert für ein Fahrzeug dieser Klasse. Auch wenn BMW seinen X5 nicht als SUV sondern als SAV bezeichnet: er bringt alles mit, um auch Offroad eine gute Figur zu machen. Auch wenn sich das Gros der Kundschaft möglicherweise fragt, ob der Allradantrieb denn nun nötig ist, schlecht ist es nicht, mit ihm unterwegs zu sein – und das nicht nur im Gelände. Auch auf der Straße sorgt er für ein Mehr an Sicherheit. Ein nettes Feature für das Klientel, das sich wider Erwarten doch einmal abseits der Straße im Gelände versucht, ist eine neue dreidimensionale Anzeige im Mittelkonsolendisplay. Sie informiert über die Quer- und Längsneigung des Fahrzeugs.

Nette Details im Innenraum

Der BMW X5 legte um über 30 Prozent zu
Das Heck des BMW X5 BMW

Ohnehin sorgen viele kleine Details für eine Aufwertung des neuen X5: So ersetzt nun an Fahrer- und Beifahrertür je ein Verriegelungsknopf den bisherigen Knopf an der Mittelkonsole. An dieser Stelle findet sich nun indes ein Knopf, mit dem die verschiedenen Assistenzsysteme angesteuert werden können: Das erspart das nervige Suchen in den Tiefen des Multimediasystems. Viel Worte über die Verarbeitungsqualität braucht man nicht zu verlieren – sie ist so, wie man es von einem Premiumhersteller wie BMW erwartet: absolut wertig.

Damit der X5 natürlich die vielfältigen Anforderungen an die Alltagstauglichkeit erfüllt und zugleich auch als Familiengefährt gelten kann, wuchs das Kofferraumvolumen um 30 Liter auf nun 650 Liter an. Wenn es denn etwas zu kritisieren gibt, dann ist es der Umstand, dass der untere Teil der zweigeteilten Heckklappe nur mechanisch zu öffnen ist. Natürlich ist das eine Marginalie, aber in einer Klasse, in der sich der X5 bewegt, erwartet die Kundschaft so etwas.

Zum Marktstart wird der X5 mit drei Motorisierungen angeboten: neben dem 30d ist das noch der xDrive 50i mit 450 PS (ab 78.800 Euro) und der M 50d mit 381 PS (ab 84.800 Euro). Dass diese Preise natürlich nur Richtpreise sind, versteht sich von selbst. Denn so richtig nett wird es in dem X5 erst, wenn man ihn sich nach seinen persönlichen Wünschen zusammenstellt – und dafür bietet dieses Modell eine Vielzahl von Möglichkeiten. Die Preisliste mit seinen Ausstattungsoptionen und Zubehörmöglichkeiten ist 40 Seiten lang – entsprechend kann man locker noch zehntausend Euro und mehr bei seinem Händler lassen. Der BMW X5 ist halt ein Luxus-SUV, pardon, Luxus-SAV. Am Ende werden aber auch die horrenden Preise nichts daran ändern, dass "Der Boss" seine Erfolgstour fortsetzt.

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