Alpina B7: Potente Alternative für den Chef

Luxuslimousine mit Supersportwagen-Genen

Alpina B7: Potente Alternative für den Chef
Alpina stylt den 7er BMW zum Supersportwagen © Alpina

Alpina springt ein. Da BMW seinen Siebener leistungsmäßig nicht auf AMG-Qualität der Mercedes S-Klasse bringt, kreieren die BMW-Spezialisten aus dem Allgäu den Überflieger der luxuriösen Oberklasse.

Wer Chef ist, der braucht Führungsqualitäten. Das gilt nicht nur im Vorstand und vor der Personalversammlung, sondern auch auf der Straße. Deshalb will der Dienstwagen weise gewählt sein. Erst recht, wenn der Terminkalender bisweilen überquillt und man seiner Zeit nicht gerne hinterherrennt. Waren dafür bislang die AMG-Modelle der Mercedes S-Klasse oder der Audi S8 die erste Wahl, gibt es jetzt auch wieder eine besonders potente Variante des Siebeners.

Zwar nicht von BMW direkt, weil die M GmbH bislang unverständlicherweise einen großen Bogen um die Limousine macht. Doch dafür springt Alpina in die Bresche und liefert nach den Sommerferien den neuen B7 aus. 608 PS stark, 330 km/h schnell und mindestens 148.800 Euro teuer, wird der Luxusliner so zum Überflieger auf der Überholspur und taugt sogar als Ferrari-Schreck.

Alpina B7 in 3,7 Sekunden auf 100

Im Zentrum der Kraft steht dabei der 4,4 Liter große V8-Motor aus dem BMW 750i, der im Allgäu eine komplett neue Peripherie bekommt: Mehr Durchsatz für die Frischluft, mehr Leistung für das Kühlsystem und vor allem zwei stärkere und größere Lader lassen das 450 PS starke Werksmodell vergleichsweise mager und müde erscheinen. Erst recht, weil mit der Leistung auch das Drehmoment steigt, die Kurve schon bei 2000 Touren ein Niveau von 670 Nm erreicht und wenig später bei 800 Nm ein imposantes Plateau bildet.

Das verschafft dem B7 einen Antritt, wie man ihn sonst nur von Supersportwagen kennt. Von 0 auf 100 beschleunigt der Alpina deshalb in 3,7 Sekunden. Und egal, ob man von der Ampel weg beschleunigt, am Ortsausgang aufs Gas tritt oder sich auf der linken Spur ein wenig Freiraum verschaffen will: Der Motor entwickelt immer und jederzeit so viel Punch, dass einem jeder Kickdown sofort ins Kreuz fährt ein. Nur gut, dass die Sitze so wunderbar weich gepolstert sind.

Alpina B7 hält bis 330 km/h durch

Alpina stylt den 7er BMW zum Supersportwagen
Der Alpina B7 bleibt auch im Tiefflug gelassen Alpina

Schnelle Sprints können die anderen Sportler im Smoking auch. Und selbst der 750i ist mit 4,4 Sekunden gut dabei. Doch was den B7 aus der Masse der elitären Eiligkeiten heraus hebt, ist seine Höchstgeschwindigkeit. Denn wo für die Serienmodelle bei 250 km/h und für AMG & Co knapp jenseits von 300 Schluss ist, gewährt Alpina seinem Flaggschiff Auslauf bis 330 km/h. So wird der Über-Siebener zum Überflieger, den auf der Überholspur allenfalls noch Flachmänner aus Italien oder England bedrängen können. Für konventionelle Luxuslimousinen dagegen wird die Luft in dieser Region schon ziemlich dünn.

Dabei ist dieses Tempo keine leere Versprechung. Der B7 schafft solche Geschwindigkeiten tatsächlich. Und vor allem kann er sie auch auf Dauer halten, so ruhig und gelassen bleibt er beim Tiefflug über die linke Spur. Der Aufbau stabil, der Kurs stur, der Lärmpegel überraschend verhalten, selbst Spurwechsel treiben einem dank der stabilisierenden Allradlenkung keinen Schweiß auf die Stirn. Da muss man sich fast schon zwingen, jenseits der 300 km/h den Sitz etwas steiler zu stellen und das Lenkrad fest in beide Hände zu nehmen, so lässig schüttelt der B7 das Renntempo aus dem Ärmel.

Alpina verzichtet auf Prahlerei

Alpina stylt den 7er BMW zum Supersportwagen
Im Cockpit kann man es entspannt angehen lassen Alpina

Aber spätestens zum Ende der Autobahn kann eine aktive Sitzhaltung nicht schaden. Schließlich wartet der B7 dort mit der nächsten Überraschung auf: Weil die Allradlenkung bei niedrigerem Tempo virtuell den Radstand verkürzt, weil der serienmäßige XDrive bis zu 80 Prozent der Kraft an die Hinterachse bringt und weil Alpina im exklusiv für die Super-Siebener programmierten Sport Plus alle Muskeln noch ein bisschen stärker anspannt, macht sich das Dickschiff dort richtig dünne. Leichtfüßig, agil, ja fast schon handlich kratzt der Koloss die Kurve und lässt einen die 2,1 Tonnen genauso vergessen wie die 5,25 Meter, die man hier im Schlepptau hat. Es ist fast, als wäre der Siebener auf das Format des Fünfers geschrumpft.

Zwar steht Alpina mit der langen Rennsporthistorie zu allererst einmal für Leistung. Aber gerade bei ihrem Flaggschiff zeigen sich die Bayern auch von der luxuriösen Seite, konzentrieren sich auf die Langversion und staffieren den BMW deshalb aus wie einen Bentley: Allein für den Lederbezug des Lenkrads brauchen die Näherinnen im Allgäu sechs Stunden, die gesteppten Sitzpolster sind kaum weniger aufwändig und überall funkelt der Klavierlack auf den edlen Hölzern. Der Clou ist allerdings das digitale Cockpit in den klassischen Alpina-Farben. Denn die grünen Zeiger wischen über ein so strahlend-tiefes Blau, dass sich der Blick darin fast wie in den Augen der Liebsten verlieren könnte. Dabei sollte man ihn in diesem Boliden besser auf die Straße heften.

Auf die üblichen Prahlereien der Branche verzichtet Alpina dagegen. Nicht nur Spoiler und Schweller und die 21-Zoll-Räder sind vergleichsweise dezent. Auch der Motorsound ist für ein Auto dieses Kalibers noch halbwegs verhalten, und die Rallyestreifen sind so fein, dass es Stunden dauert, sie aufzubringen. Man muss deshalb fast schon zweimal hinschauen, wenn man den B7 von einem mit M-Paket aufgemotzten 750i unterscheiden will. Oder man wartet, bis beide Autos Gas geben – dann erklärt sich die Sache ganz von selbst. (SP-X)

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