BMW 545e xDrive: Elektrisch in die Umweltzone

BMW 545e xDrive: Elektrisch in die Umweltzone
Der BMW 545e xDrive bietet glänzende Fahrleistungen. © BMW

BMW baut das Angebot seiner Plug-in-Hybride aus. Im November kommt der 545e xDrive auf den Markt. Er fährt dann auch in der Umweltzone rein elektrisch.

Die Message ist eindeutig: „Seht her, wir reden nicht nur von der Elektromobilität, wir bieten auch die entsprechenden Modelle an.“ Wer seinen Blick durch die große Halle im Testwagenzentrum in München-Garching schweifen lässt, sieht aufgereiht, was die Münchner ihren Kunden aktuell an elektrifizierten Modellen anzubieten haben. Da steht beispielsweise der i3, der Mini Cooper SE, der X5e, der X3e, der 330e oder auch der Prototyp des neuen 545e xDrive, der im November auf den Markt kommen wird.

Wer also nach München zu den „Electric Days“ gekommen ist, um die Elektromobilitätsstrategie von BMW zu kritisieren, der bekommt gleich Argumente vor Augen geführt, dass der Autobauer sich nach wie vor als Vorreiter bei der Elektromobilität versteht. Diesen Ruf hatten sich die Münchner im Jahr 2013 verdient, als man mit dem vollelektrischen i3 ein Statement setzte.

iX3 kommt noch dieses Jahr

Der Innenraum des BMW 545e xDrive ist wertig, halt so, wie man es von den Münchnern kennt. Foto: BMW

Doch seither wartet man vergeblich auf ein neues Elektromodell der Münchner. Zwar gibt es seit einigen Monaten den neuen vollelektrischen Mini, aber bislang halt kein neues rein batterieelektrisches Modell der Kernmarke. Kritiker werfen dem Autobauer deshalb vor, seine Vorreiterrolle eingebüßt zu haben.

Davon will man bei BMW nichts wissen. „Wir sind stolz auf unsere Angebotspalette an elektrifizierten Modellen“, sagt Deutschland-Vertriebschef Sebastian Mackensen. Den Vorwurf, dass man seinen Kunden bisher aber nur den i3 als rein elektrisches Modell anbieten könne, mag er nicht gelten lassen und verweist auf den Elektro-Mini. Zudem komme ja noch in diesem Jahr mit dem iX3 ein Elektro-SUV auf den Markt, ehe ab 2021 auch der iNext und der i4 folgen werden.

In der Defensive wähnt man sich in München augenscheinlich nicht. Im Gegenteil: „Wir fühlen uns gut aufgestellt“, sagt Mackensen. BMW verweist zufrieden darauf, dass man im Vorjahr weltweit mehr als 500.000 elektrifizierte Fahrzeuge verkauft habe. Allein im ersten Halbjahr dieses Jahres hätte man trotz der Corona-Pandemie mehr elektrifizierte Fahrzeuge abgesetzt als im Vorjahreszeitraum. Tendenz steigend.

Ambitionierte Ziel bis 2030

Der BMW 545e xDrive macht nur Sinn, wenn er auch geladen wird. Foto: BMW

Mittelfristig hat sich BMW zum Ziel gesetzt, bis 2030 weltweit mehr als sieben Millionen Fahrzeuge mit elektrifiziertem Antrieb auf die Straße zu bringen, davon zwei Drittel immerhin rein elektrisch.

Doch bis es soweit ist und die entsprechenden reinen E-Modelle in hoher Stückzahl produziert werden, gilt ein besonderer Fokus auf die Plug-in-Hybride (PHEVs). Beim BMW 5er wurden beispielsweise im Vorjahr 50.000 abgesetzt. Damit kommt diese Technologie mittlerweile auf einen Anteil von 15 Prozent am Gesamtabsatz der Baureihe.

545 e XDrive kommt im November

Ab November wird dem 530e der 545e xDrive (ab 68.235 Euro) zur Seite gestellt. Während im 530e ein Zweiliter-Vierzylinder-Benziner mit einer Systemleistung von 292 PS und einem Drehmoment von 420 Nm werkelt, ist es im 545e eine Plug-in-Hybridvariante auf Sechszylinderbasis. Der 3,0-Liter-Benziner und Elektromotor kommen hier auf eine Systemleistung von 394 PS und ein Drehmoment von 600 Nm. Die elektrische Reichweite wird mit bis zu 57 Kilometer angegeben.

Klar, die Frage ist berechtigt: Braucht es wirklich noch mehr Leistung bei einem Fahrzeug, das auch für Nachhaltigkeit stehen will? Natürlich nicht. Einerseits. Andererseits spricht BMW mit dem 545e xDrive Kundinnen und Kunden an, die genau nach noch mehr Leistung verlangen. Und genau das bietet ihnen der neue 545e: In gerade einmal 4,7 Sekunden sprintet er auf Tempo 100 – und dank seines Allradantriebs macht er dies ausgesprochen souverän. Wer möchte, der kann im 545e bis zu 250 km/h schnell sein, rein elektrisch sind immerhin bis zu 140 km/h möglich, wie Projektleiter Fritz Klein erklärt.

Wer auf Sportlichkeit in Kombination mit Effizienz Wert legt, findet schnell Gefallen an dem 545e. Die Achtgangautomatik bringt die Limousine fast verzögerungsfrei auf Touren und die Fahrdynamik lässt keine Wünsche offen. Das Fahrwerk ist straff abgestimmt und die Lenkung direkt – so unterwegs lässt es sich zielgenau durch das bayerische Hinterland touren.

Bis 57 Kilometer rein elektrisch

Der BMW 545e xDrive an der Wallbox. Foto: BMW

Doch das Schöne an diesem Auto ist natürlich die Möglichkeit, mit ihm auch bis zu 57 Kilometer rein elektrisch zu fahren. Eine Reichweite, die für das Gros der täglichen Strecken ausreicht und gut fürs grüne Gewissen ist. Natürlich nur dann, wenn man die Batterie auch regelmäßig auflädt. „Dieses Auto macht nur dann Sinn, wenn man es auch regelmäßig lädt“, sagt auch Klein. Die, die das nicht wollen, sollen lieber einen Diesel fahren.

Alle anderen haben indes die Möglichkeit, das Beste aus zwei Welten zu bewegen. So kamen wir bei den Testfahrten auf eine Reichweite von 57 Kilometer und einen Verbrauch von 4,3 Liter. Das ist zwar mehr als die in Aussicht gestellten 2,1 Liter, doch für ein solches Auto ein beachtlich guter Wert. Der aber auch nur bei voll aufgeladener Batterie möglich ist. Wer meint, sie nicht aufladen zu müssen, der sollte die Finger von einem PHEV lassen, denn sonst sorgt das Mehrgewicht der Batterie für einen deutlichen Mehrverbrauch.

Kein One-Pedal-Feeling

Damit der 545e auch möglichst effizient fährt, haben die Entwickler die Limousine unter anderem mit einem aktiven Navigationssystem ausgestattet; das System bezieht die Topographie in die Routenführung ein und wählt so den effizientesten Fahrmodus. So wird beispielsweise bei Ortseinfahrten stärker verzögert, um so durch die Rekuperation die Akkus wieder etwas aufzuladen.

Der Fahrer hat zudem die Wahl, die besonders verbrauchsoptimierte Einstellung „Eco Pro“ auszuwählen. Verzichtet hat BMW darauf, dem Fahrer verschiedene Rekuperationsstufen zu offerieren, stattdessen vertraut man lieber auf sein intelligentes Navigationssystem. Ein so genanntes One-Pedal-Fahren ist nicht möglich, wird im 545e aber nicht wirklich vermisst.

Elektrisch in die Stadt

Das Heck des BMW 545e xDrive mit seinen beiden Doppelrohrauspuffen. Foto: BMW

Ein nettes Feature hat BMW dem 545e übrigens mit auf den Weg gegeben: es ist die sogenannte eDrive Zone. Sie ermöglicht es, dass der 545e bei der Einfahrt in eine Umweltzone automatisch in den rein elektrischen Modus umschaltet. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass auch das Navigationssystem aktiviert ist. Denn nur dann weiß das System mittels GPS auch, wann das Auto in den Innenstadtbereich einfährt. Zudem hält das Fahrzeug dann auch genügend Energie vor, damit man auch in der Innenstadt emissionsfrei unterwegs ist.

Ein Feature, das dem Image des von vielen häufig gescholtenem PHEVs förderlich sein dürfte. Rein technisch ist es sogar möglich, dem Fahrzeug die Einfahrt in die Stadt zu verweigern, sollte sein Fahrer mit dem Verbrenner statt dem Elektromotor unterwegs sein. Doch was nicht ist, kann ja noch werden.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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