BMW X3 räumt ab

Der alles andere als kleine SUV-Einsteiger BMW X3 macht der Konkurrenz schwer zu schaffen. Im vergangenen Jahr entschieden sich hierzulande rund 22.000 Kunden für den kleinen Bruder vom X5. Kein SUV war erfolgreicher. Wir machten den Test mit der Einstiegsversion 2.0d mit 150 PS.

Von Stefan Grundhoff

Seit seiner Markteinführung fährt der X3 seine zumeist asiatische Konkurrenz in Grund und Boden. Erfolgsmodelle wie ein Honda CR-V, ein Nissan X-Trail oder der Toyota RAV4 mussten einen ziehen lassen, den sie lange Zeit überhaupt nicht auf der Rechnung hatten. Deutsche Premium-Hersteller verschliefen den SUV-Trend in der Mittelklasse. Erst mit großer Verspätung kommen mittelfristig die Konkurrenten von Mercedes (MLK) und Audi (Q5). Zeit genug für den BMW X3 einen Kundenstamm zu bilden. Die ideale Motorisierung für den 1,8 Tonnen schweren Allradler ist der Dreiliter-Diesel mit Steptronic. Doch mit ihm durchbricht man schnell die 50.000-Euro-Marke.

Große Unterschiede zur Konkurrenz

Ein kluger Schachzug von BMW, den 4,56 Meter langen X3 auch mit einem kleinen Einsteiger-Selbstzünder auf die Jagd zu schicken. Ein Generalangriff in einer Klasse, die jahrelang von den Asiaten bestimmt wurde. Kia, Hyundai, Toyota und Nissan - allen liegt der Erfolg des BMW schwer im Magen. Doch reichen 150 PS und der intelligente Allradantrieb xDrive aus, um einen sportlichen BMW zu fahren? Ist der 2.0d vielleicht nur ein Blender?

Der X3 ist seit seiner Markteinführung durch seine exzellente Fahrdynamik bekannt. Hier kann der kleine Diesel nichts schlechter als die größeren Sechszylinder. Auch bei ihm gibt es keine störenden Nick- und Wankbewegungen, die bei vielen Konkurrenten so kolossal nerven. Man genießt die präzise Lenkung, das straffe Fahrwerk und eine präzise Sechsgang-Handschaltung, die einen großen Anteil an der Fahrfreude hat. Auch wenn die Konkurrenz besonders mit dem neuen Toyota RAV4 nachgelegt hat: der X3 setzt in der SUV-Mittelklasse nach wie vor Maßstäbe. Der Unterschied zur Konkurrenz ist groß - sehr groß. Das gilt besonders beim Fahrverhalten, das selbst bei engen Kurven keinen SUV mit hohem Schwerpunkt und mächtigem Gewicht vermuten lässt.

Abstriche bei Motorleistung

Die Seitenansicht des BMW X3 Foto: Werk

Bei der Motorisierung muss man Abstriche machen. Zwei Liter, vier Zylinder und 110 kW / 150 PS - stattliche Fahrleistungen sehen anders aus. Doch man ist überrascht, denn trotz 1,8 Tonnen Leergewicht kann man den Allradler überaus flott bewegen. Das Motorengeräusch dürfte gerne etwas zurückhaltender sein und in alpinen Landschaften geht es nicht wirklich dynamisch bergan.

Aber für den kleinen Motor schlägt sich der X3 nicht schlecht. Bei den aktuellen 3er und 5er-Modellen gibt es schon eine überarbeitete Zweiliter-Version mit 120 kW / 163 Diesel-PS. Die würden auch dem in Graz produzierten X3 gut zu Gesicht stehen. Doch der verbaute Zweiliter-Diesel gehört nicht zur neuesten Generation, aber ein maximales Drehmoment von 330 Nm bei 2.000 Touren ist für 150 PS ein standesgemäßer Wert. 0 auf 100 km/h in für einen SUV wenig interessanten 10,6 Sekunden und eine gemessene Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h sind ordentlich.

Für ein Auto mit diesen Ausmaßen und Allradantrieb geht auch der Durchschnittsverbrauch von 8,8 Litern Diesel auf 100 Kilometer in Ordnung; selbst dann wenn der Abstand zu den versprochenen 7,2 Litern recht groß erscheint. Das Umweltgewissen wird von Euro 4 beruhigt.

Kein Wagen fürs Gelände

Schlicht ausgestatteter Innenraum Foto: Werk

Anders als andere Hersteller macht BMW keinen Hehl daraus, dass es sich bei seinem Einstiegs-SUV um keinen Geländewagen handelt. Das exzellente Allradkonzept xDrive mit seiner elektronisch gesteuerten Mehrscheibenkupplung hat maßgeblichen Anteil an der spürbaren Fahrdynamik. Je nach Untergrund wird die Motorleistung variabel auf alle vier Antriebsräder verteilt. Der X3 ist nichts für den harten Geländeeinsatz. Da hält er es wie sein großer Bruder, der X5. Auf der Straße und im leichten Geläuf gibt es jedoch kaum ein Halten. Auf Knopfdruck sorgt die Bergabfahr-Hilfe HDC dafür, dass der Fahrer bei steilen Abfahrten keine allzu nassen Hände bekommt.

Das Interieur ist bekanntlich nicht die starke Seite des BMW. Klar, die Materialien sind hochwertig, doch etwas weniger schwarzen Kunststoff könnte der X3 gerne haben und Noppenoptik sowie zahlreiche Schnitte in den Designlinien bleiben Geschmacksache. Dafür gibt es exzellente Sportsitze, für die man leider viel zu viel Aufpreis bezahlen muss. Verzichten möchte man auf sie trotzdem nicht. Im geräumigen Fond könnte man dagegen etwas bequemer sitzen. Die Polsterung ist dünn und die Rückenlehne sehr steil. 480 Liter Stauraum sind Klassenstandard. Zudem kann man die Rückbank flach umklappen (1.560 Liter) und das Gepäckabteil bequem beladen.

Endlos lange und teure Aufpreisliste

Sitze im Fond könnten bequemer sein Foto: Werk

Ist der Basis-X3 nun eine sinnvolle Sache, zu schlapp oder vielleicht sogar ein echter Geheimtipp? Wenn es um pro und contra geht, kommt man um den Preis nicht herum. Der X3 2.0d kostet nackt 35.500 Euro und die Bezeichnung «nackt» ist abgesehen vom guten Sicherheitspaket mit ESP und diversen Airbags durchaus wörtlich zu nehmen, denn BMW lässt sich bei seinem Erfolgsmodell auch die kleinste Schraube in der endlos langen Aufpreisliste teuer extra bezahlen.

Ein SUV in dieser Klasse ohne die standesgemäßen Annehmlichkeiten wie beheizte Ledersitze (ab 2.010 Euro), Xenonlicht (910 Euro) und Navigationssystem (ab 1.720 Euro) ist nicht nur schwer wiederzufinden, sondern gebraucht auch schwer an Mann oder Frau zu bringen. Zudem sollten es die bekannten Annehmlichkeiten schon aus Komfortgründen sein. Klimaautomatik und Einparkhilfe sind ebenfalls eine feine Sache - kosten jedoch ebenfalls 530 bzw. 700 Euro extra.

Wiederverkauf und Image stechen

Der BMW X3 von hinten Foto: press-inform

So ist es nichts mit dem BMW X3-Diesel zum Preis von rund 36.000 Euro. Mit mindestens 40.000 Euro sollte man schon kalkulieren und liegt damit deutlich über der bekannten Konkurrenz. Trotzdem entscheiden sich viele für den teuren Bayern. Nicht aus Gründen von Platzangebot und Fahrdynamik, sondern eben auch aus Renommee. Wiederverkauf und Image sind schließlich besonders wichtige Faktoren - auch bei einen Einstiegsmodell.

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