BMW 645 Ci: Sportcoupe glänzt mit exzellenter Straßenlage

Mit dem 645 Ci hat BMW wieder ein echtes Sportcoupé im Programm. Dabei ist die Automatikversion der Variante mit Schaltgetriebe erstaunlicherweise deutlich überlegen.

Stefan Grundhoff

Die Zeiten, in denen BMW keine Sportcoupes im Programm hatte, sind endlich vorbei. Mit dem neuen 645 Ci kehren die Münchner zurück zu bekannten Coupe-Tugenden. Schließlich waren Modelle wie der 327 Coupe, 2000 CS, BMW 3.0 csi oder die erfolgreiche 6er Reihe bis tief in 80er Jahre hinein aus der deutschen Oberschicht kaum wegzudenken. Nach dem wenig überzeugenden Auftritt der wuchtigen 8er Reihe in den 90er Jahren schlagen die Münchner Autobauer jetzt zurück und wollen gewohnte Marktanteile zurückgewinnen.

Gelungenes Design

Die Karosserie des 645 Ci ist ein echter Blickfang. Das Heck mit dem wenig überzeugenden Bürzel, der sich gen Himmel reckt, ist dagegen stark gewöhnungsbedürftig. Deutlich gelungener erscheinen das schon die bullige Front, die sich tief in Richtung Asphaltdecke streckt und die Seitenlinie mit ihren 18- oder 19-Zoll-Rädern. Die angedeuteten Kiemen an den vorderen Kotflügeln wecken Erinnerungen an den jüngst eingestellten Konzern-Beau Z 8.

Im Vergleich zu seinem Vorgänger, dem BMW 850 ci, wirkt der neue 645 Ci deutlich eleganter, filigraner und weniger aufdringlich. Die Leichtigkeit des Seins belegen auch die Fahrzeugdaten. Statt der zu erwartenden zwei Tonnen bringt der 6er gerade einmal 1,7 Tonnen auf die Waage. Möglich macht dies ein konsequenter Leichtbau. Der gesamte Vorderwagen ist ebenso wie Türen und Fronthaube aus Aluminium. Die Heckklappe besteht aus hochfester Glasfaser, die Seitenwände aus Thermoplast-Kunststoff.

Agiles Leichtgewicht

In der konsequenten Gewichtsreduzierung liegt auch eines der Geheimnisse der exzellenten Straßenlage. Der 645 ci liegt beeindruckend satt auf der Straße. Unterstützt wird dies durch den gewohnt langen Radstand, die kurzen Überhänge und die breite Spur. Unbeirrt zieht er seine Kurven und wirkt für ein Fahrzeug dieser Größe ungewohnt agil und spritzig. Einzig bei engen Kehren muss er seiner Größe und dem langen Radstand Tribut zollen. Geradezu spielerisch lässt sich der Hecktriebler um die Kurven zirkeln. Die Lenkung vermittelt dabei einen exzellenten Fahrbahnkontakt. Leider nur gegen Aufpreis ist der 6er mit der neu entwickelten Aktivlenkung ausgerüstet, die bereits beim 5er BMW gefallen konnte.

Vorerst nur ein Aggregat

Der Motor im 645 ci.

Doch was wäre ein Sportcoupe aus dem Hause BMW ohne die entsprechende Motorisierung? Zunächst kommt der 6er nur als 645 Ci auf den Markt. So begegnet einem beim Blick unter die unendlich lang scheinende Motorhaube ein alter Bekannter. Das 4,4-Liter-V8-Aggregat leistet 245 KW / 333 PS. Damit ist der 4,82 m lange Schöngeist überaus souverän motorisiert. Den Spurt 0 - 100 km/h schafft er in 5,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit wurde bei 250 km/h abgeregelt. Das maximale Drehmoment von 450 Nm liegt bei sonor grollenden 3.600 U/min an. Dank seiner 333 PS hat der 645 Ci Kraft in allen Lebenslagen. BMW verspricht bei der getesteten Steptronic-Version einen Durchschnittsverbrauch von knapp unter elf Litern SuperPlus auf 100 km. Das scheint nach den ersten Testfahrten überaus ambitioniert; denn auch Leichtbau und die Valvetronic können keine Wunder vollbringen.

Im kommenden Jahr soll neben dem Topmodell 645 Ci ebenfalls ein kleinerer Achtzylinder 635 ci mit knapp 280 PS auf den Markt kommen. Später kommt die Sportversion M 6 mit zehn Zylindern und rund 500 PS. Im Gespräch ist ebenfalls eine Einstiegsversion mit drei Litern Hubraum und sechs Zylindern. Ein Diesel wird derzeit offiziell noch verneint.

Automatik zu empfehlen

Der 6er-Pilot hat die Wahl. Serienmäßig ist der 645 Ci mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe ausgestattet. Standesgemäß ist die Handschaltung jedoch ebenso wenig wie die sportliche SMG-Version, die mit Schaltwippen am Lenkrad ausgestattet ist. Das angepeilte Formel-1-Feeling sollte jedoch der zukünftigen M6-Topversion vorbehalten bleiben. Am besten macht sich der 6er fraglos mit der aufpreispflichtigen Automatik, die souverän mit Motor, Antrieb und Passagieren umgeht.

Beim Interieur orientiert sich der elegante Zweitürer am 5er BMW. Das Armaturenbrett wirkt aufgeräumt und übersichtlich. Die wuchtige Mittelkonsole bleibt jedoch Geschmacksache. Neu ist die Unterbringung von Laufwerken für das DVD-Navigationssystem und einen CD-Wechsler. Griffbereit vor der wuchtigen Mittelarmlehne liegt der Knopf für das iDrive-Bedienkonzept. Wie beim 5er mit der markanten Menütaste.

Zufriedenstellendes Platzangebot

Die Vordersitze im 645 Ci.

Die Sitzposition ist für ein Coupe vorbildlich. Lenkrad und Sitze lassen sich mannigfaltig justieren - elektrisch versteht sich. Der Seitenhalt und die Sitzauflagefläche sind vorbildlich. Abstriche gibt es für den Kopfraum. Fahrer um die 1,90 Meter Körpergröße haben kaum Spielraum nach oben. Überraschend und in dieser Klasse wenig zeitgemäß, dass eine Sitzlüftung oder eine Massageversion derzeit nicht einmal gegen Aufpreis erhältlich sind. Selbst auf den Rückbank finden auf dem Weg vom Edel-Italiener nach Hause noch zwei Personen Platz. Langstrecken sind wohl kaum zu empfehlen, doch das Platzangebot ist für einen 2+2-Sitzer in Ordnung.

Kein billiges Vergnügen

Ebenfalls wenig standesgemäß lässt sich die Hecklappe nicht elektrisch öffnen. Jedoch kann das Kofferraumvolumen mit 450 Litern für ein Coupe durchaus sehen lassen. Ab dem 10. Januar 2004 ist der BMW 645 Ci auf dem Markt. Der Einstiegspreis wird bei rund 72.000 Euro sein. Mit den üblichen Extras lässt sich der Preis jedoch problemlos an die 85.000-Euro-Marke schrauben. Damit kratzt der 6er dann schon an der Kategorie der Hauptkonkurrenz mit Mercedes CL und Porsche 911.

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