BMW 3er: Der Sportlichkeit verpflichtet

BMW schickt den neuen 3er an den Start. Die Limousine bringt alles mit, um wieder ein Bestseller zu werden: Ein ansprechendes Design und vor allem ein auf Sportlichkeit abgestimmtes Gesamtpaket.

Frank Mertens

Die Erfolgsgeschichte von BMW ist maßgeblich vom 3er geprägt worden. Er ist bei den Münchnern das Auto, das sich am meisten verkauft. Entsprechend gespannt blicken die Verantwortlichen in München auf den Verkaufsstart der fünften Generation am 5. März.

«Der 3er macht 40 Prozent unseres Volumens aus. Daran kann man erkennen, welche immense Bedeutung er für uns hat. Der 3er ist die Ikone bei den Sportlimousinen», sagte BMW-Entwicklungsvorstand Burkhard Göschel bei der Präsentation des Neuen in Valencia.

Keine Experimente beim Design

Die Seitenlinie beim neuen 3er steigt nach hinten leicht an. Foto: Werk

Vor diesem Hintergrund hat die Mannschaft um Chefdesigner Chris Bangle bei der Gestaltung des Bestsellers dann auch auf Experimente verzichtet. Im Gegensatz beispielsweise zu den Oberklasselimousinen 5er oder 7er polarisiert der Dreier nicht. So, wie der Viertürer dasteht, ruft er keine der so häufig quälenden Designdiskussionen hervor. Ja, er gefällt auf den ersten Blick, ohne indes zu begeistern. Die Motorhaube ist länger geworden, die Seitenlinie steigt nach hinten an. Das verleiht dem Neuen das, was man mit einem BMW assoziiert: Dynamik und Agilität.

Erwachsen geworden

Im Vergleich zum Vorgänger ist der Neue mit einem Zuwachs von 49 Millimetern bei der Länge, 78 Millimeter in der Breite und zehn Millimeter in der Höhe erwachsener geworden. Aufgrund seiner leicht nach hinten abfallenden Dachlinie hat der 4,52 Meter lange Dreier sogar etwas leicht coupehaftes. Dass die Designer Anleihen beim 5er und Einser genommen haben, ist augenscheinlich.

Übersichtlich gestaltet: Das Doppelhutzen-Cockpit. Foto: Werk

Und dieser Eindruck des Erwachsenwerdens zeigt sich deutlich im Innenraum. Gut, der neue 3er ist kein Raumwunder geworden, doch man fühlt sich in ihm auf Anhieb wohl. Das mehr an Platz macht sich für Großgewachsene deutlich bemerkbar. Selbst mit einem großen Fahrer vor sich, kann man auch hinten noch einigermaßen annehmbar sitzen. Allerdings: Das Ein- und Aussteigen erfordert schon etwas Mühe und Gelenkigkeit, um die Füße unter den Fahrersitz und wieder zurück zu bringen. Zudem führt die coupehafte Dachlinie für Leute um die 1,90 Meter dazu, dass man mit dem Kopf fast die Decke touchiert und der mittlere Fondsitz kann - wohlwollend umschrieben - nur als Notsitz aufgefasst werden.

Macht auch von hinten eine gute Figur. Foto: Werk

Doch so etwas braucht den Fahrer nicht zu kümmern. Ihm gilt ohnehin seit jeher das Augenmerk der BMW-Entwickler. Er darf sich an seinem Arbeitsplatz wohlfühlen - ohne auf etwas verzichten zu müssen oder sich sogar zu ärgern. Die Rundinstrumente sind übersichtlich: Das Doppelhutzencockpit mit dem integrierten iDrive (Aufpreis ab 2250 Euro) liegt hervorragend im Sichtfeld. Die Armaturen wirken - wie es sich für ein Mittelklasseauto in dieser Preisklasse (ab 27.100 Euro für den 320i/150 PS) gehört - optisch und haptisch hochwertig. Apropos iDrive: Das oft gescholltene System lässt sich im 3er durchaus intuitiv bedienen. Die vier im Display aufgeführten Bereiche Kommunikation, Entertainment, Klima und Nagivation sind durch den auf der Mittelkonsole angebrachten Druckdrehknopf - von BMW Controller genannt - wirklich mühelos aufrufbar!

Start per Knopfdruck

Der Start- Stopknopf im neuen BMW 3er. Foto: Werk

Bleiben wir noch kurz beim Innenraum: Bei der Serienausstattung sucht man vergeblich nach Ablagemöglichkeiten: Selbst Getränkehalter sind nicht vorhanden: Sie müssen teuer bezahlt werden. Für ein Ablagepaket, das über Getränkehalter, Lehnennetz an den Vordersitzen und eine 12 Volt Steckdose im Fond verfügt, muss man im 320i unverschämte 200 Euro hinlegen, in den anderen Modellen immerhin noch 110 Euro. So etwas hat in einem solchen Auto zur Grundausstattung zu gehören. Wenig Premiumhaft erscheint auch der Kofferraum, der um 20 Liter auf 460 Liter gestiegen ist: Das er mit Filz ummantelt ist, wirkt schlichtweg billig.

Doch sobald man erstmals im neuer 3er unterwegs gewesen ist, verflüchtig sich ein solcher Faux Pas schnell: Denn auf der Straße setzt der Neue in der Tat Maßstäbe. Das zeigten erste Testfahrten im Topmodell 330i (258 PS/35.900 Euro) und im 320d (163 PS/29.650 Euro). Nachdem man den kleinen «Start-Stop-Knopf» gedrückt hat und das Topmodell 330i beschleunigt, weiß man sofort: Dieses Auto verdient die Bezeichnung Sportlimousine zu Recht. Der bärenstarke Reihen-Sechszylinder beschleunigt das Topmodell in 6,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 250 km/h an.

Der Motor des 330i. Foto: Werk

Aber wichtiger als diese reinen Leistungsdaten - wann kann man auf deutschen Autobahnen schon längere Zeit jenseits der 200 km/h-Grenze fahren? - sind die Fahreigenschaften des neuen 3er: Und die sind beeindruckend. Egal mit welcher Geschwindigkeit, egal bei welchem Untergrund: Der Hecktriebler lässt sich einfach nicht aus der Ruhe bringen. Unbeeindruckt zieht er dank seines exzellenten Fahrwerks und seiner präzisen Lenkung seine Bahnen. Wer es braucht und einige Aufgaben gerne an die Elektronik abgibt, dem sei die bisher ausschließlich für die Sechszylinder-Modelle optional erhältliche Aktivlenkung (1300 Euro) empfohlen: Sie passt den erforderlichen Lenkwinkel optimal an die Geschwindigkeit an. Damit lassen sich ohne Frage die physikalischen Grenzen noch besser ausloten, falls man soweit überhaupt gehen mag. So präzise wie die Lenkung, so exzellent arbeitet auch das Sechsgang-Getriebe. Die Gänge lassen sich passgenau einlegen. So macht Schalten Spaß.

Diesel überzeugt

So beeindruckend die Beschleunigungswerte im Topmodell 330i auch sind: Der 320d mit seinen 163 PS steht ihm kaum nach: Der Vierzylinder schafft es von 0 auf 100 km/h in beachtlichen 8,3 Sekunden und schafft bei einer beeindruckenden Laufruhe auch stattliche 225 km/h Spitze. Vor allem sorgt er an der Zapfsäule für keine bösen Überraschungen. Während das Topmodell es laut Bordcomputer auf einen Verbrauch von 10,5 Liter Super auf 100 km brachte, waren es beim Diesel 6,5 Liter. Für einen Aufpreis von 580 Euro ist er auch mit einem Rußpartikelfilter zu haben.

Neben den bereits genannten 330i, 320d und dem 320i wird es zur Markteinführung auch den 325i (218 PS/31.900 Euro) geben. Alle Touringfans müssen sich noch etwas gedulden: Er wird erst im Herbst dieses Jahres bei den Händlern stehen. Den größten Absatz versprechen sich die Vertriebsstrategen in München übrigens vom Diesel. Er soll vom Gesamtabsatz des 3ers knapp unter 40 Prozent ausmachen.

Der BMW 320i: So sah die erste Generation 1975 aus. Foto: Werk

Eines steht nach den ersten Fahreindrücken auf jeden Fall fest: Der neue 3er setzt im Mittelklasse-Segment Maßstäbe. Trotz seines Preises, der mit Blick auf wünschenswerte Ausstattungen wie beispielsweise Navigationssystem, Einparkhilfe (700 Euro/vorn und hinten), Ablagepaket, abblendbarer Innenspiegel (160 Euro) schnell um 5000 Euro nach oben schnellt, wird auch der Neue seine Käufer finden. 30 Jahre nach seiner Markteinführung 1975 wird der 3er den Verantwortlichen mit Blick auf die Verkaufszahlen wieder Freude machen.

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