BMW 335i Cabrio: Stoffmütze adé

Das neue 3er Cabrio von BMW präsentiert sich in der vierten Generation erstmals mit einem Hardtop-Dach. Der offene Viersitzer verfügt über ansprechende Fahrleistungen, wie unser Test mit dem Topmodell zeigt.

Von Frank Mertens

BMW nimmt Abschied vom Stoffdach. Zumindest beim 3er. Wenn am 24. März das neue 3er Cabrio auf den europäischen Markt kommt, dann spannt sich zukünftig statt eines Stoff- ein dreiteiliges Hardtop-Dach in Stahlblech-Leichtbauweise über die bis zu vier Insassen.

Hardtop bietet Mehrwert

«Natürlich haben wir intensiv darüber diskutiert, ob wir für das neue Cabrio weiter ein Stoffdach anbieten. Am Ende haben wir uns jedoch für ein Hardtop entschieden, weil es dem Kunden einen deutlichen Mehrwert bietet», begründet Projektmanager Michael Brachvogel.

Damit meint Brachvogel nicht nur einen besseren Wiederverkaufswert, sondern vor allem ein Mehr an Platz für die hinteren Passagiere. Ihnen steht durch Verwendung des Hardtops deutlich mehr Schulterfreiheit zur Verfügung. Exakt sind es insgesamt 6,8 Zentimeter. Doch das täuscht nicht darüber hinweg, dass das als Viersitzer deklarierte 3er Cabrio eigentlich nur ein Zweisitzer ist. Denn für den Fall, dass auf den Vordersitzen zwei größere Personen Platz nehmen, wird es hinten so eng, dass von bequemem Reisen keine Rede mehr sein kann. Aber wer sich für ein Cabrio entscheidet, wird kaum was anderes erwarten.

Dach öffnet in 22 Sekunden

In 22 Sekunden offen Foto: Werk

Doch kommen wir zum neuen Verdeck des 3er Cabrios: Nach Betätigung eines Schalters in der Mittelkonsole oder der Fernbedienung öffnet es sich in 22 Sekunden und verschwindet elegant im Gepäckraum. Der Schließvorgang, der sich übrigens ausgesprochen leise vollzieht, dauert eine Sekunde länger. Leider lässt sich das Dach im Gegensatz zu Mitbewerbern nur bis zu einer Geschwindigkeit von gerade einmal zwei bis drei Kilometern betätigen.

Zwar könnte es theoretisch sogar bis zu einer Geschwindigkeit von 80 km/h geöffnet und geschlossen werden, wie Brachvogel erklärt. Doch das ist nicht möglich, weil sich bei der Dachbetätigung das an der Heckklappe angebrachte Nummernschild mitbewegt und kurzzeitig nicht zu sehen ist. «Der Gesetzgeber schreibt jedoch vor, dass das Kennzeichen permanent sichtbar sein muss», so Brachvogel.

Bessere Sicht

Die Rückansicht Foto: AG/Mertens

Der Kunde wird es verschmerzen können. Denn im Gegenzug erhält er dafür ein ausgesprochen harmonisch gestaltetes Heck. Es wirkt nicht einfach draufgesetzt, sondern fügt sich blendend in die Gesamterscheinung des neuen 3er Cabrios ein.

Die Dachkonstruktion bietet zudem einen weiteren Vorteil: Im Vergleich zum Vorgängermodell sind die hinteren Scheiben um 30 Prozent vergrößert worden. Das gleiche trifft auch auf die Sicht nach hinten zu: sie konnte sogar um 38 Prozent erweitert werden, was man insbesondere beim Einparken zu schätzen weiß. Fahrer des 3er Cabrios brauchen sich auch über zuwenig Kofferraumvolumen nicht zu beklagen: Bei geöffnetem Dach lassen sich immerhin 210 Liter zuladen, geschlossen wächst die Zuladung um 140 Liter an. Das reicht für einen Urlaub zu zweit.

Neue Motoren

Leiser Motor Foto: Werk

Die Dachkonstruktion ist nicht die einzige Neuheit, die die Entwickler der vierten Generation des Cabrios mit auf den Weg gegeben haben. Vor allem unter dem Blech hat sich eine Menge getan. Dazu gehören vor allem die Motoren, bei denen die Benziner allesamt über eine Kraftstoffdirekteinspritzung verfügen, die zu besseren Verbrauchswerten führen.

Das Topmodell der Cabrio-Baureihe ist der von uns gefahrene BMW 335i. Der Reihensechszylinder-Motor schöpft aus seinem Hubraum von 3,0 Litern eine Leistung von 225 kW/306 PS. Und die Kraftentfaltung dieses Triebwerkes ist beeindruckend. Den Sprint von 0 auf 100 km/h absolviert der offene Viersitzer in 5,8 Sekunden. Ein Wert, der fast in den Bereich von Sportwagen vorstößt. Die Spitzengeschwindigkeit erreicht der 335i bei 250 km/h. Mehr lässt die Elektronik nicht zu. Doch das reicht auch. Schließlich entfaltet das Cabrio seine Stärken nicht auf der Autobahn, sondern beim Cruisen durch schöne Landschaften bei strahlender Sonne.

Gute Verbrauchswerte

Elegantes Cockpit Foto: Werk

Und wer mit diesem Auto nicht rast, sondern cruist, der kommt auch locker mit dem vom Hersteller angegebenen Durchschnittsverbrauch von 9,9 Litern aus. Ein Wert, der bei unseren Testfahrten - bei übrigens keineswegs nur gemächlicher Fahrweise - sogar noch um einen halben Liter unterschritten werden konnte. Für ein Fahrzeug mit diesen Leistungsdaten ein Topwert.

Ohnehin hat sich der Reihensechszylinder bei den Fahrten rund um Phoenix im US Bundesstaat Arizona nicht nur durch seinen Verbrauch Bestnoten verdient: Mit seinem Drehmoment von 400 Nm, das zwischen 1300 und 5000 U/min. zur Verfügung steht, lässt sich der 335i ausgesprochen schaltfaul fahren. Zudem hat er genügend Power, um selbst aus einem hohen Gang schnell und ohne Turboloch in Fahrt zu kommen.

Nützliches Feature

In Kombination mit der exakt arbeitendem Sechsgangschaltung und der direkt ansprechenden Lenkung bietet das 3er Cabrio somit eine Menge Fahrspaß. Das Fahrwerk lässt ebenso keine Wünsche offen. Es ist sportlich abgestimmt, aber keineswegs unbequem. Die Fahrwerksspezialisten von BMW haben hier ein durchaus gutes Gesamtpaket geschnürt. Dass das alles sein Preis hat, versteht sich fast von selbst. Für das Topmodell verlangt BMW 50.750 Euro, das ist eine ausgesprochen selbstbewusste Ansage.

Ein aus ökologischer Sicht nützliches Feature bietet BMW mit der Stopp-Start-Funktion an, das zunächst jedoch nur im 320i (125 kW/170 PS) zum Einsatz kommt. Steht man beispielsweise an der Ampel und stellt den Schalthebel auf die Leerlaufposition und lässt die Kupplung los, stellt sich der Motor automatisch ab. Eine Tritt auf die Kupplung genügt, schon springt der Motor wieder an. Im Stadtverkehr kann so neben Kraftstoff auch der CO2-Ausstoß um rund drei Prozent verringert werden.

320i mit guten Umweltwerten

Platz ist noch vorhanden Foto: Werk

Wem das Gefühl für benzinsparendes Fahren abgeht, dem hilft im BMW ein Pfeil-Symbol in der Instrumententafel auf die Sprünge. Es leuchtet in dem Moment auf, in dem der Wechsel in den nächst höheren Gang erforderlich wird. Beim 320i, der über einen Vierzylinder-Motor mit der so genannten High Precision Injection verfügt, liegt der Kraftstoffverbrauch bei gerade einmal 6,6 Litern und der CO2-Ausstoß bei ebenso guten 157 g/km.

Neben dem 335i und dem 320i (39.900 Euro) bietet BMW sein neues 3er Cabrio zum Marktstart auch als 325i (160 kW/219 PS/44.500 Euro), 330i (200 kW/272 PS/48.300 Euro) und als 330d mit 170 kW/231 PS an. Für den Diesel werden 49.000 Euro fällig. Ohne Frage viel Geld. Dafür bekommt der Kunde aber auch ein überzeugendes Cabrio, das selbst unter ökologischen Aspekten - siehe 320i - seine Stärken hat.

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