BMW 120i: Wunsch nach mehr Drehmoment

BMW startet mit dem 1er den Angriff in der Kompaktklasse. Der Neue setzt beim Design und bei der Fahrdynamik zwar Maßstäbe, doch der 120i lässt einige Wünsche offen.

Stefan Grundhoff

Die Erwartungen an den 1er BMW sind hoch. Zum ersten Mal schicken die Bayrischen Motoren Werke einen Abgesandten in die Kompaktklasse. Nirgends ist die Konkurrenz stärker, der Kampf um Käufer härter. Doch die Bayern haben ein Auto gebaut, das in Design und Fahrdynamik Maßstäbe setzt.

Mit knapp 4,23 Metern ist der 120i kaum länger als der Klassenprimus VW Golf. Mit ihm möchte man die Lifestyle-orientierten Kunden locken, wie es bereits mit dem Mini gelungen ist. Die Kunden müssen für das Einstiegsmodell BMW 116i mindestens 19.800 Euro locker machen. Für den Top-Benziner 120i sind es mindestens 23.600 Euro.

Sportliches Design

Dafür gibt es einen BMW, der das gewohnte Freude-am-Fahren-Gefühl vermittelt. Bereits das Design wirkt sportlich und macht den 1er zum Charakterkopf in der Kompaktklasse. Typisch BMW das selbstbewusste Gesicht mit weit geöffneten Augen und einem mächtigen Grill. Seitenlinie und Heck zeigen sich mit Kanten und Sicken im aktuellen BMW-Look. Gut sieht er aus. Kein müdes Einerlei auch am Heck. Der 1er wirkt wie ein sportlicher Tourer.

Die Hinteransicht der BMW 120i.

Angetrieben wird der 120i von einem Vierzylinder mit Vierventiltechnik und zwei Litern Hubraum. 110 kW/150 PS sind für die Benzinfraktion zunächst das Maß der Dinge. Nur der 120d leistet 13 PS mehr. BMW-typisch wird der 120i über die Hinterachse angetrieben. Die Ingenieure werden nicht müde zu betonen, dass bei BMW eine Achse lenkt und die andere antreibt. Doch schon nach ein paar Kilometern wird klar: Ein Leistungsriese ist der 120i nicht, jedenfalls nicht, wie es der aktuellen Mode entspräche, schon bei niedrigen Drehzahlen. Um ihn sportlich zu bewegen, muss man die Gänge bis zum letzten ausdrehen. Bei 3.600 U/min steht das Maximaldrehmoment von 200 Nm zur Verfügung. Sportlich wird es erst ab 4.500 U/min.

Höchstgeschwindigkeit 217 km/h

Hat man sich an das Ausdrehen der Gänge erst einmal gewöhnt, sind die Fahrleistungen auf der Höhe. 0 auf 100 km/h in 8,7 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 217 km/h sind keine schlechten Werte. Der Durchschnittsverbrauch des Euro-4-Motors soll bei 7,4 Litern SuperPlus liegen.

Innenraum des BMW 120i.

Beim Fahrgefühl setzt der in Regensburg gebaute 120i neue Klassen-Maßstäbe. Dank einer Gewichtsverteilung von 50:50 auf Vorder- und Hinterachse fährt er sich ungewohnt leichtfüßig und ist ein echter Spaßmacher. Schnelle Kurven, winkelige Landstraßen und schlechte Fahrbahnbeläge, das ist eine echte Wonne. Das Fahrwerk ist hervorragend abgestimmt: straff und komfortabel zugleich. Die Lenkung arbeitet BMW-typisch präzise und gibt eine exzellente Rückmeldung. So stellt man sich einen BMW vor. Die serienmäßige Sechsgang-Schaltung arbeitet gewohnt leichtgängig und präzise. Die Schaltwege sind jedoch ungewohnt lang. Etwas knackiger dürfte es schon sein.

Auch der Innenraum bietet die gewohnt gute BMW-Qualität. Sitze und Lenkrad lassen sich auf jede Körpergröße einstellen. Besonders die aufpreispflichtigen Sportsitze gefallen. Hier kann man sogar die Lehnenbreite verstellen. Besser hat man in der Kompaktklasse noch nicht gesessen. Etwas lieblos zeigen sich dagegen Instrumente und die mächtige Mittelkonsole. Die Verarbeitung ist hochwertig, die Bedienung einfach. Aber ein Audi sieht hochwertiger und schicker aus. Das Platzangebot ist vorne und hinten gut. Die Türen öffnen weit und auch im Fond stimmen Bein- und Kopffreiheit.

Der Kofferraum schluckt zwischen 330 und 1.150 Litern. Das Reserverad sucht man vergeblich. Der 1er BMW hat serienmäßig Run-Flat-Reifen, mit denen man auch ohne Luft weiterfahren kann. Ansonsten zeigt sich der 1er BMW als überaus karg ausgestattet. Front-, Kopf- und Seitenairbags, ESP (DSC), Bordcomputer und Fensterheber; das war es auch schon. Für zum Teil selbstverständliche Annehmlichkeiten wie Klimaautomatik (1.500 Euro), Nebelscheinwerfer (200 Euro), Soundsystem, Alufelgen mit Breitreifen oder Regensensor muss tief in die Tasche gegriffen werden. So macht sich der 1er in der Kompaktklasse wenig Freunde. Denn ein vernünftig ausgestatteter BMW 120i kostet leicht mehr als 26.000 Euro. Und die Konkurrenz ist stark. BMW will pro Jahr mindestens 100.000 1er verkaufen.

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