BMW 120i gegen 120d: Der Diesel spielt seine Stärken aus

Fahrdynamisch soll der Einser von BMW daherkommen. So versteht jedenfalls der Hersteller seinen Kompaktwagen. Doch das funktioniert nur mit dem richtigen Motor unter der Haube.

Stefan Grundhoff und Stefan Zaumseil

BMW gilt als herausragender Motorenhersteller. Aber die prestigeträchtigen Benzinaggregate von der Isar haben konzernintern Konkurrenz bekommen. Bei BMW scheinen die Diesel den Benzinern den Rang abzulaufen? Im Test die beiden Newcomer 120i und 120d.

Lange Zeit war die Kompaktklasse das Mauerblümchen in der BMW-Produktpalette. Doch letztlich hatte man vor Jahren die Zeichen der Zeit erkannt. Der 3er Compact war zu wenig, um gegen die starke in- und ausländische Konkurrenz in der Kompaktklasse zu bestehen. Mit dem neuen 1er hat BMW in diesem Segment einen festen Anker gesetzt. Doch ähnlich wie in den größeren Klassen mit 3er, 5er und 7er entscheiden sich auch bei den Münchnern immer weniger für ein drehfreudiges Benzinaggregat. Der Diesel macht die Musik - zu Recht?

Überzeugendes Fahrwerk

Der 1er BMW will sich insbesondere über seine sportliche Positionierung und das Design von der Konkurrenz abheben. Keiner bietet in dieser Klasse den fahrdynamisch so wichtigen Heckantrieb. In der Fernsehwerbung quakt uns Kermit der Frosch das Hohelied der Fahrfreude. Doch wie sportlich sind beide Konkurrenten wirklich?

Die Fahrwerke von BMW 120i und 120d sind identisch. Die beiden 4,23 Meter langen Hecktriebler sind straff bis sportlich ausgelegt. Die Gewichtsverteilung liegt bei idealen 50:50. Besonders auf schlechten Straßen würde man sich eine Spur mehr Komfort wünschen. Einen exzellenten Job machen die präzise Lenkung und die leichtgängigen Sechsgang-Getriebe - beide setzen in der Kompaktklasse Maßstäbe. Trotzdem könnten die Schaltboxen noch knackiger sein.

Benziner fällt klar ab

Der 120d (r.) hängt die entsprechende Benzinversion locker ab. Foto: Press-Inform

Bei den Motorisierungen trennen sich die Wege. Die Dieselversion 120d setzt auf den modifizierten Commonrail-Diesel, der mittlerweile auch im 320d zu finden ist. Aus ehemals 150 PS sind mittlerweile 120 kW/163 PS geworden, die anders als bei der Konkurrenz nie an der Vorderachse zerren - die Kraft fließt schließlich durch den Kardantunnel an die hinteren Reifen. Gestartet wird mit einem Starterknopf. Zwei Sekunden gedrückt und es ist ein ambitioniertes Nageln zu vernehmen. Irgendwie hatten wir doch auf den satten Sound eines Reihensechszylinders gehofft - töricht!

Auch der BMW 120i wird von einem Vierzylindermotor mit zwei Litern Hubraum angetrieben. Statt 163 gibt es hier nur schmale 150 PS; durchaus eine Überraschung, dass der Benziner hinter dem Commonrail zurücksteht. Der Sound ist angenehmer, doch von Sechszylinderklang ist nichts zu hören. In der neuen Motorenpalette musste der alte Reihensechszylinder mit zuletzt 2,2 Litern Hubraum und 170 PS einem schwächeren Vierzylinder weichen.

Diesel zieht schon von unten heraus

Wir können die Enttäuschung nicht verhehlen. Einen Kraftausbruch darf man daher vom 120i nicht erwarten. Er kommt auch nicht. Drehfreudig - na klar, aber für einen BMW hätten wir mehr erwartet. Schließlich ist die Lücke nach oben mächtig. Das Topmodell 130i mit Dreiliter-Sechszylinder leistet 258 PS. Aus dem Drehzahlkeller kann allein der Dieselbruder punkten. Hier geht es bereits bei 1500 U/min mit der Freude am Fahren los. Der knapp 1,4 Tonnen schwere Benziner hat deutlich das Nachsehen. Sein maximales Drehmoment von 200 Nm liegt erst ab 3600 U/min ab. Vorher passiert nicht viel. Wer im Galopp davon reiten will, muss den Vierzylinder kräftig drehen, um auf Touren zu kommen. Immerhin fallen die Gänge sanft und präzise in die Schaltstufen.

Hier hat der 120d keinen Nachteil und tut sich mit den alltäglichen Beschleunigungsversuchen im Straßenverkehr deutlich leichter. Überaus willig hängt er am Gas und quittiert jeden Stoß mit einem vehementen Trab nach vorn. Die Fahrleistungen streuen einem keinen Sand in die Augen. Klar geht die Drehmomentwertung mit 340 Nm / 2000 U/min zu 200 Nm / 3600 U/min Zugunsten des Diesel aus.

Zugkräftiger Selbstzünder

Freude am Fahren - Auf den Motor kommt es beim Einser an. Foto: Press-Inform

Auch ansonsten hat der Benziner keine Chance. Bei der Höchstgeschwindigkeit gewinnt der Diesel überraschend mit gemessenen 224 km/h zu 220 km/h. 0 auf Tempo 100 geht ebenfalls an den 120d: 7,9 Sekunden zu 8,7 Sekunden sind ein spürbarer Unterschied. Aber die 13 PS merkt man letztlich doch. Bei der Elastizität wird es noch krasser: Bei der Beschleunigung 80 auf 120 km/h lässt der 120i 8,4 Sekunden vergehen, während sich der drehmomentstarke 120d mit 6,6 Sekunden begnügt.

Man bedenke: Der Diesel ist mehr als 80 kg schwerer. Der Durchschnittsverbrauch entscheidet diesen Kampf, der schon längst entschieden war. Der BMW 120d gibt sich an der Zapfsäule mit 6,7 Litern Diesel auf 100 Kilometer zufrieden. Der 120i verbraucht auf 100 km real knapp neun Liter SuperPlus - 7,4 waren versprochen. Beiden bieten Euro 4; auch wenn der Diesel derzeit ohne Partikelfilter unterwegs ist.

BMW sollte reagieren

Die einzige Überraschung im Vergleichstest ist daher, dass der 120d sich derart klar gegen den 120i durchsetzen kann. Will BMW die sportliche Benzinfraktion nicht länger enttäuschen, muss sie neben dem 130i eine weitere PS-starke Variante mit rund 200 PS auf den Markt bringen.

Äußerst karge Basisversionen

Bei den Preisen liegen beide auf Augenhöhe. Der BMW 120i kostet in einer nicht einmal mehr karg zu nennenden Serienausstattung 23.700 Euro; der 120d ist 1000 Euro teurer. Geld, das gut angelegt ist. Die Serienausstattung lässt bei beiden Konkurrenten nahezu alle Wünsche offen. Außer den Sicherheitskomponenten mit diversen Airbags, Runflat-Reifen, ESP und ABS ist kaum etwas an Bord. Für Komfortdetails wie Klimaautomatik (1500 Euro), Nebelscheinwerfer (200 Euro), Soundsystem, Alufelgen mit Breitreifen oder Regensensor muss man kräftig zuzahlen. Navigation (ab 2400 Euro) und Xenonlicht (790 Euro) schlagen nochmals kräftig ins Kontor.

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