Auf dem Laufsteg

Suzuki Alto

Der Umweltprämie sei Dank. Die Kleinwagen Splash und besonders der Swift räumen ab wie nichts. Ab Anfang April buhlt der neue Alto gemeinsam mit Suzukis Topseller um die Gunst der potenziellen Kunden.

Von Thomas Flehmer

Seit einigen Wochen bewegen sich 17 junge Damen wieder über den Laufsteg, um in Heidi Klums TV-Show «Germanys Next Topmodel» der Mode-Ikone zukünftig professionell nacheifern zu können. Während die langen Beine der angehenden Topmodelle in der vierten Staffel der Erfolgsshow so manche Männerherzen höher schlagen lassen, soll die fünfte Generation des Alto nicht nur die Kassen des als Co-Sponsors der Show auftretenden Autoherstellers Suzuki füllen, sondern auch Frauenherzen höher schlagen lassen.

Tuntige Farben und knackiger Hintern

Zum einen kommt der Kleinstwagen mit einem Frauen-Anteil von rund 60 Prozent nach drei Jahren schöpferischer Pause nämlich genau richtig, um auch noch vom Förderkuchen der Umweltprämie zu partiziperen. Zum anderen sammelt der in Indien gemeinsam mit dem baugleichen Nissan Pixo gefertigte kleinste Spross der Japaner Alto mit seinen gerade Mal 3,50 Metern Länge mächtig Punkte bei seinem Stammpublikum. Denn die Kanten der Vorgängermodelle sind zu Rundungen geworden, die Tränen gleichenden Scheinwerfer verschlanken den Auftritt und lassen den Alto ebenso über den Laufsteg flanieren wie die Nachwuchs-Mannequins.

Am meisten aber setzt das eher knallige Rosa-Metallic Reizpunkte zwischen Iris und Kleinhirn. Dass Suzuki das Heck als «knackigen Hintern» bezeichnet, rundet den für dieses Modell aber eher tuntigen Auftritt ab. Zum Glück stehen noch sieben weitere Farben für die weibliche Zielgruppe über 40 Jahre zur Auswahl. Und ein knackiger Hintern soll ja auch in diesen Kreisen beliebt sein, vor allem dann, wenn der eigene Lebensgefährte im Laufe der Jahre seine Formen den Automobilen höherklassiger Segmente angepasst hat.

Plastikwüste im Innenraum

Praktisch, aber lieblos Foto: Suzuki

Die durch das Heck geweckten Erwartungen werden dann nach einem bequemen Einstieg in den Innenraum aber eher enttäuscht. Eine Plastikwüste sowie langweilige Sitzpolster verprellen die noch vom knackigen Hintern betörten Augen, sodass ein Weg-Zappen angebracht wäre. Was per Fernbedienung vor den TV-Geräten klappt, gelingt im Alto nicht. Hier muss man beziehungsweise frau sich arrangieren und mit den gut platzierten Instrumenten und praktischen Ablagen wie dem offenen Handschuhfach trösten.

Sind die Sitzpolster langweilig, so ist der Sitzkomfort recht angenehm. Allerdings lässt sich die mit dem Sitz vereinte Kopfstütze nicht verschieben. Im Fond sind die Insassen auf die Sozialkompetenz der Vorderleute angewiesen, da die Beinfreiheit sehr beengt ist, die langen Beine Klumschen Bewerberinnen könnten Schaden nehmen. Und auch Personen unter 1,80 Meter spüren den Dachhimmel.

Zwei Koffer hinter der Rückbank

Begrenzter Platz im Kofferraum Foto: Suzuki

Dass der Platz hinter der Rückbank begrenzt ist, sollte selbstverständlich sein. Wird die Rückbank kurz nach vorn geklappt finden in den 129 Litern zwei Koffer Platz, die Kleidung für einen Auftritt bei der Klum beherbergen können. Bleibt die Bank umgeklappt, könnten zwei Nachwuchs-Schönheiten bei 774 Litern Stauraum gleich mehrere Folgen einplanen.

Dabei sollten die Blonden, Brünetten oder Rothaarigen aber genügend Zeit einplanen. Denn der einzig zur Verfügung stehende 1,0 Liter große Dreizylinder benötigt doch mehr Zeit als Bruce Darnell in früheren Episoden den Auftritt der Mannequins beurteilte. Der 50 kW / 68 PS starke Alto verfügt nur über ein schwächliches Drehmoment von 90 Nm, die auch erst bei 3400 U/min ihre Kraft zur Verfügung stellen. Zudem ist bei 155 km/h bereits die oberste Grenze erreicht. Trotzdem macht der Alto bei Anlauf einen agileren Eindruck als mancher Mitbewerber und selbst bei 130 km/h muss man sich im Innenraum nicht anschreien. Ob dann noch die kombinierten 4,4 Liter Superbenzin, die 103 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen, gehalten werden können, darf bezweifelt werden.

Unantastbarer Swift

Der "knackige Hintern" Foto: Suzuki

Aber der mindestens 8900 Euro teure Alto wird auch eher in der Stadt unterwegs sein, als auf den Schnellstrecken. Ein gerade für die Stadt sinnvolles Start-Stopp-System fehlt allerdings auch. Dieses wird zunächst im Splash ausprobiert, wann der Einsatz im Alto startet, steht noch genauso in den Sternen wie die Gewinnerin der vierten Topmodel-Staffel.

Eher berechnen lässt sich der Erfolg des Alto. 5000 Einheiten sollen noch in diesem Jahr in Deutschland verkauft werden, im kommenden Jahr soll der Alto den Splash, der 6000 Mal pro Jahr verkauft wird, überholen. In der Ausstattungsvariante «Club» stehen dabei ab 9900 Euro bereits sechs Airbags, ESP und eine Klimaanlage zur Verfügung. Trotzdem werden aber die rund 12.000 pro Jahr verkauften Swift noch einige Zeit die hauseigene Statistik vor dem Alto und dem Splash anführen wie Heidi Klum ihre Bewerberinnen beim Kampf um das schönste Gesicht in deutschen Landen.

Keine Beiträge vorhanden