Audi hat dem neuen R8 Coupé auch wieder einen offenen Spyder zur Seite gestellt. Die Zeichen für den Supersportwagen stehen zwar auf Abschied, dieser wird aber regelrecht zelebriert.
Von Thomas Flehmer
540 PS und eine Beschleunigung in 3,6 Sekunden - so macht Abschied nehmen Spaß. „Der R8 ist wahrscheinlich das letzte Auto, das ein Sportwagen alter Schule ist“, sagt Stephan Winkelmann, Chef von Audi Sport, über den R8 Spyder V10, den die sportliche Audi-Tochter im November auf den Markt bringt.
Grund für den bevorstehenden Abschied ist der Saugmotor, der den Hobbysportlern dank seiner kontinuierlich schnell entfaltenden Kraft die Mundwinkel anheben lässt. Der große Hubraum von 5,2 Litern, der den zehn Zylindern zur Verfügung steht, bereitet dem Saugmotorenkonzept laut Winkelmann „in einigen Regionen der Welt ebenso Nachteile wie der CO2-Ausstoß.“ Der Turbomotor scheint auch bei der Speerspitze der kürzlich umbenannten Quattro GmbH nicht Halt zu machen.
Theoretische Effizienz des Audi R8 Spyder
Zwar verfügt der neu offene Supersportwagen über eine duale Einspritzung, mit der die Sportlichkeit zugleich angehoben, der Verbrauch gesenkt wird. Und auch Stopp-Start-System, Zylinderabschaltung und das so genannte Segeln helfen bei der Verbrauchsminderung, die sich bei 11,7 Litern einpendeln soll.
Was natürlich ein rein theoretischer Wert ist. Denn der Sauger macht von dem Beginn an Freude, nachdem der auf dem Lenkrad befindliche Startknopf gedrückt wurde. Ein sportliches Röhren trägt der hinter den beiden Insassen befindliche Mittelmotor in Richtung Heck. Bei der schnellen Beschleunigung röhrt und sprotzelt der Zehnzylinder und schickt Fahrer und Beifahrer dank ins Innern dringender Vibrationen gedanklich auf eine Rennstrecke. Wird dann noch die für 1800 Euro befindliche Auspufftaste geordert, scheinen die Träume fast wahr zu werden.
Audi R8 Spyder in 11,6 Sekunden auf 200 km/h
11,6 Sekunden dauert es, bis der 1,7 Tonner Tempo 200 erreicht hat, bei 318 km/h endet die Träumerei – wer Platz und die geeigneten Strecken dafür hat. Wer nicht die physikalischen Grenzen überschreitet, dem bereitet der Allradler kontinuierliche Freude nicht nur auf der Gerade, sondern vor allem in Kurven und dem Herausbeschleunigen danach.
Doch auch zum Cruisen eignet sich der 4,33 Meter lange und nur 1,25 Meter hohe Supersportler, der sich bis auf das Dach am im letzten Jahr vorgestellten Coupé orientiert. Vor allem dann, wenn nach 20 Sekunden bis Tempo 50 km/h das Verdeck sich geöffnet hat und Sonne und Wind die Insassen neben dem Auto an sich verwöhnen.
Audi R8 Spyder V10 ab 179.000 Euro
Nur muss man dann aufpassen, das Gaspedal nicht allzu stark zu bedienen, um innerhalb der vorgegebenen Tempolimits zu bleiben, was aber auch nicht schwerfällt. Es gilt die Kraft, die nicht ausgespielt werden muss, zu genießen. Das edel puristisch eingerichtete Innenraum trägt seinen Teil dazu bei. Das virtuelle Cockpit hinter dem Sportlenkrad – auf einen Bildschirm in der Mitte wird verzichtet - geleitet den Fahrer per Google Earth zum angegebenen Ziel, die digitalen kleinen Anzeigen links und recht vom Navi sind gut ablesbar.
Trotz aller Sportlichkeit gestaltet sich auch der Verbleib in den Sitzschalen recht komfortabel, sodass auch ältere Semester nicht „mit Rücken“ dem Supersportler entsteigen. Sicher sind so manche Huckel zu merken, die aber sehr abgemildert weitergeleitet werden, auch wenn 50 Prozent der Bauteile 1:1 vom Langstreckensportler R8 LMS übernommen wurden und eigentlich eine besondere Härte versprechen.
Doch gerade für die älteren Semester wird der Audi R8 Spyder V10 interessant. Denn mit einem Einstiegspreis von 179.000 Euro müssen wohl zumeist die Jüngeren bei der Anschaffung passen und darauf hoffen, dass ein älteres Mitglied aus der Verwandtschaft Spaß am Abschied nehmen hat.