Audi A4 steckt voller Innovationen

Kompakt-Limousine

Audi geht beim neuen A4 in die Vollen. Nicht nur das Design wurde komplett überarbeitet. Zahlreiche Komponenten aus den großen Konzernmodellen sorgen in der Mittelklassevariante für eine optimale Straßenlage.

Jürgen Wolff

Wenn der neue Audi A4 Ende des Monats bei den Händlern zu sehen sein wird, heißt die Devise klotzen statt kleckern. Die Neuauflage ihres Volumenmodells liefern die Ingolstädter von Anfang an als Limousine, Kombi und S4-Version aus und gleich mit zehn Motoren zur Wahl.

Audi-typisches Design

Auch sonst hat sich viel getan am und im A4. Fangen wir mit den Äußerlichkeiten an. Dass dieser A4 neu ist, lässt sich nicht übersehen. Die bullige Front wird nun - wie zuvor schon bei A6, A8 und A3 Sportback - beherrscht von dem großen trapezförmigen Rost, den Audi «Singleframe-Kühlergrill» nennt. Links und rechts davon strecken an der Unterkante geschwungene Klarglasscheinwerfer die Front in die Breite. Dieser Anblick ist im Rückspiegel unverwechselbar. Dass dieser Eindruck nachhaltig bleibt, dafür sorgt das ebenfalls neu gestaltete Heck. Nichts ist mehr übrig von dem eher rundlichen Hintern früheren Audi-Designs. Die weiter unten sitzenden zweiteiligen Rückleuchten ziehen sich nun schwungvoll von den Seiten hinein zur Fahrzeugmitte. Das durchaus gewollte Ergebnis: Auch von hinten wirkt der neue A4 breiter, flacher und enger an der Straße liegend.

Bleiben noch die Flanken: Auch hier haben die Audi-Designer mit kleinen Tricks dafür gesorgt, dass der A4 auch von der Seite länger, flacher und dynamischer wirkt als sein Vorgänger. Endlich wieder ein Mittelklasse-Auto, an dem man nicht einfach so vorbeiläuft. Stellt sich die Frage: Alles nur schöner Schein?

Überzeugendes Fahrwerk

Auch unter dem neuen Blechkleid hat sich viel getan. Beispiel Fahrwerk. Die Audi-Ingenieure haben viel Feinarbeit darin geleistet, es komplett neu abgestimmt und sich auch hemmungslos bei den größeren Modellen des Konzerns bedient. Mehrere Lager und die Dimensionierung der Stoßdämpfer stammen aus dem A6, Trapezlenker und Radträger der Hinterachse ebenso wie die Spurstangen der Vorderachse aus dem S4. Das Resultat dieser Arbeit macht sich nicht nur in feinen Schnittzeichnungen und Datenblättern bemerkbar, sondern im Alltag auf der Straße.

Wir sind die neuen Audi-Modelle auf der kurvigen Strecke der Targa Florio auf Sizilien gefahren - jede Kehre ein Genuss. Der A4 zieht agil und wie auf Schienen um die Kurve, eine Seitenneigung ist auch bei strammer Fahrweise so gut wie nicht zu spüren. Die Abstimmung ist straff, aber komfortabel - nur beim S4 kommuniziert die Straße sportlich-heftig mit dem Steißbein. Man muss sich schon reichlich Mühe geben, um dieses Auto aus der Spur zu bringen.

Einher mit den Verbesserungen am Fahrwerk gehen zahlreiche weitere an anderen technischen Komponenten. Die Bremsen greifen kräftig und gut dosiert zu. Damit das auch bei Regen so bleibt, sorgt die Elektronik dafür, dass bei Nässe immer wieder die Bremsbacken kurz über die Scheibe schmirgeln, um sie trocken zu halten. Die optional erhältlichen Xenon-Scheinwerfer leuchten mit dynamischen Kurvenlicht bis zu 18 Grad um die Ecke. Die Lenkung ist präzise und direkt. Für die meisten Kurven reicht weniger als eine Umdrehung des Lenkrades. Was auf der Straße los ist, spürt man dank der präzisen Rückmeldung jederzeit über die Lenkung.

Zwei neu konstruierte Benziner

Auch das Heck wurde völlig neu gestaltet.

Zu diesem Fahrerlebnis tragen auch die Motoren bei. Neben alten Bekannten wie dem 2.0 Vierzylinder mit 130 PS oder dem Vierzylinder-TDI mit 1.9 Liter Hubraum gibt es einige Neuerungen. Die Leistungspalette reicht von 102 PS beim 1,6-Liter-Einsteigermodell bis zu satten 344 PS aus dem V8 des S4. Alle neuen Motoren unterbieten im Übrigen die Grenzwerte der Euro-4-Norm. Zum ersten Mal setzt Audi zwei neu konstruierte Benzinmotoren mit Direkteinspritzung auch im A4 ein: Den 188 kW/255 PS starken 3.2 FSI Sechszylinder aus der neuen A6-Generation und den neu entwickelten, turboaufgeladenen 2.0 T FSI, der auf 147 kW/200 PS kommt. Als neuer Diesel ist vor allem der 3.0 TDI V6 zu nennen, der gleichfalls aus dem Regal des A6 stammt.

Wer auf leistungsstarke Motoren setzt, hat es schwer, sich zwischen 3.2-FSI und 3.0-TDI zu entscheiden. Der FSI bietet eine harmonische Kraftausbeute samt abgeregelten 250 km/h Spitzengeschwindigkeit und zumindest auf dem Papier die besseren Messwerte. Der TDI hat dafür den subjektiv kraftvolleren Durchzug beim Kick auf das Gaspedal und eine Topspeed von auch noch reichlichen 235 km/h. Der FSI läßt sich schaltfauler fahren - bei nicht weniger Spaß an der Beschleunigung.

Vorne viel Platz

Bleibt der Innenraum. Und da freut man sich beinahe schon, dass man was zu mäkeln findet. Das Platzangebot zum Beispiel, das sich gegenüber dem Vorgänger zumindest auf den hinteren Plätzen nicht verbessert hat. Nach wie vor geht es dort eng zu. Vor allem größer gewachsene Zeitgenossen haben ihre Mühe, die Knie unterzubringen, wenn Fahrer und Beifahrer ihre Sitze nach hinten schieben. Und das können die jetzt weiter als im Vorgänger. Der Platz, der hinten fehlt, ist vorne nun erfreulicherweise vorhanden. Dass die vorderen Sitze neu geformt wurden und nun einen nahezu perfekten Seitenhalt bieten, sei der Vollständigkeit halber auch erwähnt.

Preise noch nicht bekannt

Der Countdown für die Markteinführung läuft. Ab Ende September nehmen die Händler Bestellungen entgegen, Anfang November sollen die ersten Limousinen ausgeliefert werden. Der Avant, der mittlerweile fast 50 Prozent der verkauften A4 ausmacht, soll Ende November lieferbar sein, der S4 wenig später.

Was der ganze Spaß dann kosten wird, darüber schweigen sich die Verkaufsstrategen in Ingolstadt noch aus - laut Audi-Finanzvorstand Rupert Stadler soll der Preis des neuen Audi A4 aber in etwa dem des alten entsprechen.

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