Audi A4 Avant: Aus einem Holz

Nah an der Oberklasse

Audi A4 Avant: Aus einem Holz
Der Audi A4 Avant ist ebenso lang wie die Limousine. © Audi

Bereits zum sechsten Mal stellt Audi der A4 Limousine die Kombivariante Avant zur Seite. Den Lademeister der Mittelklasse stattet die VW-Tochter aus Ingolstadt demnächst auch mit Erdgas-Antrieb aus – und das nicht nur aufgrund des Abgas-Skandals.

Von Thomas Flehmer

Gemeinsam statt einsam. In den früheren Generationen ließ Audi seinen Limousinen den Vortritt vor dem Kombi. Doch nun beschreitet Audi neue Wege und trägt dem Erfolg des Kombis Rechnung, der in einzelnen Märkten in Europa bis zu 80 Prozent der Verkäufe auf sich vereint. In Deutschland fallen zwei Drittel aller A4-Verkäufe auf den Avant. Am 13. November werden sowohl die neunte Auflage der A4-Limousine sowie die sechste Auflage des A4 Avant zeitgleich in den Markt eingeführt. Auch wenn beide Konzepte sich äußerlich unterscheiden, haben sie mehr Gemeinsamkeiten als man zunächst annehmen möchte.

Audi A4 Avant bietet bis zu 1510 Liter Kofferraumvolumen

Überraschend ist dabei vor allem die fast identische Länge von 4,726 Metern der Limousine gegenüber den 4,725 Metern des Kombis. Bis zur C-Säule sind Limo und Avant aus einem Holz geschnitzt, ehe die Veränderungen beginnen.

Zunächst sind die hinteren Türen des Kombis marginal anders ausgeformt als bei der Limousine. Die sichtbaren Veränderungen beginnen dann mit der Dachlinie, die dem A4 Avant einen Kofferrauminhalt von 505 Litern beschert, die auf 1510 Liter ausgebaut werden können, während sich die Limousine mit einem Volumen zwischen 480 und 965 Liter beschränken muss. 1850 Euro kostet das Mehr an Rauminhalt Aufpreis – der allerdings auch zum Marktstart den größten Unterschied ausmacht und natürlich auf die Familien- und Flottenkunden abzielt, denen ein großer Kofferraum, dessen Klappe zudem serienmäßig per Fußkick elektrisch geöffnet und geschlossen werden kann.

Fluch und Segen des Audi A4

Der Audi A4 Avant ist ebenso lang wie die Limousine.
Der Audi A4 Avant lässt seine Besitzer ins Grübeln kommen Audi

Da auch der Radstand mit 2,82 Meter identisch ausfällt, ändert sich für die Insassen im Vergleich zum Kombi nichts. Allerdings können diese – je nach Größe des Geldbeutels – in den Genuss zahlreicher Komfortelemente wie dem virtual Cockpit oder einem modernen Infotainmentsystems kommen. Die ebenso zahlreichen Fahrassistenten erhöhen die Sicherheit und lassen den A4 Avant auch teilweise autonom durch den Verkehr pilotieren, bis die Aufforderung kommt, die Hände wieder ans Lenkrad zu nehmen.

Trotz des größeren Rauminhaltes drängen die Motorengeräusche der drei Benziner und vier Diesel – darunter einem 272 PS starken Sechszylinder – kaum in den Innenraum. Fluch und Segen zugleich: Denn nicht nur in diesen Momenten fragen sich die Insassen, ob sie überhaupt einen A6 oder gar A8 benötigen, da doch der A4 bereits nicht nur an die Tür der Oberklasse klopft, sondern auch schon ein Bein in der Tür hat.

Basisdiesel reicht für Audi A4 Avant aus

Der Audi A4 Avant soll für frischen Wind sorgen
Der Audi A4 Avant nimmt die Kurven sehr sportlich Audi

Verstärkt werden diese Momente durch das exzellente Fahrverhalten, das sich ebenso komfortabel wie bei der Limousine gestaltet. Die Kurven können sportlich genommen werden, die Lastwechsel erfolgen sehr harmonisch.

Dabei reicht der Basisdiesel vollkommen aus. Der zwei Liter große Selbstzünder mit 110 kW/150 PS wird sich voll beladen zwar etwas strecken müssen, ist sonst aber mit 320 Newtonmetern ordentlich bestückt. 9,2 Sekunden benötigt der 2.0 TDI ultra für den Sprint, bei 215 km/h ist dann aber schon Schluss – trotzdem völlig ausreichend. Belohnt wird der Fahrer mit einem Verbrauch-Mix zwischen 4,0 und 4,3 Litern – natürlich je nach Fahrweise.

Audi A4 Avant g-tron ab dem kommenden Jahr

Der Audi A4 Avant ist ebenso lang wie die Limousine.
In 7,5 Sekunden ist der Audi A4 Avant 2.0 TFSI ultra auf 100 Audi

Wer allerdings von vornherein mit voller Bestuhlung oder Ladung unterwegs ist, sollte von vornherein den 140 kW/190 PS starken Diesel beziehungsweise den gleichstarken 2.0 TFSI ultra auf dem Zettel haben, die sich auch von den Fahrleistungen her ähneln. Während der Benziner den Sprint in 7,5 Sekunden absolviert, benötigt der Diesel 0,4 Sekunden mehr. Auch bei der Höchstgeschwindigkeit hat der Ottomotor mit 238 km/h die Nase vor dem Selbstzünder, der auf 231 km/h kommt. Beim Verbrauch hingegen liegt der Diesel mit einem Mix zwischen 4,2 und 4,4 Liter vor dem Benziner, der zwischen 5,0 und 5,6 Liter auf 100 Kilometern benötigt.

Eine reizvolle Alternative bietet die VW-Tochter ab dem zweiten Quartal 2016 mit dem g-tron – und das nicht nur angesichts des derzeitigen Abgas-Skandals. Das 170 PS starke Erdgas-Fahrzeug, das nur als Avant eingesetzt wird, verfügt dann über eine Erdgas-Reichweite von bis zu 500 Kilometern und kann weitere 490 im Benzinbetrieb zurücklegen. Da Audi zudem eine Power-to-Gas-Anlage im Emsland betreibt, fährt der A4 Avant g-tron quasi emissionsfrei auf den Straßen umher. Und auch von der Leistung muss sich keiner Sorgen machen, stehen doch neben den 170 PS auch 270 Newtonmeter zur Verfügung.

Audi A4 Avant ab 32.500 Euro

Sorgen bereiten dem ein oder anderen Interessenten – zumindest auf privater Seite – die anfallenden Kosten. Ab 32.500 Euro steht der 1.4 TFSI mit 150 PS im Regal, 36.900 Euro kostet der Basisdiesel und 39.200 Euro der 2.0 TFSI ultra mit 190 PS. Doch Annehmlichkeiten im Komfort- und Infotainmentbereich sowie zahlreiche Assistenzsysteme lassen den Preis ganz schnell um 20.000 Euro in die Höhe schießen. Auch hier agieren Limousine und Avant gemeinsam statt einsam.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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