Audi A3: Ein Hauch von Oberklasse

Audi A3: Ein Hauch von Oberklasse
Audi hat den A3 2020 neu aufgelegt. © Audi

Der Audi A3 rollt nun bereits in der vierten Generation zum Händler. Wie sich das Kompaktmodell der Ingolstädter zu bieten hat, zeigt unser Test.

Vor 24 Jahren brachte Audi den Begriff „Premium“ in die volksnahe Kompaktklasse, in der der VW Golf, der Opel Astra oder der Ford Escort den Ton angaben. Der Audi A3 und seine Nachkommen waren stets technisch verwandt mit dem Golf, aber immer ein Stück feiner und teurer. Das gilt auch für die vierte Generation, die mit einem Grundpreis von 28.900 Euro deutlichen Abstand zum großen Rest hält.

Der Test-„Dreier“ glänzt tiefblau in der spanischen Frühlingssonne, das Gespenst Corona ist hier bei Granada noch ein paar Tage entfernt. Bevor bald alles zum Erliegen kommt, will Audi die Feinarbeit der Entwickler noch schnell an die Öffentlichkeit bringen.

Breiter gewordener Kühlergrill

Wie zum Beispiel die Handwerkskunst der Designer. Klar, dass ein Audi A3 sofort als solcher zu erkennen sein muss und trotzdem Raum für Neues offenlässt. Der noch breiter gewordene Kühlergrill wird jetzt von eckigen, tiefen Lufteinlässen umrahmt. Seitlich machen die dickere Backen der Radhäuser viel her, was an den klassischen Quattro erinnern soll. Dieser Effekt entsteht vor allem dadurch, dass sich die Seitenwand unterhalb der etwas nach außen ragenden Gürtellinie nach innen wölbt. All das soll den A3 als bewusst sportlich erscheinen lassen.

Einen riesigen Sprung machte der Audi A3 im Cockpit. Foto: Audi

Vor allem aber spielten die Designer mit den Möglichkeiten, die die LED-Lichttechnik mit sich bringt. Oberhalb der LED-Scheinwerfer blinzelt ein Tagfahrlicht, an dessen äußerem Drittel drei dunklere Streifen ausgespart wurden. Wer das grandiose Matrix-LED-Licht für 1.590 Euro Aufpreis bestellt, bekommt unterhalb der Leuchten ein zusätzliches Pixelfeld hinzu, die mit 15 Segmenten je nach Ausstattungsversion verschiedene Muster abstrahlen. Ein netter Gag, mit denen vor allem Käufer der teuren S-Line-Version auf sich aufmerksam machen können.

1,5-Liter-Benziner mit 150 PS

Unter der Haube unseres A 3 meldet sich schnurrend der zum Marktstart einzige Benziner im Angebot. Der 1,5-Liter mit seinen 150 PS ist schon aus dem Golf bekannt, hat zum Spritsparen eine Zylinderabschaltung. Beim betont gemütlichen Fahren werden die Zylinder 2 und 3 kurzeitig in den Ruhestand versetzt. Ein Vorgang, vom dem der Fahrer nichts mitbekommt, da die Elektronik das Wechselspiel ruckfrei in Bruchteilen von Sekunden steuert. Schon nach kurzer Fahrt wird deutlich, wozu der vergleichsweise kleine Hubraum in der Lage ist, wie er auf die Launen seines Reiters reagiert.

Sticht den der Hafer, wird der sonst eher brave Audi zum reinrassigen Galopper. Je flotter es voran geht, desto härter und direkter wird die serienmäßige Servolenkung. Ist für 1.130 Euro auch noch das elektronisch geregelte Fahrwerk an Bord, stellt sich der A 3 auf das jeweilige Geläuf automatisch ein. Wellen, Längsrillen oder das Einfedern nach überflogener Kuppe werden so weit wie möglich glattgebügelt. Der Kompakte in der Rolle eines bayerisches Gaudi-Buben lässt für Freaks dann nur noch den Wunsch nach mehr Leistung und nach dem Quattro-Allrad übrig. Gemach, Audi wird nach und nach liefern – ob ein bärenstarkes „S“- oder gar „RS“-Modell, Allrad-Versionen, ein Plug-In-Hybrid oder eine sportliche Stufenheck-Limousine. Alles lauert in der Ingolstädter Pipeline.

Umfangreiche Aufpreisliste

„TFSI“ steht auf dem Heckdeckel. Das steht für „Turbo Fuel Stratified Injection“, das Technik-Kauderwelsch bedeutet so viel wie „Turbobenziner mit geschichteter Einspritzung“. So ausgestattet kann der neue A 3 neben dem Sport-Gen der Ringe-Marke auch ganz gediegen als touristischer Globetrotter unterwegs sein. Zum Beispiel an den Ufern des riesigen Stausees Embalse de Iznájar entlang der Testroute. Der gewaltige Ausblick trotzt dem Gasgeben, lockt zum Gleiten in großen Gängen.

Und auf einem Aussichtspunkt bleibt Zeit zum nahen Rundblick im Innenraum. Denn auch im kompakten Bayern hält das Digitale seinen Einzug. Das virtuelle Cockpit im 10,25-Zoll-Format zaubert neben Tacho und Drehzahlmesser auf Wunsch viele andere Infos ins Sichtfeld des Fahrers. Gegen 240 Euro mehr kann auch die zwei Zoll breitere Version bestellt werden.

Gleich 1.790 Euro kostet der hochauflösende mittige Monitor inklusive Navigation, die neben der gewohnten Karte zahlreiche neue Funktionen bietet. Zum Beispiel vorausschauendes Fahren mit Erkennung von Temposchildern oder Steigungen und Gefälle, Spurempfehlungen oder vergrößerte Vorschau auf die nächste Kreuzung. Bald können auch weitere Features dazugebucht und online heruntergeladen werden.

Edles Ambiente im Innenraum

Den Einstieg beim Audi A3 bildet ein 150 PS starker 1,5-Liter-Benziner und ein Zweiliter-Diesel. Foto: Audi

All das ist eingebettet in edles Ambiente mit schwarzen Flächen, gesteppten Nähten oder den Fahrer zugeneigten Knöpfen und Schaltern. Die Mischung aus analoger und digitaler Welt macht bei Audi den Unterschied zwischen Großserien-Allerlei und echtem Premium. Dazu gehört auch das Überangebot an Assistenzsystemen, fast wie im A6 oder A8. Kollisionswarner, Warnung vor dem Verlassen der Spur oder Ausweichassistent sind serienmäßig. Bestellt werden können u.a. Abstandsradar (580 Euro), Rückfahrkamera (410 Euro), Verkehrszeichenerkennung (250 Euro) oder Toter-Winkelwarner inklusive Ausstiegswarnung und Erkennung des hinteren Querverkehrs (530 Euro).

Da kommen schon gut 2.000 Euro zusammen. Manches wie eine Paketlösung ist allerdings nur in Verbindung mit der Siebengang-Automatik zu haben. Unseren 35 TFSI gibt´s aber nur mit Schaltgetriebe. Natürlich ist der neue A3 stets online, kann schon diverse Dienste wie die Suche nach einem freien Parkplatz zumindest in manchen Städten nutzen. Dazu ist eine SIM-Karte unabhängig vom eigenen Smartphone fest im Auto installiert.

Sicherlich wird dieser Audi A3, bis er denn mit Wunschausstattung vor der Tür steht, die 30.000-Euro-Marke deutlich knacken. Insofern passt der Vergleich mit Golf und Co. nicht wirklich, auch wenn die „Volksautos“ heute fast genauso viel an Technik und Innovation bieten. Die Manager des Herrn der Ringe unter den Kompakten haben zwei andere Rivalen im Visier. Die Mercedes A-Klasse und natürlich den bayerischen Nachbarn BMW 1er. In der feinen Premium-Riege bleibt man halt gerne unter sich. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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