Audi Q7: Spätstarter mit Erfolgsgenen

Die Audi-Kundschaft musste lange auf ein Sports Utility Vehicle warten. Nun bringen die Ingolstädter den Q7 auf den Markt. Für das Unternehmen scheint der Neue zu einem Verkaufsschlager zu werden.

Von Frank Mertens

Dieses Auto will auffallen. Um jeden Preis. Und das gelingt dem Audi Q7 mühelos. Das neue Sports Utility Vehicle (SUV) aus Ingolstadt zieht die Blicke der Passanten nur so auf sich. Das liegt vor allem an dem mächtigen Singleframe-Grill. Er ist so groß geraten, dass er jeden erschrecken muss, der die vier Ringe beim Blick in den Rückspiegel auf sich zukommen sieht. Ohne Frage ist der markentypische Chromgrill von Audi beim Q7 sehr, sehr groß geraten. Doch die Front passt zu diesem Auto. Mit einer Länge von 5,09 Metern, einer Breite von 1,98 Metern und einer Höhe von 1,74 Metern setzt er ohnehin Maßstäbe in seinem Segment.

Grund für Größenwahn

Der Größenwahn der Ingolstädter hat einen einfachen Grund. Von dem erwarteten Jahresabsatz von über 60.000 Einheiten will Audi allein 50 Prozent in den USA absetzen, dem für dieses Auto wichtigsten Einzelmarkt. Und in den Vereinigten Staaten kann den Kunden ein SUV halt nicht groß genug sein. Für Deutschland wird ein Absatz von rund 12.000 Fahrzeugen erwartet. Dass die Erwartungen erfüllt werden, ist wahrscheinlich. Denn bereits vor dem Marktstart am 10. März gingen bereits über 11.000 Vorbestellungen bei den Händlern ein - und das, obwohl die Kunden den Q7 nur von der Papierform kannten.

Das Heck des Audi Q7 Foto: Werk

Ganz offensichtlich haben die Audi-Kunden sehnsüchtig darauf gewartet, dass endlich auch ein Offroader aus Ingolstadt vom Band läuft. Doch das hat gedauert. Zu lange, wie viele finden. Aber dieses Thema ist vergessen: Die Ingolstädter haben im Gegensatz zur Konkurrenz von BMW und Mercedes zwar deutlicher später das SUV-Segment für sich entdeckt, dafür haben sie mit dem Q7 auf Anhieb einen Volltreffer gelandet. Dass der Q7, wie Audi sagt, jedoch das Coupe´ unter den SUVs sein soll, ist schlicht übertrieben. Daran ändert auch die leicht abfallende Dachlinie nichts.

Wohlfühlen gewährleistet

Wie dem auch sei: Diesem Perfomance-SUV - wie Audi den Q7 selbstverliebt nennt - merkt man seine gigantischen Abmessungen schlicht nicht an. Gleich beim Platznehmen und dem ersten Blick nach hinten fühlt man sich wohl. Nein, dass Gefühl in einem deutlich zu groß dimensionierten Auto zu sitzen, kommt nicht auf. Ganz im Gegenteil. Die Proportionen sind stimmig. Und dieser Eindruck bestätigt sich auch auf den ersten Testkilometern rund um Phoenix im US-Bundesstaat Arizona.

Der Q7 lässt sich mühelos bewegen - und das nicht nur auf den nach deutschen Maßstäben überdimensionierten Highways. Die geschwindigkeitsabhängige Servotronic-Lenkung leistet eine hervorragende Arbeit und führt diesen über 2,2 Tonnen schweren Koloss dorthin, wohin ihn der Fahrer haben will. Sie arbeitet ausgesprochen präzise beim Einlenken und vermittelt einen guten Kontakt zur Straße. So muss es sein. Ausgestattet ist der Q7 - ganz abgestimmt auf die Bedürfnisse der Kundschaft eines solchen Fahrzeuges - mit einer sechsstufigen Tiptronic. Damit lässt sich nicht nur im Stadtverkehr prima cruisen. Angesichts der Geschwindigkeitsbeschränkungen auf US-Straßen und an jeder Ecke lauernder Sheriffs ist man damit bestens bedient.

Überall gut unterwegs, auch auf Sand: der Q7 Foto: Werk

Doch auch außerhalb geschlossener Ortschaften kann man mit dem Q7 viel Spaß haben. Dann nämlich, wenn man auf den Landstraßen auch mal schneller als die sonst vorgeschriebenen 45 Meilen unterwegs ist. Hier kann man dann feststellen, dass in dem Q7 durchaus sportliche Gene stecken. Stellt man den Schalthebel der Tiptronic auf den Sportmodus, kann man die Agilität des Q7 mit dem von uns gefahrenem Dreiliter-V6-TDI erfahren. Der Diesel ist mit seinen 233 PS zwar kein Ausbund an Sportlichkeit, doch wenn er erst einmal in Fahrt gekommen ist, bringt er den Koloss gut in Fahrt. Das maximale Drehmoment von 500 Nm stellt der TDI zwischen 1750 und 2750 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung. Mit diesem Aggregat schafft des der Q7 in 9,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h und kommt auf eine Spitzengeschwindigkeit von 210 km/h.

Kraftverteilung 40:60

Mächtig: der Singleframe-Grill am Audi Q7 Foto: Werk

Doch was viel wichtiger ist: Der Q7 lässt sich dank Allradantrieb mit einer Kraftverteilung von 40:60 und dank seines glänzenden Fahrwerkes - abgeleitet ist es vom VW Touareg, verfügt aber nur über 15 Prozent Gleichbauteile - mit der Luftfederung sportlich durch die Kurven fahren. Wankneigungen sind für ein Fahrzeug dieser Größe im Dynamik-Modus ausgesprochen gering. Das kann man vom Verbrauch nicht sagen. Laut Hersteller liegt er im Durchschnitt bei 10,1 Liter, in der Praxis waren es jedoch rund zwei Liter mehr.

Leider gibt es die Luftfederung nicht serienmäßig. Doch auf sie sollte man auf keinen Fall verzichten. Denn mit ihr lässt sich das Auto auf die unterschiedlichsten Fahrmodi glänzend einstellen: Neben Dynamik sind dies noch Automatik und Komfort. Wer beispielsweise in den Dynamik-Modus schaltet, senkt damit die Karosserie um 15 Millimeter ab. Das System ist unabhängig vom eingestellten Modus in der Lage, die Karosserie auf eine Bodenfreiheit von 165 Millimeter abzusenken, sofern der Q7 mehr als 30 Sekunden mit Tempo 120 km/h unterwegs ist. So wie das Fahrwerk Referenzklasse ist, trifft dies auch auf den Innenraum zu. Von der Verarbeitung und der Qualitätsanmutung setzt Audi auch hier wieder einmal Maßstäbe. Die Konkurrenz kann da nur neidisch werden.

Erhältlich ist der Q7 als Fünf-, Sechs- und Siebensitzer. Doch während man in der zweiten Sitzreihe auch als Großgewachsener dank der verschiebbaren Rückbank sehr gut sitzen kann, hört der Spaß in der dritten Reihe auf. Wer größer als 1,60 Meter ist, sollte sich erst gar nicht daran versuchen, dort Platz zu nehmen. Es ist schlicht Quälerei. Doch diese Sitzreihe sei ohnehin nur für Kinder vorgesehen, wie Audi wissen lässt.

Viel Laderaum

Der Q7: Auch für die Großstadt gemacht Foto: Werk

Wer Platz für Gepäck braucht, dem bietet der Q7 mehr als genug. Als Fünfsitzer bietet er ein Ladevolumen von 775 Litern, als Siebensitzer sind es immerhin noch 330 Liter - und wer die beiden hinteren Sitzreigen komplett zu einer ebenen Fläche umlegt, dem stehen beeindruckende 2035 Liter bereit. Dabei lässt sich die Heckklappe nicht nur elektrisch schließen, sondern vielmehr lässt sich die Ladekante auf Knopfdruck zur besseren Beladung um 71 Millimeter auf dann 765 Millimeter absenken.

Der Side Assist von Audi warnt vor herankommenden Autos Foto: Werk

Daneben ist der Audi mit einer Vielzahl von Innovationen unterwegs. Dazu zählt neben der automatischen Abstandsregelung (Adaptive Cruise Control) auch der Spurwechsel-Assistent (Side Assist). Dank Radartechnik in den Heckstoßfängern bemerkt es herannahende Fahrzeuge und zeigt es in einer leuchtenden LED-Anzeige in Seitenspiegel an. Sollte der Fahrer trotz der Warnleuchte den Blinker zum Fahrbahnwechsel setzen, werden die Dioden heller und erhöhen ihr blinken.

Die Funktionsweise des Side Assist Foto: Werk

Zum Marktstart wird es den Q7 neben dem 3.0 TDI (48.900 Euro) noch als 4,2-Liter V8 mit 257 kW/350 PS für 64.900 Euro geben. In der zweiten Jahreshälfte kommt zudem noch der 3,6-Liter V6 mit 206 kW/280 PS. Da in Deutschland annähernd 90 Prozent aller Verkäufe auf einen Diesel entfallen, wird es Ende des Jahres wohl noch einen Achtzylinder-TDI geben.

Bedenkt man, dass man für die Bestellung von Luftfederung, Navigation und Xenonlicht und andere Nettigkeiten locker noch einmal schnell zehn Tausend Euro mehr auf den Tisch legen muss, ist man beim Diesel schnell bei 60.000 Euro angelangt. Viel Geld. Doch an dem Erfolg des neuen Q7 wird das nichts ändern.

Die Seitenlinie des Q7 Foto: Werk

Denn Spätstarter Audi hat die Zeit genutzt, mit seinem Performance-SUV ein stimmiges Gesamtpaket auf die Beine zu stellen. Im Audi-Werk in Bratislava, hier wird der Q7 produziert, liegt die Kapizitätsgrenze bei 70.000 Fahrzeugen pro Jahr. Bei Audi wird man sich schon einmal Gedanken machen müssen, wie man die Produktionskapizäten aufstocken kann.

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