Audi A8 überzeugt nur als Allradler

Audi hat beim Luxusmodell A8 nach der Allradversion nun auch einen Variante mit Frontantrieb nachgeschoben. Die Kosten sind zwar geringer, doch vollends überzeugend sich die Fahreigenschaften nicht.

Stefan Grundhoff

Audi befindet sich seit Jahren auf Erfolgskurs. Der Autobauer aus Ingolstadt hat sich von einem Mittelklassehersteller der 80er Jahre zur Premiummarke emporgearbeitet. Auszeichnungen, Innovationen und Verkaufszahlen streben in ungeahnte Höhen. Insbesondere das Allradimage hat die Marke nach oben gebracht. Von der Ankündigung, dass PS-starke Modelle nur noch mit dem sicheren und fahrdynamisch überlegenen quattro-Antrieb ausgestattet werden, ist aber nicht viel übrig geblieben. Jüngste Beispiele sind der Audi A4 DTM-Edition, der trotz sportlicher Gene und 220 PS auch mit einem überforderten Frontantrieb zu bekommen ist. Auch das Aushängeschild A8 gibt es mit Verzögerung jetzt als Frontantriebler. Doch wie gut ist die Basisversion 3.2 FSI gegen den gleichstarken Bruder mit quattro?

Allradantrieb als Marketingvorteil

Die Allradversion war zunächst auf den Markt; der Fronttriebler kam später. Foto: Press-Inform

Mit einem Frontantrieb in der Luxusklasse sind schon andere hingefallen. Die Verkaufszahlen von Exoten wie dem alten Cadillac STS (mittlerweile Hecktriebler) oder dem Volvo S 80 dümpelten nicht zuletzt wegen eines Frontantriebs im Keller. Auch der A8-Vorgänger war als Fronttriebler (3,7 Liter) alles andere als erfolgreich. Doch jetzt bringt Audi den rund 1,8 Tonnen schweren Achter mit einem Antriebskonzept, das überrascht. Schließlich gehörte der serienmäßige Allradantrieb neben der Leichtbaukarosse zu den entscheidenden (Marketing-) Vorteilen im heftigen Konkurrenzkampf zwischen S-Klasse, BMW 7er und Co.

Wie fährt sich jetzt der Audi A 8 3.2 FSI als Fronttriebler? Nicht so gut wie die anderen Modelle. Der 3,2-Liter-Motor arbeitet drehfreudig und ist mit 191 kW/260 PS alles andere untermotorisiert. Trotzdem fehlt die spielerische Leichtigkeit, die die größeren Modelle besitzen. Auch ein 3.0 TDI fährt sich im Alltagbetrieb souveräner, weil auch er mit mehr Drehmoment ausgestattet ist. Der 3,2-Liter-Motor leistet bei beiden Antriebskonzepten 330 Nm bei 3250 U/min. Im normalen Fahrbetrieb ist der Unterschied zwischen Front- und Allradantrieb kaum zu spüren. Bei heftigem Beschleunigen in schnell gefahrenen Kurven oder bei Nässe sieht die Sache schon ganz anders aus. Während die Allradversion nahezu durch nichts aus der Ruhe zu bringen ist, haben ESP und Schlupfregelung im Grenzbereich schon alle Hände voll zu tun. Schließlich will das fünf Meter lange Luxusvehikel souverän in der Spur gehalten werden. Der Gewichtsunterschied liegt bei rund 100 Kilo zu Lasten des Allradlers. Die Fahrleistungen liegen auf gleicher Höhe. 250 km/h Spitze und eine Spurtpotenzial von Null auf 100 km/h von 7,7 Sekunden - durchaus beeindruckend für einen Sechszylinder. Zudem verbraucht der quattro gut einen Liter auf 100 km mehr. Ein gewisses Maß Antriebskräfte im Steuer kann der elegante Audi A 8 nicht unterdrücken. Auf kurvigen Landstraßen fährt er sich eben nicht so exzellent wie der quattro-Bruder.

Reine Sicherheitsfrage

Der Fronttriebler fällt im Grenzbereich deutlich ab. Foto: Press-Inform

Weshalb kommen die Strategen aus Ingolstadt auf die Idee mit dem Fronttriebler? Es geht wieder einmal ums Geld. Während ein Audi A8 3.2 FSI als Quattroversion mit Tiptronic einen Basispreis von 63.800 Euro hat, kostet der Fronttriebler mit Multitronic nur 60.900 Euro. Immerhin ein Preisunterschied von knapp 3.000 Euro. Überraschend zudem, dass der Audi A8 3,2 FSI nur als Fronttriebler auch als Langversion (67.300 Euro) zu ordern ist. Hier setzt man auf Fahrdienste, die scharf kalkulieren.

Doch besonders im preissensiblen Ausland erhofft sich Audi durch den A8 Frontantrieb noch mehr Fahrzeuge in der Luxusklasse absetzen zu können. Besonders Asien und die USA sollen Märkte werden. Hier steht Fahrdynamik hinten an. Bleibt abzuwarten, ob sich die Ausweitung der Modellpalette und die Abkehr von alten Tugenden lohnen. Es ist wie immer: Der Kunde entscheidet. Unser Sieger steht jedoch fest.

Keine Beiträge vorhanden