Alfa Romeo Giulietta: Grünes Sportabzeichen

Quadrifoglio Verde

Alfa Romeo Giulietta: Grünes Sportabzeichen
Die Giulietta von Alfa Romeo. © Fiat

Der Name ist bei Alfa Romeo Programm: Quadrifoglio Verde. So nennen die Italiener ihre sportlichen Modelle. Nun bringt die Fiat-Tochter den MiTo und die Guilietta mit dem grünen Kleeblatt auf den Markt.

Ein grünes Kleeblatt auf weißem Grund – andere Hersteller würden das wahrscheinlich als Logo für ihre Öko-Modelle benutzen und damit auf einen besonders geringen Verbrauch hinweisen. Doch bei Alfa Romeo liegen die Dinge ein bisschen anders.

Denn für die schöne Fiat-Tochter ist das das Quadrifolglio Verde, wie die Italiener dieses Glücksymbol nennen, so etwas wie ein Sportabzeichen. Seit Ugo Sivocci das Logo 1923 kurz vor dem Start der Targa Florio auf die Motorhaube seines Monoposto zeichnete und prompt den ersten bedeutenden Sieg für die damals noch junge Marke einfuhr, prangt das Kleeblatt an allen Rennwagen der Carozzeria und schafft es immer mal wieder auch an den Kotflügel eines Serienmodells – jetzt sogar gleich im Doppelpack.

MiTo beginnt bei 23.500 Euro

Denn damit der Erfolg des 4C nicht zum Strohfeuer wird und die Alfisti bis zum Debüt der ersten neuen Volumenautos frühestens im Jahr 2016 nicht die Geduld verlieren, hält die Fiat-Tochter ihre Fans jetzt mit einem Mito und einer Giulietta im Zeichen des grünen Kleeblatts bei Laune. Beide GTI-Gegner stehen ab sofort bei den Händlern und runden bei Preisen von 23.500 und 32.500 Euro das Angebot nach oben ab.

Im Mito montiert Alfa einen 1,4 Liter großen Turbo mit jetzt 170 PS und bis zu 250 Nm, der den Kleinwagen zu einer echten Knallbüchse macht: Laut und giftig brüllt der Vierzylinder auf und wild treibt er den Kleinwagen voran wie ein zorniges Rumpelstilzchen. Neuerdings mit einer Doppelkupplung bestückt, braucht er nur noch 7,3 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 und fegt mit bis zu 219 km/h über die linke Spur, als wäre sie die heimliche Stammstrecke des Stadtflitzers. Und weil das Fahrwerk strammer abgestimmt, die Lenkung etwas direkter ausgelegt und die Bremsen etwas größer dimensioniert sind, macht der Mini aus Mailand auch auf der Landstraße eine ganz ordentliche Figur.

Kein Verbrauchsvorteil zu erwarten

Alfa Romeo Giulietta QV
Das Cockpit des Alfa Fiat

Nur darf man natürlich von einem normalerweise handzahmen Kleinwagen keine Wunder erwarten, wenn plötzlich solche Kräfte an den Vorderrädern zerren und die Reifen deshalb bisweilen schmerzhaft laut um Gnade wimmern. Und vor allem darf man sich von dem grünen Logo keinen Verbrauchsvorteil erhoffen: Auf dem Papier ist der Mito QV zwar etwas sparsamer geworden und macht gegenüber dem Vorgänger immerhin zehn Prozent CO2 gut. Doch wer auch nur ernsthaft in der Nähe des Normwerts von 5,4 Litern bleiben möchte, der hält Pinocchio auch für einen Waisenknaben.

Während der Mito QV als Gegner von Autos wie den Mini Cooper oder den stärkeren Varianten von VW Polo und Ford Fiesta noch zu den Kraftzwergen zählt, will die
Giulietta QV ein ernsthaftes Auto für ambitionierte Schnellfahrer sein. Nicht nur, weil es in dieser Klasse so potente Wettbewerber wie den VW Golf GTI, den Opel Astra OPC oder den Seat Leon Cupra gibt. Vor allem, weil die italienische Schönheit mit einer potenten Organspende punkten kann: Kein geringerer als der Traumsportwagen Alfa 4C stand Pate bei der Entwicklung und opfert seinen heißblütigen 1,8-Liter-BiTurbo samt der Doppelkupplung, damit aus der italienischen Schönheit eine wahrhafte Furie wird.

Zwar wirken die immerhin 240 PS in der Giulietta nicht ganz so üppig wie im 4C, weil der stählerne Fünftürer einfach viel schwerer und lange nicht so handlich ist wie der Donnerkeil aus Karbon. Selbst mit dem künstlichen Sound-Prozessor klingt der Kompakte lange nicht so wild und wütend wie das Coupé. Und natürlich kommt der Frontantrieb bei einem maximalen Drehmoment von 340 Nm bisweilen an seine Grenzen, was sich im lauten Scharren der Räder und in einem Lästigen Ziehen im Lenkrad äußert. Doch wer die Kraft wohl zu dosieren weiß, der kann mit der italienischen Schönheit ein heißes Tänzchen wagen und flott durchs Hinterland fegen.

Sechs Sekunden bis Tempo 100

Alfa Romeo Giulietta QV
Das Heck der Giulietta Fiat

Nicht umsonst gelingt der Spurt von 0 auf 100 in 6,0 Sekunden und endet mit entsprechender Weitsicht erst bei 244 km/h. Das reicht zwar nicht für die Aufnahme in den Club 250 und auch nicht, um mit dem 4C oder wenigstens dem schwächeren und auch noch billigeren Golf GTI Schritt zu halten. Aber es ist allemal genug für eine italienische Landstraße – erst recht, wenn das Tempo dort auf 90 km/h limitiert ist. „Aber muss man sich schon sehr gut beherrschen können, wenn man sich in so einem Auto daran halten will“, schwärmt Chefentwickler Guglielmo Caviasso über die Leidenschaft, die von der Giulietta ausgeht: Nicht umsonst fühlt man sich nach ein paar schnellen Kurven plötzlich als Mitglied im Team von Ugo Sivocci und seinen Rennfahrer-Kollegen, selbst wenn wir mittlerweile 2014 statt 1923 schreiben und die Targa Florio nur noch eine Touristenausfahrt ist. Dass die 7,0 Liter Normverbrauch da schnell zur Makulatur werden, darf keinen wundern. Das Kleeblatt steht schließlich nicht für Vernunft, sondern fürs Vergnügen.

Wie immer bei solchen Sportmodellen ist es mit dem stärkeren Motor und dem neuen Setup für Getriebe, Fahrwerk und Lenkung aber nicht getan. Natürlich gibt es auch ein bisschen optischen Feinschliff. Innen zum Beispiel funkeln verchromte Einstiegsleisten und Alu-Pedale, man blickt in retuschierte Instrumente, greift in ein unten abgeflachtes Sportlenkrad und sitzt auf etwas enger geschnittenen Sportsesseln. Und auch außen waren die Bodybuilder am Werk. Dass man deren Arbeit am Kühlergrill, an Schwellern und Spoilern allerdings kaum sieht, ist in diesem Fall kein Schaden. Denn erstens liefert das Design von MiTo und Giulietta nun wahrlich den letzten Grund für Kritik. Und zweitens prangt auf den Kotflügeln ja das Quadrifoglio Verde. Und das ist mehr als genug, sagt Chefingenieur Caviasso: „Wenn ein Alfisti das sieht, dann stellt er keine Fragen mehr.“ (SP-X)

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