Toyota Yaris Hybrid: Am Bestimmungsort angekommen

Emissionsfrei durch den Stau

Toyota Yaris Hybrid: Am Bestimmungsort angekommen
3,5 Liter Verbrauch verspricht Toyota für den Yaris Hybrid. © Toyota

Der Hybridantrieb wurde bisher vornehmlich in der Oberklasse eingesetzt. Toyota bringt mit dem Yaris Hybrid den Antrieb dorthin, wo er am sinnvollsten arbeiten kann.

Von Thomas Flehmer

In der Oberklasse hat fast jeder Hersteller einen Hybriden im Angebot. Zumeist 20.000 Euro teurer als ein Diesel und auch das Haupt-Einsatzgebiet, die Stadt, wird vom Porsche Cayenne, VW Touareg und Co. eher gemieden. So bleibt der Spareffekt der Mischung aus Verbrennungs- und Elektromotor zumeist aus und hinterlässt lediglich einen "sozialen Fußabdruck der Oberklasse", wie Jaguar Deutschland-Chef Peter Modelhart die Versuche im Interview mit der Autogazette betitelte.

Toyota Yaris Hybrid schwimmt emissionsfrei mit

Einmal mehr beweist nun Hybrid-Pionier Toyota seine Vorreiterrolle und fügt dem Yaris ab dem 16. Juni die Kraft der zwei Herzen zu. Allerdings ist auch der Kleinwagen schon das fünfte Modell mit Hybridantrieb, obwohl es durch sein urbanes Einsatzgebiet eigentlich schon viel früher hätte bestückt werden müssen. Denn gerade in der Stadt kommt die Stärke des Elektromotors zum Tragen.

Im Stau kann der Yaris Hybrid rein elektrisch und somit emissionsfrei mitschwimmen und auch im fließenden Verkehr schaltet sich der neu kreierte 1.5 Ottomotor mit 55 kW/74 PS häufig ab. Bei der Beschleunigung unterstützt der 45 kW/60 PS starke Elektromotor den Verbrenner. Zusammen kommen sie auf eine Systemleistung über 74 kW/100 PS und gelten auch im Alltag nicht als Verkehrshindernis.

Toyota Yaris Hybrid mit zäher Beschleunigung

Der Toyota Yaris Hybrid kommt am 16. Juni
Im linken Rundinstrument wird angezeigt, ob der Toyota Yaris Hybrid elektrisch unterwegs ist Toyota

Allerdings läuft der Beschleunigungsvorgang doch recht zäh ab. Die angegebenen 11,5 Sekunden für den Sprint von Null auf 100 km/h fühlen sich deutlich länger an. Unterstützt wird diese Annahme durch das gequälte Motorengeräusch, um in die Gänge zu kommen. Ist die gewünschte Geschwindigkeit erreicht, versucht der Fahrer so oft wie möglich, den Yaris Hybrid im Eco- oder EV-Modus zu halten. Angezeigt wird dies auf dem linken Rundinstrument, das den Drehzahlmesser ersetzt.

Je nach Fahrweise wird der Fahrer im urbanen Alltag mit einem Verbrauch zwischen 4,1 und 4,6 Litern belohnt. Toyota konnte auf der Rolle des Neuen Europäischen Fahrzyklus 3,1 Liter in der Stadt simulieren, gesamt wird der Verbrauch mit 3,5 Litern angegeben, was einem CO2-Ausstoß über 79 Gramm pro Kilometer entspricht. Doch der Wert auf der Rolle ist ein rein theoretischer, letztendlich kommt es auf den Fahrer an. Doch die meisten Fahrer werden sich der Faszination des elektrischen Fahrens nicht entziehen können. Auch wenn man glaubt, nicht so schnell zu fahren wie die anderen, trifft man die Meute an der nächsten roten Ampel doch zumeist wieder.

Toyota Yaris Hybrid mit Schwächen auf der Schnellstraße

Doch was in der Stadt die Stärke des Hybriden ausmacht, ist die Schwäche auf den Schnellstraßen. Dort schnellt der Verbrauch – weil nun der Elektromotor zur Untätigkeit verurteilt ist - schon bei einem Tempo zwischen 100 km/h und 120 km/h in die Höhe. Zudem agiert der Benziner recht laut, sodass die Höchstgeschwindigkeit von 165 km/h nicht unbedingt erreicht werden möchte.

Doch die freie Strecke ist auch nicht das Terrain des 3,91 Meter langen Kleinwagens. Dank eines Wendekreises über glatte zehn Meter zeigt sich der Yaris Hybrid wendig und dem Alltag gewachsen. Das Kofferraumvolumen über 286 Liter ist klasseüblich. Die Nickel-Metallhydrid-Batterie nimmt keinen Platz weg, da sie unter dem Rücksitz verbaut wurde. Toyota setzt weiterhin auf diese Technologie, die robuster als eine Lithium-Ionen-Batterie ist und zudem deutlich günstiger.

Niedrigere Nebenkosten mit dem Toyota Yaris Hybrid

Der Toyota Yaris Hybrid kommt am 16. Juni
Der Toyota Yaris Hybrid ist günstiger als der Diesel Toyota

Und auch gerade beim Preis kann Toyota punkten. Denn während die bisherigen Hybrid-Lösungen zum Teil wesentlich teurer als die normalen Diesel und Benziner ausfielen, kann der Yaris Hybrid sogar gegen den vergleichbar ausgestatteten Yaris 1.4 D-4D bestehen. Der Diesel ist schon 1320 Euro teurer als der Yaris Hybrid, der mit einer gut ausgestatteten Basisversion bei 16.950 Euro beginnt. Der 1,33 Liter große Benziner kostet dagegen gerade mal zehn Euro weniger.

Hinzu kommt, dass für den Hybrid neben der Verbrauchseinsparung auch geringere Unterhaltskosten sowie steuerliche Vorteile die Nebenkosten senken. Und ein Wechsel von Kupplung, Anlasser, Keil- und Zahnriemen entfallen auch, da der Hybrid diese Teile nicht besitzt. Somit wird die Hybridspirale mit dem Yaris total umgedreht. Anstatt Oberklasse-Boliden auf der Autobahn nicht oder kaum mit dem Elektromotor zu unterstützen, ist der alternative Antrieb im Kleinwagensegment sogar bei der Anschaffung günstiger. Der Hybrid ist am eigentlichen Bestimmungsort angekommen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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